Wofür gibt’s Geld? Gestaltungsfibel für Neustadt am Kulm

Neustadt/Kulm. Gespannt warten viele Bürger der Kulmstadt auf die Erläuterungen von Bürgermeister Wolfgang Haberberger bei der morgigen Bürgerversammlung zur viel diskutierten Gestaltungsfibel für die Innenstadt, die als Voraussetzung für die Sanierung alter Häuser in diesem Bereich gilt. In der jüngsten Stadtratssitzung ging es zum wiederholten Mal um dieses Thema.

Von Udo Fürst

Neustadt Kulm Fibel
Solche Werbetafeln wie das schmiedeeiserne Schild sind in der Fibel ausdrücklich erwünscht, grelle Leuchtreklamen und Markisen dagegen nicht. Foto: Udo Fürst

„Kommunales Förderungs- und Geschäftsflächenprogramm zur Durchführung privater Fassadengestaltungs- und Sanierungsmaßnahmen im Rahmen der Stadtsanierung“ heißt das Projekt, mit dem private Hauseigentümer bei der Renovierung ihrer Häuser finanziell unterstützt werden sollen. Die Fibel gibt den Bauwilligen Empfehlungen und Hinweise, wie sie ihre Häuser sinnvoll und dem historischen Charakter entsprechend umbauen können.

„Bei Sanierungen spielen nicht nur Gebäudegröße, Proportionen, Konstruktionsweise und Materialwahl eine wesentliche Rolle, sondern auch die Ausbildung baulicher Details wie Öffnungen und Gliederungselemente. Insgesamt soll mit der Gestaltungsfibel das Bewusstsein für ortstypisches Sanieren und Bauen geweckt beziehungsweise gefördert und so das tradierte Stadtbild bewahrt und – soweit erforderlich – verbessert werden“, schreibt Architekt Volker Jungwirth, der die Gestaltungsfibel erarbeitet hatte, in seinem Vorwort. Ein großes Anliegen sei es gewesen, den Eigentümern Spielräume zu geben, um ihre individuellen Wünsche in einem denkmalpflegerisch verträglichen Rahmen zu verwirklichen.

Eschenbach als Vorbild

Neustadt Kulm Fibel

Der Bürgermeister hatte als Muster die Satzung der Stadt Eschenbach mitgebracht, an der sich auch die Kulmstadt größtenteils orientieren will. Hermann Preißinger (CSU) stellte zunächst fest, dass ein neues Dach oder ein Fensteranstrich in einem Siedlungsgebiet genauso viel koste wir in der Altstadt, weshalb sich die Frage stelle, ob nicht die ganze Stadt in den Förderbereich fallen müsste.

Wolfgang Haberberger entgegnete, dass dies nur für eine Altstadtsanierung gelten könne. In der Fibel sind viele Gestaltungsbeispiele aufgelistet: Von Fenstern und Türen über Fassaden und Dächern bis hin zu den Traufhöhen – die Bauwilligen bekommen zahlreiche Tipps für ihre Sanierungsmaßnahmen.

So soll die für die Region typische Kleinteiligkeit der Grundstücke erhalten bleiben, weil sie mit ihrer Parzellenbreite den Takt für die das Straßenbild prägenden Fassaden vorgebe. Die Fenster und Türen sollten nicht willkürlich angeordnet, sondern nach einer bestimmten Ordnung hoch-rechteckig angebracht werden. Unbedingt vermieden werden sollen Bauspünden der Siebziger und Achtziger Jahre wie große Fenster mit horizontalen Öffnungen.

Regelwerk soll bald fertig sein

Anstatt dessen soll eine dem Baustil und dem Baujahr des Gebäudes entsprechende Fensterteilung erhalten beziehungsweise hergestellt werden. Bei Gebäuden, die bis 1960 gebaut wurden, sollten Fenstersprossen vorzugsweise aus Holz eingebaut werden. Natursteinfassaden seien unbedingt zu bewahren und verputzte Gebäude bevorzugt mit glatten Putzen auszuführen, heißt es weiter.

Die Frage, ob nur die Mehrkosten für den aufwendigeren Baustil oder die ganze Maßnahme bezuschusst werden, soll die Verwaltung bis zur Bürgerversammlung klären. „Letztlich entscheidet der beratende Architekt, was wie gemacht und gefördert werden kann“, sagte der Bürgermeister und mahnte eine zügige Verabschiedung des Regelwerks an. „Das muss im Januar oder Februar fertig sein, damit wir endlich in die Pötte kommen können.“

Fotos: Udo Fürst

* Diese Felder sind erforderlich.