Friedhofsbesuche im Sperrgebiet

Grafenwöhr/Vilseck. “Wenn wir ferne sind und weit, wer wird denn am Grabe beten zur Allerseelenzeit“? Die Frage stellte einst der Heimatdichter Erhard Trummer aus dem aufgelösten Übungsplatzdorf Haag. Alljährlich liefern die Nachkommen der Haager und Langenbrucker Antworten, die auch heuer wieder die beiden Friedhöfe im Sperrgebiet besuchten.

Von Gerald Morgenstern 

Friedhof Langenbruck Haag Grafenwöhr Truppenübungsplatz 2
Viele Gläubige besuchten den Friedhofs im Sperrgebiet an Allerseelen. Pfarrvikar Hrundaya Kumar aus Vilseck segnete wie hier auf dem Langenbrucker Friedhof die Gräber.

Der Vorsitzende des Soldaten- und Kriegervereins Sorghof, Werner Stubenvoll, kümmert sich seit Jahren, um den Erhalt der Gedenkstätten und die Organisation der Friedhofsbesuche. In begleiteten Franz Zeilmann und Andreas Kreuzer von der US-Armee Garnison Bavaria. Schon eine Woche vor dem Besuch räumte die Army den Angehörigen die Möglichkeit ein, die Gräber auf dem Langenbrucker Friedhof zu richten und zu schmücken.

Kulturhistorisches Kleinod

Der Langenbrucker Friedhof liegt am Rande der Rose Barracks und wurde nach Auflösung der Ortschaft auch weiter gepflegt. Mitten im Übungsplatz liegt an der “Alten Reichsstraße 85” der Haager Friedhof. Arbeiter der Bundeswehr haben ihn 1992 saniert. Mit seinen reichlich verzierten Grabmälern aus Sandstein stellt er ein Kleinod im Sperrgebiet dar.

Pfarrvikar Hrundaya Kumar aus Vilseck sprach die Gebete und segnete die Gräber. Durch den alljährlichen Besuchen zur Allerheiligenzeit wird die Verbundenheit der früheren Bewohner und deren Nachkommen zu ihrer alten Heimat dokumentiert.

Friedhof Langenbruck Haag Grafenwöhr Truppenübungsplatz 1
Reichlich verzierte Grabsteine aus Sandstein gibt es auf dem Haager Friedhof. Er gilt als kulturhistorisches Kleinod.

Verlorene Heimat wird Übungsplatz

Die Ortschaften wurden vor über 80 Jahren aufgelöst. 3.500 Menschen aus 58 Ortschaften, Gehöften und Weilern mussten im dritten Reich bei der Erweiterung des Platzes ihre angestammte Heimat verlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die US-Armee den Truppenübungsplatz und baute ihn zum größten und modernsten Ausbildungsgelände der US-Armee in Europa aus.

Die einst blühenden Ortschaften wurden gleich nach Kriegsende frei gegeben, um Baumaterial zum Aufbau neuer Siedlungen außerhalb des Sperrgebietes zu errichten. Heute sind in den Wüstungen nur noch Keller, Brunnenlöcher und wenige Mauerreste zu finden. Im Bestand gesichert wurde Kirchenruine Hopfenohe zusammen mit den beiden Friedhöfen in Haag und Langenbruck ist sie auch oft Ziel für die von der US-Armee genehmigten Besucherfahrten.

Bilder: Gerald Morgenstern 

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