Servus Weiden: Störche fliegen in den Süden

Weiden. Nun ist die Saison 2019 der Weißstörche in Weiden auch zu Ende. Der letzte der großen Segler machte sich erst am 14. Oktober auf die Reise Richtung Süden. Das war so spät wie noch nie in allen Jahren vorher.

Von Jürgen Wilke

Storch Weiden
Und Tschüss: Einer der Störche fliegt ab ins Winterquartier

Auf dem Dach des Alten Schulhauses in Weiden legte das Storchenweibchen ab Anfang April fünf Eier. Bei der Weidener Storchenhorstbetreuerin des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Helga Bradatsch und allen Storchenfreunden war die Freude riesengroß. Denn fünf Eier im Gelege der Weidener Weißstörche hat es in den vergangenen zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben, sondern zwei, drei, maximal vier Eier.

Ab in den Süden

Nach einer Brutzeit von rund 32 Tagen schlüpften im Abstand von ein bis zwei Tagen drei Küken. „Es liegt nahe, dass nicht alle Eier befruchtet waren“, vermutet Helga Bradatsch. Von den drei Storchenküken überlebte leider nur eines. Die aufopferungsvollen Storcheneltern sorgen beim Heranwachsen ihres „Einzelkindes“ mit regelmäßigen Ablösungen dafür, dass der Kleine „storchengerecht“ versorgt wurde und zu einem prächtigen Jungstorch heranwuchs, der Mitte August in sein Winterquartier flog.

Storch Weiden
Allein, allein: Jetzt macht sich auch der Storchenpapa auf den Weg in Richtung Süden.

Storchenpapa allein zu Haus

Die Altstörche starten gewöhnlich vier bis fünf Wochen nach ihren Kindern, zwischen Ende August und Mitte September, gemeinsam Richtung Süden. In diesem Jahr flog das Storchenweibchen allerdings in der vorletzten Septemberwoche alleine ab und ließ seinen Partner solo auf dem Horst zurück. Das Storchenmännchen folgte am 14. Oktober. Es kommt durchaus vor, dass sich im Spätsommer nicht nur der Familienverband, sondern oft auch die Paarbindung bei Weißstörchen auflöst. Bei den Weidener Altstörchen wurde bisher allerdings immer ein gemeinsamer Abflug ins Winterquartier beobachtet.

[box type=”info” style=”rounded” border=”full”]Geschichtliches: Weiden ist seit Jahrhunderten Geburtsort vieler Weißstörche. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1576 zurück, als die Stadt Geld zur Reparatur des Horstes auf dem Rathausdach bereitstellte.

Storch Weiden

Der Klimawandel, den Fachleute seit langem beobachten, wirkt sich auch auf das Verhalten von Zugvögeln aus, so die Erkenntnis der Experten. Man hat festgestellt, dass der Weißstorch immer öfter im Mittelmeerraum oder in Südosteuropa sein Winterquartier bezieht. Teilweise überwintern sogar Störche in unserer Region.

Ab August geht’s in den Süden

Während die Jungstörche meistens bereits Mitte August abfliegen, verlassen die Eltern in der Regel Ende August bis Ende September ihr Brutquartier. Der Storch als Zugvogel legt jeden Herbst lange Strecken zwischen seinem Sommerquartier in Europa und seinem Winterquartier im Süden zurück, im Frühjahr in umgekehrter Richtung. Dank ihrer angeborenen Navigations-Eigenschaften finden auch Jungstörche ihre Flugroute alleine.

Freund Adebar hat eine ausgeprägte Scheu vor großen Wasserflächen. Wegen der geringen Thermik meidet er deshalb das Überfliegen des Mittelmeeres. So ziehen die sogenannten „Weststörche“ bei Gibraltar, die „Oststörche“ über den Bosporus in den Süden. Die Überwinterung erfolgt dementsprechend in Afrika oder in Asien. Die Wüste zu überqueren macht dem großen Segler nichts aus, da er die dort entstehende Thermik geschickt auszunutzen versteht. Nach neuesten Erkenntnissen verläuft die Grenze zwischen „West“- und „Oststörchen“ in Nord-Süd-Richtung genau durch Bayern, sodass Störche aus unserem Bundesland teilweise über den Bosporus aber auch über Gibraltar fliegen.

Mehr Informationen zum Weidener Storch gibt es im „Storchenbuch“ unseres Autors Jürgen Wilke. [/box]

Fotos: Jürgen Wilke

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