Wasserkraft für eine saubere Energiezukunft

Etzenricht/Tännesberg. Müsste jeder Bürger, den Strom, den er täglich verbraucht, selbst auf einem Ergometer produzieren, würde ein Tag zur Erzeugung nicht ausreichen: Er müsste dafür 70 Stunden radeln.

Wasserkraftwerk Reisach Freie Wähler Kreisverband NeustadtWN
Der Kreisverband der Freien Wähler Neustadt/WN zu Gast im Pumpspeicherkraftwerk Reisach. Bild: Kreisverband Freie Wähler.

In Kraftwerken wird elektrische Energie großtechnisch gewonnen und über Stromnetze zum Verbraucher transportiert. Dabei wird genaugenommen eine andere Energieform wie Kohle, Gas, Kernkraft, Wasser, Wind oder Sonne in elektrische Energie umgewandelt. Die Kraftwerksgruppe Pfreimd setzt schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts auf die Nutzung der Wasserkraft zur regenerativen Erzeugung von Strom.

Der Freie Wähler Kreisverband Neustadt hatte zu einem Besichtigungstermin des Pumpspeicherkraftwerks Reisach eingeladen. Vorsitzende Gabriela Bäumler und Kreisrat Karl Meier konnten neben vielen Interessierten aus dem ganzen Landkreis, darunter auch einige Kinder und Jugendliche, den Landtagsabgeordneten Tobias Gotthardt aus Kallmünz begrüßen. Im Besprechungsraum des denkmalgeschützten Kraftwerks Reisach gab der stellvertretende Betriebsleiter Bernhard Ostler einen Überblick über die Geschichte und die Arbeitsweise der Wasserkraftanlage.

Natürliche Wasserkraft

Das Pumpspeicherkraftwerk ist Teil der Kraftwerksgruppe Pfreimd. Zu ihr gehören außerdem das Pumpspeicherkraftwerk Tanzmühle, das bereits in den 1920er Jahren errichtet wurde, das Laufwasserkraftwerk Trausnitz mit Speicher und Talsperre, sowie der Hochwasserspeicher Rabenleite, Kainzmühlspeicher und -sperre. Die topografischen Gegebenheiten bieten ideale Voraussetzungen für die Wasserkraft zur Stromerzeugung wie zur effizienten Pumpspeicherung mit hohen Wirkungsgraden.

Im Jahr 1955 in Betrieb genommen, pumpte die Anlage ursprünglich nachts das Wasser in den Hochspeicher Rabenleite, damit am nächsten Morgen Strom produziert werden konnte. Heute hat sich die Aufgabenstellung gewandelt: Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere Wind und Sonne, werden immer größere Mengen schwankender Erzeugung in die Netze eingespeist. Das hat Auswirkungen auf die Kraftwerke. Die natürliche Kraft des Wassers wird heute auf dreierlei Weise genützt: um Energie zu erzeugen, zu speichern und um das Netz zu stabilisieren.

Was passiert bei einem Blackout?

“Das Kraftwerk Reisach ist eine Schlüsselanlage für die Energiewirtschaft,” betonte stellvertretender Betriebsleiter Ostler. Sollte es zu einem Blackout des Stromnetzes kommen, diene es als Erregerzelle. “Innerhalb von nur zwei Minuten kann es den Strom liefern um andere Kraftwerke zu starten und damit das Netz wieder aufzubauen. Dies ist ein großer Vorteil der Wasserkraft. Thermische Kraftwerke sind wesentlich träger. Sie brauchen Tage um zu starten oder herunter zu fahren”, so Ostler.

Laufend werde laut Ostler in die Technik investiert. Zuletzt wurde die Turbinenleistung auf 137 Megawatt erhöht. Dadurch konnten sowohl die Primär- als auch die Sekundärregelleistung der Kraftwerksgruppe ausgeweitet werden. Neu ist auch ein Batteriespeicher, verteilt auf vier Container. Auch er trägt zur Netzstabilität bei, da er extrem schnell, innerhalb weniger Sekunden startbereit ist, um Strom einzuspeisen oder aufzunehmen. Im Jahr 2020 steht die nächste große Revision des Pumpspeicherkraftwerks an. “Die Aufträge sind vergeben.”, so Ostler.

Dezentrale, regionale Energieerzeugung

Landtagsabgeordneter Gotthardt unterstrich die Bedeutung der dezentralen, regionalen Energieerzeugung in bestehenden Kraftwerken. Dabei müsse das Augenmerk insbesondere auf die Speichertechnologien gelegt werden. “Damit die Energiewende erfolgreich werden kann, brauchen wir ein Gesamtkonzept. Das Geld muss zukunftsorientiert investiert werden. Es wäre fatal, an überholten Szenarien festzuhalten.”

Eine Besichtigung des Maschinenhauses Reisach, das drei Pumpspeichersätze beherbergt, schloss sich an. Beeindruckt waren die Besucher, als um 12.00 Uhr – zu diesem Zeitpunkt lag eine Anforderung vor – die Turbinen nacheinander zu arbeiten begannen.

Eine Fahrt zum Hochspeicher Rabenleite schloss sich an. Der ehemalige Bürgermeister von Tännesberg, Werner Braun, betonte die Bedeutung der visionären Ideen der Vordenker zur Verwirklichung dieses Projekts. Er verwies auf die Leistung der Ingenieure, denen nur einfache Mittel zur Verfügung standen um die Bauwerke zu planen und durchzuführen und die Bedeutung der Anlage für die Region – damals und heute.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Hotel “Post” in Tännesberg suchten die Teilnehmer Abkühlung am Bursweiher.

* Diese Felder sind erforderlich.