“Feuerkinder” – Hilfe, die Leben rettet

Waldsassen. Dr. Annemarie Schraml, Ärztin aus Waldsassen und ihr Operationsteam behandeln in Tansania viele Menschen, die dringend medizinische Hilfe benötigen. Einsätze die gespickt von vielen Überraschungen sind. 

Von Werner Männer 

Regelmäßig rückt das Team “Feuerkinder” aus. Ob das im Juni heuer wegen der auch in Tansania angekommenen Corona-Krise möglich sein wird, ist ungewiss.

Zuletzt war das Team im Februar im Einsatz: Treffpunkt der vielen Unterstützer war damals der Flughafen Shipol in Amsterdam. Fachärzte und Professoren aus München, Nürnberg, Schwabach, Fulda unterstützen Helfer aus Altdorf, Rummelsberg und Traunstein, Erlangen und vielen anderen Orten – OP-Schwestern, Anästhesiepfleger und Orthopädiemeister verstärken das Team.

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Das „Feuerkinder-Team“ kurz vorm Abflug auf dem Flughafen in Amsterdam im Februar 2020. Die Waldsassener Ärztin Dr. Annemarie Schraml (rechts) hatte alles organisiert.

Am Einsatzort haben mehr Patienten als je zuvor auf die Helfer gewartet – allein 176 waren bei der Voruntersuchung, 45 Kinder und Jugendliche alleine aus Arusha. Wegen schwerer Klumpfüße waren sie schon wochenlang in Vorbehandlung. Gerade im Süden Tansanias leben viele Kinder in äußerst armen Verhältnissen – trotzdem haben sie für die Untersuchung und Behandlung bis zu 2.000 Kilometer Anreise auf sich genommen.

Das Operationsteam hat in zwei Gruppen gearbeitet: In zwei Einsatzwochen haben sie so 109 Operationen durchgeführt, auch wenn dennoch viele Patienten auf kommende Einsätze warten müssen. Die Betten im Krankenhaus dort sind knapp, weshalb sich Kinder zu zweit oder sogar zu dritt Betten teilen. Durch “Feuerkinder” werden viele der jungen Patienten und ihre Eltern auch bei Kosten für Essen und Transport unterstützt.

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Viele Patienten warten auf die Voruntersuchung.

Unterstützung, die Leben rettet

Robert (24) hat die Übernahme der Kosten für seine Behandlung das Leben gerettet: Wegen einer Malaria-Erkrankung haben seine Nieren versagt, seine Angehörigen hatten aber kein Geld um seine lebensrettende Dialyse zu bezahlen. “Hätte die Dialyse nicht fortgesetzt werden können, wäre der junge Mann verstorben”, erinnert sich Annemarie Schraml. Während ihres Aufenthalts in Tansania ist er gekommen, um sich für die lebensrettende finanzielle Unterstützung zu bedanken.

Auch die Behandlungskosten für ein Mädchen (8) hat die Aktion “Feuerkinder” getragen. Ihr musste wegen eines riesigen erst spät diagnostizierten Tumors am Kniegelenk das Bein amputiert werden. Unterstützung bekommt außerdem ein junger tansanischer Krankenpfleger, der nach der Hospitation in Nürnberg im vergangenen Jahr eine eigene Krankenstation nahe seines abgelegenen Heimatdorfes aufbaut. Er muss strenge Auflagen der tansanischen Regierung erfüllen, die er sich selbst nicht leisten könnte. Würde die Station geschlossen werden, hätten gerade arme Menschen keinerlei medizinische Versorgung, erklärt Dr. Schraml.

Besonders hat sie gefreut, dass ein tansanischer Arzt aus Arusha bei Klumpfußoperationen hospitiert hat, um zu lernen, wie man diese schweren Fehlstellungen der Füße operiert. Auch ein neuer Operationstrakt vor Ort ist weitgehend fertiggestellt. Das Feuerkinder-Team hat dort einheimische Anästhesisten an einem Narkosegerät und dem dazu erforderlichen Kompressor geschult und eingewiesen. “Ein weiterer wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung des Nkoaranga-Hospitals”, wie Dr. Schraml sagt. Obwohl im Land nach wie vor großer Mangel an medizinischen Materialien und Geräten besteht, kontrolliert die tansanische Gesundheitsbehörde besonders kirchliche Krankenhäuser sehr streng.

Typisch bayerische Backwaren

“Ein höchst positives Ereignis war, dass ein Schulfreund von mir, ein Bäckermeister aus Konnersreuth mit einem befreundeten Bäckerehepaar ins Rehacenter nach Usa River gekommen ist”, erzählt Schraml. Zusammen mit Kai Küfner, der vor Ort eine Bäckerei aufgebaut hat, haben sie Bäckereimaschinen installiert und in der Backstube mitgearbeitet. Die Bäckerei ist eine wichtige Einnahmequelle für das Behindertenzentrum. Das „Feuerkinderteam“ hat so außerdem gleich beim Frühstück von köstlichen Backwaren bayerischen Ursprungs profitiert.

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Hilfe für Aktion Feuerkinder

Der Patientenansturm ist weiter sehr groß. Für medizinische Materialien braucht es weiter Unterstützung und Spenden.

Projekt Aktion-Feuerkinder EB Kassel BIC: GENODEF1EK1 IBAN: DE53 5206 0410 0103 5099 82 [/box]

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Glory freut sich über eine Decke und eine Puppe.
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Peter ist vor 17 Jahren an seinen Füßen operiert worden.

Bilder: privat. 

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