Kulm-Turm: Renovierung in schwindelerregender Höhe

Neustadt/Kulm. Er ist das Wahrzeichen der Stadt und der nordwestlichen Oberpfalz: Der Aussichtsturm auf dem 681 Meter hohen Rauhen Kulm vor den Toren von Neustadt am Kulm. Es ist bereits der fünfte Turm auf dem Gipfel des erkalteten Vulkans. Mittlerweile nagt am 1987 eingeweihten Bauwerk der Zahn der Zeit und so wird es im kommenden Jahr saniert.

Von Udo Fürst

Rauher Kulm Aussichtsturm Renovierung
Schwindelfreiheit ist hier unbedingte Voraussetzung: Fachleute erneuerten in den vergangenen Wochen einige Bretter am Aussichtsturm.

Rund um den archaisch erscheinenden Hausberg der Kulmstadt – vor fünf Jahren von der Heinz-Sielmann-Stiftung als schönstes Naturwunder Deutschlands ausgezeichnet – ranken sich viele Mythen und Erzählungen. Das liegt in erster Linie an der Geschichte seiner frühen Besiedelung. Die ersten bedeutenden Informationen zur Besiedlungsgeschichte sind Adalbert Neischl zu verdanken, der am Rauhen Kulm zwischen 1908 und 1910 verschiedene Ausgrabungen durchführte.

Historische Funde um den Kulm

Bei seinen Schürfungen fand Neischl unter anderem jungsteinzeitliche Feuersteingeräte, Keramik aus vorchristlichen Metallzeiten sowie frühmittelalterliche Keramik bis zu den Jahren 600-800 nach Christus. Seit 2004 graben Teams der Universität Bamberg unter Leitung von Hans Losert am Vulkankegel in der nordwestlichen Oberpfalz. Der Aufwand hat sich gelohnt: Vom „Pebble Tool“, dem mindestens 20.000 Jahre alten, einem Stein ähnelnden Werkzeug, über Pfeilspitzen bis zum Bronzekreuz haben Losert und sein Team bedeutende Zeitzeugen am Fuß des Rauhen Kulm gefunden.

Die in den 14 Jahren in akribischer Arbeit zutage geförderten Fundstücke sind in der Ausstellung des Fördervereins „Rauher Kulm“ im Schulhaus zu sehen. Die archäologische Schau bietet eine anschauliche Zeitreise in die Vergangenheit der Region um den Rauhen Kulm. Zunächst erfährt der Besucher das Wichtigste über die Entstehung des markant in der Landschaft stehenden Berges, der immer schon für die Menschen ein wichtiger Orientierungspunkt war. Beleg dafür sind heute die unterschiedlichen Fundstücke aus den archäologischen Grabungen am Rauhen Kulm selbst und aus den Gräberfeldern bei Mockersdorf und am Barbaraberg.

Rauher Kulm Aussichtsturm Renovierung
Einige morsche Bretter wurden bereits ausgetauscht.

Beständige Ringwälle

Aus fast allen Epochen der Geschichte des Menschen vom Homo erectus (Altsteinzeit) bis ins hohe Mittelalter gibt es Fundstücke. Bemerkenswert ist ein Bleikreuz, das während der frühmittelalterlichen Mission einem Täufling überreicht wurde. Dieser erste Hinweis auf frühes Christentum vom Rauhen Kulm ist älter als die früheste bekannte Kirche der Region, die um das Jahr 1000 auf dem benachbarten Barbaraberg entstand.

Die vor allem auf der Südseite des Rauhen Kulms noch gut erhaltenen, bis zu zwölf Meter breiten und im Mittel 1,5 Meter hohen Ringwälle stammen mutmaßlich aus der Bronzezeit. Erstmals im Jahr 1119 wurde die Burg auf dem Rauhen Kulm erwähnt. Sie war ein Reichslehen an die Landgrafen von Leuchtenberg. 1281 ging sie ins Eigentum der Burggrafen von Nürnberg über. 1430 überstand sie den Angriff der Hussiten. 1554 wurde sie im Bundesständischen Krieg nach einjähriger Belagerung von Nürnberger Truppen eingenommen und zerstört.

Vorgänger fällt Flammen zum Opfer

Der erste Turm war ein um 1807 von Dr. Nikolaus Apel entworfener, hölzerner Aussichtsturm. Darin befand sich über einem Saal eine bewegliche vergoldete Sonne, weshalb der Turm auch Sonnentempel genannt wurde. Der jetzige, 32 Jahre alte Aussichtsturm, ist der fünfte Turm auf dem Rauhen Kulm. Sein Vorgänger fiel am 30. Juni 1984 einem bis heute nicht ermittelten Brandstifter zum Opfer. Innerhalb von nur einer halben Stunde brannte die Konstruktion komplett ab.

In den folgenden Jahren wurde der heute noch stehende, 85 Tonnen schwere Turm errichtet. Er kostete 850.000 Mark. Im jetzigen Turm erreicht man nach 110 Stufen die Aussichtsplattform, von der man bei gutem Wetter eine fantastische Aussicht bis zum Fichtelgebirge im Norden, der Fränkischen Alb im Westen und in den Bayerischen Wald im Süden genießt.

Vor allem an den Wochenenden zieht es oft Hunderte Wanderer und Ausflügler zum Turm auf dem Rauhen Kulm, um den sich die Stadt und der Förderverein Rauher Kulm mit der Vorsitzenden Käthe Pühl an der Spitze ehrenamtlich kümmern.

Rauher Kulm Aussichtsturm Renovierung
Löcher und Risse in den Brettern an der Außenwand des Aussichtturms.

Renovierungsarbeiten in schwindelnder Höhe

Nachdem in den letzten Monaten die Schäden an der Holzkonstruktion immer deutlicher wurden, entschloss sich Bürgermeister Wolfgang Haberberger zum Handeln. In akrobatischer Arbeit wechselten durch Seile gesicherte Fachleute mehrere Bretter an der Außenhaut des Turms und im Inneren aus.

Damit das Wahrzeichen der Stadt wieder komplett im neuen Glanz erstrahlen und gefahrlos erklommen werden kann, gehen die Renovierungsarbeiten im nächsten Jahr weiter, teilte Haberberger in der Bürgerversammlung mit. Was die Sanierung kosten wird konnte der Bürgermeister noch nicht sagen. Allerdings sei er zuversichtlich, eine Förderung zu bekommen.

Fotos: Udo Fürst

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