Betreuung in Corona-Zeiten: Wie läufts?

Grafenwöhr. Mit einem ausgefeilten Hygienekonzept ist die Offene Ganztagsschule in Grafenwöhr gut für die Betreuung der Kinder gewappnet. Wie ging es den Betreuerinnen und den Kindern in den vergangenen Wochen? 

Von Doris Mayer-Englhart

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Der Mundschutz soll nur zum Essen oder Trinken oder bei großzügigem Abstand draußen abgenommen werden. Ansonsten herrscht auf dem Schulgelände Mundschutzpflicht. Noch ist es ungewohnt, aber die OGS-Betreuerinnen Jana Hofmann, Sylvia Zankl und Iva Wild (links) loben, wie gut sich die Kinder an die neuen Regeln halten.

Wo sonst Nachmittag für Nachmittag über 60 Kinder zu Mittag essen, spielen, Hausaufgaben erledigen, Spaß haben und auch Sorgen teilen ist es derzeit sehr ruhig. Kein Wunder. Gerade vier der berechtigten Kinder nutzen das Angebot der OGS Grafenwöhr. „Die ‘Notbetreuung’, also die Betreuung von Kindern mit Eltern in systemrelevanten Bereichen, startete bei uns bereits eine Woche vor Ostern“, erzählt Sylvia Zankl. „Inzwischen dürften schon mehr Kinder kommen, aber etliche Eltern betreuen ihre Kinder weiterhin zu Hause oder holen sie früher aus der OGS ab.“

Wie klappt es mit den Hygienerichtlinien in der OGS?

OGS-Leiterin Sylvia Zankl: „Die Umsetzung des Hygieneplans klappt sehr gut, die Kinder machen auch gut mit. Allerdings müssen sie immer mal an das Abstand-Halten erinnert werden. Die größte Herausforderung in unseren Überlegungen ist, dass zum einen die Kinder sicher vor Ansteckung sind, zum anderen soll und muss aber auch der Spaß am Spiel gegeben sein. Wir und auch die Kinder haben während der Betreuungszeit Masken auf. Außerdem werden die Räume regelmäßig gelüftet. Der Hausmeister stellt sicher, dass die Seifenspender immer gefüllt sind“.

Kollegin Jana Hofmann ergänzt: „Spielzeug und auch die Tischflächen desinfizieren wir nach Benutzung. Auch Händedesinfektion wird regelmäßig durchgeführt.“

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Iva Wild hat zusammen mit den Kindern einen Vulkan gebaut – der sogar ausbrechen kann. Leider nicht ganz so spektakulär, wie sich die Kinder erhofft haben.

Wie waren die vergangenen Wochen für Sie?

Sylvia Zankl: “Wir waren immer im Einsatz. Anfangs haben wir Spielzeug gereinigt, kleine Renovierungsarbeiten und Veränderungen durchgeführt und geschaut, wie wir hygienische Vorgaben gut umsetzen können. Ab einer Woche vor Ostern starteten wir bereits mit der Notbetreuung der Kinder. Diese sind ab 12:15 zu uns gekommen. Weil der Speisesaal noch gesperrt ist, bringen die Kinder selbst etwas zu Essen mit, das wir dann auch warm machen können.”

Jana Hofmann: “Besonders schön ist, dass wir jetzt für die Kinder viel Zeit haben. Ich lerne gerade Schach von einem Schüler, was auch ihm Spaß macht. Wir können Projekte starten oder auch kleine Gerichte kochen. Unsere Kollegin Iva Wild hat dazu auch immer sehr gute Ideen. Von dem Angebot unseres Trägers ganztag@home haben wir ebenfalls schon Spielvorschläge umgesetzt. Das macht total Spaß.“

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Über mehr Zeit für die Kinder freut sich Jana Hofmann. Eine gute Zeit, auch selbst dazu zu lernen. Hier erklärt ihr ein Schützling die Grundzüge des Schachspiels.

Der Schulbetrieb startet. Was bedeutet das für Sie?

Sylvia Zankl: “In der Woche des Präsenzunterrichts haben Kinder, die in der OGS angemeldet sind, Anspruch auf Betreuung. Die Teilnahme ist derzeit aber freiwillig. Ab letzter Woche sind die 4. Klassen wieder in der Schule. Diese Woche folgten die Kinder der 1. Klassen. Der Unterricht endet derzeit um 10:35 Uhr, danach beginnt die OGS. Kinder, die in der Notbetreuung der Schule sind, kommen um 12:15 Uhr. Die Kinder werden bis maximal 16:00 Uhr betreut. Unser Betreuungsteam ist personell gut aufgestellt und wir haben viele Räume, so dass wir die Kleingruppenbetreuung auch sicherstellen können”

Was vermissen die Kinder?

