Drei Nordoberpfälzer, ein Ziel: Nach Hause kommen

Weiden. Ausgangsbeschränkung, möglichst wenige soziale Kontakte und Home-Office soweit es geht – so sieht der Alltag aktuell bei vielen von uns in der Region aus. Aber was ist mit Nordoberpfälzern, die aktuell im Ausland sind oder versuchen zurück zu kommen? Drei Geschichten. 

Von Yvonne Fichtl

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Es gibt nur noch Extreme: Entweder ist der Flughafen gestopft voll – oder er gleicht einer Geisterstadt.

Leonie Rebitz aus Grafenwöhr ist Staatlich geprüfte Assistentin für Hotel- und Tourismusmanagement und arbeitet bei Nix-wie-weg in Parkstein. Sie war für eine Informationsreise in Marokko. Die Urlaubsberaterinnen des Online-Reisebüros reisen immer wieder selbst in die beliebtesten Urlaubsorte, um ihre Kunden bestens informieren zu können. Das diese Info-Reise aber so enden würde, damit hatte die Grafenwöhrerin nicht gerechnet.

Stundenlanges Ausharren am Flughafen

Stundenlang wartete sie auf einen Rückflug – gemeinsam mit hunderten anderen Touristen. “Mindestabstand einhalten war auf dem kleinen Flughafen in Agadir unmöglich”, erzählt Leonie. Viele seien hektisch und gestresst gewesen und einige hätten auch Mundschutz getragen. “Das hat mich irgendwie schon etwas beunruhigt.” In Marokko selbst habe sie sich nie unsicher gefühlt.

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Leonie Rebitz bleibt trotz Chaos und Hektik gelassen und kann auch beim Warten am Flughafen noch Lachen.

Die Reiseleitung sei in dem Chaos sehr besonnen und ruhig vorgegangen und habe sich hervorragend um alle Betroffenen gekümmert. “Ich hatte keine Angst, dass wir nicht heimkommen. Unsere Reiseleitung hat alles versucht.” Nach über 10 Stunden Wartezeit konnten sie und die anderen endlich in den Flieger. “Der Flughafen in München war im Gegensatz dazu richtig gespenstisch und wie ausgestorben”, berichtet sie.

Zu Hause bleiben das Gebot der Stunde

Zu Hause angekommen habe sie gleich ihren Hausarzt und beim Gesundheitsamt angerufen. “Testen lassen musste ich mich nicht. Für mich gilt das gleiche wie für alle im Moment: Niemanden treffen und zu Hause bleiben!”

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Den ganzen Tag mussten Leonie und ihre Mitreisenden am Flughafen ausharren.

Auch Anja Sengenberger aus Neustadt hat eine kleine Odyssee hinter sich. Sie wollte nach dem Masterabschluss erst einmal die Welt erkunden und brach auf zu einer Reise nach Vietnam. Diese fand dank der Corona-Krise ein jähes Ende. Zwei Monate war die 26-Jährige in Südost-Asien unterwegs. In Vietnam aber war die Situation erst noch entspannt.

Anja Sengenberger Situation Ausland
Anja Sengenberger musste den ganzen Flug über ihren Mundschutz tragen.

“Sie haben uns auf der Straße Fieber gemessen!”

Es gab trotz der Nähe zu China anfangs nur eine handvoll Fälle. Doch als immer mehr Infizierte in Europa bekannt wurden, wurde die Situation für Anja und ihren Reisepartner aus England immer unangenehmer. “In Restaurants wollte uns niemand mehr bedienen, aus Angst wir könnten sie anstecken”, erzählt sie. Auch in Vietnam werden die Restriktionen dann verschärft. Flüge gestrichen.

Eine Gruppe Briten steht im Verdacht, das Virus Anfang März zurück nach Vietnam gebracht zu haben. Ab dann ist die Situation noch unerträglicher. “Alle Europäer wurden angehalten und auf der Straße Fieber gemessen”, berichtet Anja. In einem Shop hätten alle sofort die Flucht ergriffen, als sie dort ein Ladekabel kaufen wollte. Also beschließen sie nach Hause zurückzukehren. “Ich hätte so gern noch mehr von Vietnam gesehen. Und auch meine Reisebegleitung werde ich wohl so schnell nicht wieder treffen”, erzählt sie geknickt.

40 Stunden um nach Hause zu kommen

Die Suche nach einem Heimflug wurde zu einer Herausforderung. Die Preise schossen in die Höhe. 1.200 Euro für einen Flug nach Frankfurt. Am Ende ging die Reise für sie über Dubai nach London und von dort nach Nürnberg. Über 40 Stunden war sie insgesamt unterwegs. “Wir mussten den ganzen Flug über Mundschutz tragen”, berichtet die Neustädterin. Die Flughäfen glichen Geisterstädten. Jetzt ist auch sie zu Hause in Neustadt angekommen – und hält sich an die Ausgangsbeschränkungen.

Leben in einer Geisterstadt

Max Hausner lebte bis zum Wochenende wegen eines Praktikums bei einer Deutschen Stiftung in Prag. Dort gab es schon vor den bayerischen Ausgangsbeschränkungen erhebliche Einschränkungen. “Hier dürfen wir nur noch mit Mundschutz auf die Straße”, erzählt der Parksteiner. Es seien kaum noch Leute auf der Straße. Selbst die berühmte Karlsbrücke sei wie leer gefegt. Was ihn an den Nachbarn besonders beeindruckt ist die Solidarität. “Weil es zu wenige Masken gibt, haben die Prager angefangen Mundschutz zu nähen. Ich selbst hab auch einen von einem Fremden bekommen.”

Situation Ausland Max Hausner
Die Karlsbrücke in Prag ist wegen der Ausgangssperren wie ausgestorben.

Leute kennen lernen ist natürlich in der aktuellen Lage schwierig für den Oberpfälzer. Aber er könne weiter zu Fuß ins Büro gehen und auch mit seinem Mitbewohner versteht er sich gut. Viele Kollegen seien aber auch nicht mehr vor Ort, sondern – wie wir auch – im Homeoffice. “Hier bemühen sie sich das Virus so gut es geht einzudämmen.”

Zu Fuß über die Grenze

Anfangs wollte Max sein Praktikum in Prag auch unbedingt zu Ende bringen. “Ohne kann ich meinen Master nicht fertig machen.” Doch die Situation verschärfte sich und er musste zurück nach Deutschland. Da keine Züge mehr aus der Tschechischen Republik herausfahren, musste er einen bis nach Cheb (Eger) nehmen und dann zu Fuß über die Grenze. “Aber nicht weit. Mein Papa hat mich dann an der Grenze abgeholt.”

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