Wenn im Alter das Geld knapp wird

Weiden/Neuhaus. Immer mehr Senioren sind auf Unterstützung angewiesen, weil die Rente nicht mehr reicht – auch Gregor aus Weiden und Lydia aus Neuhaus kennen das. Die mögliche Unterstützung des Staats nehmen aber viele Betroffene aus Scham nicht an.

Von Udo Fürst

Rente Rentner Geldbeutel Geldbörse 2
Wenn am Monatsende das Geld knapp wird. Für Rentner wie Gregor und Lydia ein großes Problem. Foto: Fürst

Für Gregor Z. aus Weiden sind die letzten Tage im Monat immer besonders schlimm. „Der Spruch ‘Wenn am Ende des Geldes noch zu viel Monat übrig ist’, trifft auf mich hundertprozentig zu“, sagt der 73-Jährige, der seinen Namen nicht nennen mag. Er lächelt, obwohl ihm eigentlich gar nicht nach Lachen zumute ist.

Der alleinstehende Frührentner, seit einer schweren Erkrankung mit Mitte Fünfzig erwerbsunfähig, muss mit knapp 800 Euro im Monat auskommen. Davon gehen 500 Euro für Miete, Wasser, Strom, Fernsehen und Telefon weg. 300 Euro bleiben also für Essen, Getränke und andere Dinge. Das Rauchen hat Gregor Z. vor Jahren aufgehört, weil „ich mir es nicht mehr leisten konnte“.

Immer mehr Menschen sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von „Alters-Hartz-IV“ stieg innerhalb von zehn Jahren um 13 Prozent. Gab es zum Beispiel in Weiden 2008 noch 662 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangen Jahr bereits 748. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Oberpfalz mit und beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Landesamtes.

590 Euro Rente

Noch dramatischer sieht es im Landkreis Neustadt/WN aus: Hier stieg die Zahl der „Alters-Hartz-IV“-Empfänger in zehn Jahren sogar um 42 Prozent. Gab es 2008 noch 545 Bezieher von Grundsicherung, so waren es im vergangen Jahr 774 Männer und Frauen. Eine dieser Frauen ist die 77 Jahre alte Lydia F. aus Neuhaus. Die Witwe bekommt ganze 590 Euro Rente. Zwar muss sie nur 350 Euro für Miete und andere Nebenkosten berappen, dennoch bleibt ihr für das Leben sehr wenig Geld. Sie hat aber Glück im Unglück, wird von ihrer Tochter unterstützt, „obwohl die auch nicht viel mehr hat“, sagt die Frau, die ihren Namen ebenfalls nicht online lesen will.

In Bayern erhalten circa 125.000 Rentner Grundsicherung – 43 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. NGG-Geschäftsführer Rainer Reißfelder fordert eine rentenpolitische Kurskorrektur. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut zu verhindern. „Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück“, weiß der Gewerkschafter.

Genauso geht es Lydia F., die 40 Jahre als Metzgereiverkäuferin in Teilzeit gearbeitet hat: „Aufs Amt gehe ich nicht. Da kenne ich mich nicht so aus und das will ich auch nicht.“

Grundrente die Lösung?

Nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind bundesweit bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen.

„Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs“, erklärt Gewerkschafter Reißfelder.

Bei der geplanten Grundrente sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter 896 Euro kommen, um bis zu mehrere hundert Euro aufgebessert werden. „Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit. Es würdigt die Leistung derer, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben“, sagt Reißfelder.

Gregor Z. ist bei der Grundrente eher skeptisch: „Das wäre zwar nur gerecht, aber wer weiß, ob ich da überhaupt noch lebe, wenn die kommt.“

* Diese Felder sind erforderlich.