42 Jahre Grafenwöhr mitgestaltet: Josef Neubauer sagt Servus

Grafenwöhr. Josef Neubauer scheidet aus dem Stadtrat aus. 42 Jahre lang hat er Politik für die Bürger gemacht und sein Wissen über Grafenwöhr eingebracht. Bürgermeister Edgar Knobloch weiß, was er verliert und wird Neubauers Expertise vermissen.

Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr

Von Stefan Neidl

Josef Neubauer ist mittlerweile stolze 72 Jahre alt. In 42 davon hat er die Politik in Grafenwöhr mitbestimmt, länger als jeder andere Stadtrat vor ihm. Zur Kommunalwahl ließ er nun den Jungen den Vortritt, ließ sich aber überreden noch als Ersatzkandidat bereit zu stehen – Meist unwahrscheinlich, dass dieser zum Zuge kommt. In der neuen Periode wird er erstmals nicht mehr Bestandteil der politischen Entscheidungsfindung in Grafenwöhr sein. Er blickt auf eine aufregende Zeit zurück.

Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr

Neubauer kommt aus Gmünd und ist mit seiner Gisela seit 43 Jahren verheiratet – also gerade einmal ein Jahr länger als er Stadtrat war. Mit ihr hat er zwei Kinder Tamara und Frank, sowie mittlerweile vier Enkelkinder: Emilia (11 Jahre), Timm (9), Annika (8) und Verena (1). In seinen zwölf Jahren bei der Bundeswehr hat er Maschinenbau studiert und war Fachkundiger für Munitionstechnik zuletzt an den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels. Sein letzter Dienstgrad war Oberstleutnant der Reserve.

Keine Erwartungen bei der Wahl 1978

“Ich war schon immer politisch interessiert aber in keinem Jugendverband engagiert”, informiert Neubauer. Trotzdem wurde er 1977 von Georg Gierisch, Georg Zechmayer, Franz Sporrer und Josef Geier angesprochen, für die CSU als Stadtrat zu kandidieren. “Nur zwei Tage später fragten mich Vertreter einer anderen Partei, für sie anzutreten – zu spät”, erzählt er mit einem Augenzwinkern.

Trotz des guten Listenplatzes 4 ging Neubauer mit keinen zu großen Erwartungen in die Wahl 1978. Gmünd war gerade einmal sechs Jahre vorher eingemeindet worden, er war quasi immer noch ein Auswärtiger und unbekannt in Grafenwöhr. Ihm ging es mehr darum gemeinsam mit Franz Sporrer seinen Ortsteil würdig zu vertreten. Umso größer die Überraschung, als er 1978 auf Anhieb den Einzug ins Gremium schaffte.

Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr
Josef Neubauer bei einem Treffen mit Edmund Stoiber
Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr

Mit jungen dreißig Jahren hatte er vor den ersten Sitzungen schon Bammel und Respekt vor den lokalen Politik-Größen. Neubauer erinnert sich: “In der dritten Stadtratssitzung wollte ich mich zum Bau der Stadthalle äußern. Der Kommentar vom Hösl Max dazu: Hat der Jungschnabel auch schon was zu sagen?” Georg Zechmayer fuhr diesem sofort “über das Maul” und klärte Hösl auf, dass alle Stadträte gleich viel wert seien. Mit diesem Tag legte Neubauer seine Scheu ab. Damals war sogar das Rauchen im Gremium erlaubt, bis Bürgermeister Josef Geier dies verbat. Stattdessen kamen Bonbonschalen auf die Tische, an denen sich Neubauer jahrzehntelang gern bediente.

Ehrlichkeit, Anstand und Hilfsbereitschaft

Aber wie motiviert man sich und den Wähler insgesamt sieben Mal eine erfolgreiche Wahl zu bestreiten? “Dass musst du schon den Wähler fragen”, lacht Neubauer, “vielleicht weil Ehrlichkeit, Anstand, Können und Hilfsbereitschaft immer noch Tugenden sind, die die Menschen untereinander hoch halten.” Ihn hat es immer begeistert, wenn gute Vorschläge in Stadt und Landkreis umgesetzt worden sind. Wichtig war für Neubauer in seiner Zeit als Fraktionssprecher immer der gute Zusammenhalt in der Fraktion und das gute Einvernehmen mit den anderen Fraktionen. Besonders zum Kollegen der SPD Georg Schwindl pflegte er eine gute Beziehung.

Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr

1990 trat er dann als Bürgermeisterkandidat für die CSU gegen Helmut Wächter an. Mit etwa 29 Prozent der Stimmen war er klar unterlegen aber nicht enttäuscht: “Ich bin halt ein Gminer und im Vergleich zu Helmut ein politisches Leichtgewicht gewesen.” Den treffendsten Grund für die Wahlniederlage lieferte dem Hobbybastler Neubauer vielleicht einer der Nachbarn: “Er sagte: Ich kann dich nicht wählen, weil du dann nicht mehr Zeit hast, wenn ich dich für eine Reparatur brauche. So kann man das vielleicht auch sehen.”

Zuhören und die richtigen Schlüsse ziehen

Persönliche Höhepunkte in den 42 Jahren waren die Einweihung der Stadthalle, die Erweiterung des Friedhofs, die Umgestaltung von Markt- und Marienplatzes, die Jubiläen für den Truppenübungsplatz und die 650-Jahr-Feier der Stadt. Zur Eröffnung des Waldbades 1978 hat er von Bürgermeister Walter Asam einen Spezialauftrag erhalten: “Ich durfte oder besser musste als Erster überhaupt vom fünf Meter-Turm springen.”

Nach sieben Perioden ist nun Schluss für Neubauer: Mit 72 Jahren will er es ruhiger angehen lassen. Die Kandidatenliste der CSU überzeugte ihn mit einer Mischung aus Jung und Alt, so dass es ihm leicht gefallen ist, die “Hände in den Schoss zu legen und anderen Kandidaten eine Chance zu geben”.

Josef Neubauer Ex-Stadtrat Grafenwöhr

Für die Neuen und Jungen im Stadtrat hat er auch gleich einen Tipp parat, wie sie ihren Platz finden: “Ehrlichkeit und Demut. Zuhören und dann die hoffentlich richtigen Schlüsse ziehen. Versuche den alten lateinischen Spruch zu folgen: “Quidquid agas, prudenter agas et respice finem (Was Du auch tust, handle klug und bedenke das Ende).”

“Zu wenig Zeit für die Familie”

Stolz ist er darauf, vielen Bürgern geholfen zu haben und dass er sich für seine Politik nie Anfeindungen gefallen lassen musste. Sein Ziel sei es immer gewesen, “Zeit und Tätigkeit als Anstrengung des gesamten Stadtrats zu sehen”. Nichts kann man alleine schaffen. “Schön wäre es noch gewesen, wenn die Ausbaggerung der Creußen und die Erneuerung der Espanbrücke voran geschritten wären.” Aber dies benötige einen langen Atem und seine Nachfolger bräuchten ja auch etwas zu tun. Neubauer ist zufrieden mit seinem Schaffen. Wenn er etwas bereut, dann nur, dass er oftmals “zu wenig Zeit für seine Familie hatte”.

Das Leben ohne Politik lässt er nun auf sich zukommen. Die gewonnene Zeit wird er auf jeden Fall mehr in seiner Werkstatt schrauben, was auch die Nachbarn freuen wird, die ihn nicht zum Bürgermeister wählen konnten.

Riesen-Wissen und Ideengeber

Bürgermeister Edgar Knobloch weiß, was er ohne Neubauer im Stadtrat verliert: “Der Sepp hatte einen Riesenfundus an Wissen über Grafenwöhr und Gmünd. Er kannte alle Maßnahmen der letzten 42 Jahre und klärte gerne auf. Er war Ideengeber und immer verlässlich. Oft war er mein persönlicher Berater. Wir werden ihn vermissen.” Besonders bleibt Knobloch ein beliebter Spruch Neubauer in Erinnerung, den er sich auch zu Herzen nimmt: “Wenn wir können, müssen wir den Leuten helfen.”

Abschließend ist Neubauer voll des Dankes für viele Weggefährten: “Ich möchte mich bedanken: bei allen Bürgern, die mir immer wieder ihr Vertrauen geschenkt haben. Bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, denen ich manchmal sehr auf die Nerven gegangen bin. Bei allen Bürgermeistern und Stadträten mit denen ich sehr gern zusammengearbeitet habe. Bei meiner Frau und Kindern, die sehr viel Verständnis für mich und meine Tätigkeit als Stadtrat aufgebracht haben. Halten wir zusammen, dann kann uns nichts umwerfen und : Carpe diem (Nutze den Tag).”

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