Wie gehen Kinder mit der Corona-Krise um? Worauf freuen sie sich jetzt am meisten? Vier Kinder aus der Offenen Ganztagsschule erzählen von ihrem Alltag. 

Für Kinder fällt in der Corona-Krise vieles auf einmal weg: der gewohnte Schul- oder Kindergartenalltag, der Kontakt und Austausch mit Freunden und geliebte Hobbys. Von heute auf morgen war die Kernfamilie: Vater oder/und Mutter mit Geschwistern nahezu die einzigen Kontakte. Für einige der Kinder beginnt wieder ein Hauch von gewohntem Alltag: Schule in halbierten Klassen, dann in die Nachmittagsbetreuung der Offenen Ganztagsschule Grafenwöhr (OGS), später wieder nach Hause.

Selbst da ist noch vieles anders: Hände waschen oder desinfizieren, Abstand halten, Mundschutz – immer in Hab-Acht-Stellung, dass man sich korrekt verhält. Wie empfanden Kinder aus Grafenwöhr die Coronazeit bisher und wie erleben sie in der OGS Grafenwöhr die „neue Normalität“? Vier Kinder aus der 1. und 4. Klasse erzählen davon.

Wie habt ihr die Corona-Zeit zu Hause mit den Eltern oder auch in der OGS bisher erlebt?

Ein Siebenjähriger berichtet: „Die Zeit habe ich als normal erlebt. Zu Hause habe ich vor allem Nintendo Switch gespielt. Ich bin schon seit einer Woche vor Ostern wieder in der Schule. Vormittags bis 12:15 Uhr bei einem Lehrer, der mich bei den Schulsachen unterstützt hat. Diese haben täglich gewechselt. In der OGS war ich anfangs oft auch alleine mit einer Betreuerin. Am meisten habe ich mich darauf gefreut, dass jetzt immer mehr Freunde in die OGS kommen. Hier spiele ich jetzt am liebsten mit der Hot Wheels Bahn.”

Ein Freund aus der ersten Klasse ist gerade die ersten Tage wieder in der OGS und erzählt:

“Zuhause mit den Eltern war es schon schön, aber ich musste auch ganz schön viel lernen. Gut war, dass meine Eltern und mein älterer Bruder geholfen haben. Zuhause spielte ich gerne Roblox, das ist ein Videospiel. Hier in der OGS gefällt mir die Hot-Wheels-Bahn gerade am besten.”

Bisher nutzt nur ein Junge der 4. Klasse, der bereits Unterricht hat, die OGS. Er sagt:

„Ich erlebe die Corona-Zeit manchmal als anstrengend und manchmal auch nicht. Zuhause ist mir oft langweilig. Mein kleiner Bruder ist erst 10 Monate alt und meine Mama muss sich um ihn kümmern. Mein Papa ist in der Arbeit. Manchmal habe ich mich mit meinem Bruder beschäftigt oder aufgeräumt. Bei den Schulaufgaben zu Hause hat mich meine Mama unterstützt. Am meisten vermisse ich meine Freunde, deshalb habe ich mich wieder sehr auf die Schule gefreut. Besonders nervig finde ich gerade, dass man Abstand halten muss. Ich hoffe, dass auch mein bester Freund bald wieder hier ist.”

Die Notbetreuung in der Schule durch Lehrer hat auch ein weiterer Junge aus der ersten Klasse erlebt. „Das Lernen zu Hause war ein bisschen blöd. Es sind so viele Aufgaben gewesen. Meine Mama hat mir dabei geholfen. In der Notbetreuung war dann immer ein Lehrer dafür da. Zu Hause hab ich viel mit meinem vierjährigen Bruder gespielt. Richtig cool ist, dass ich hier wieder Freunde treffe und wir zusammen etwas spielen können. Mir gefällt grade auch die Hot-Wheels-Bahn ganz besonders gut.

Schach Kinder Symbol Ganztagsschule Grafenwöhr Betreuung 4
Statt rumzutollen haben Brettspiele wieder Konjunktur. An den groß aufgestellten Tischen lässt sich der Abstand gut einhalten. Endlich wieder zusammen spielen – wenn auch mit Mundschutz. Darüber freuen sich viele Kinder gerade am meisten.

Bilder: Doris Mayer-Englhart 

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