Herzstück in Mitterteich: Keine Weltraumkanone sondern Technikgeschichte

Mitterteich. Das neuste Exponat im Mitterteicher Museum sieht für den Laien aus wie eine Weltraumkanone. Es handelt sich aber um ein beeindruckendes Stück Technikgeschichte.

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Zwei neue Ausstellungsstücke in Mitterteich zeigen erstmals wie aus einer heißen Glassuppe eigentlich ein Rohr entstehen kann. Von links: Nicole Schuller, Barbara Habel, Marion Papsch, Rainer Gottas, Stefan Grillmeier und Klaus Schuller.

Wenn das Museum Mitterteich wieder eröffnet, ist erstmals das Herzstück der Glasrohrproduktion öffentlich zu sehen: Angenommen man würde versuchen aus einem Batzen Knetmasse ein gleichmäßiges Rohr zu formen: Das Ergebnis wäre wohl zweifelhaft. Und mit zähem, über 1.000 Grad heißem Glas ist das ungleich schwerer. Das Geheimnis eines Rohrs aus Glas hat Edward Danner 1912 gelüftet – wobei Luft tatsächlich die entscheidende Rolle spielte.

Seine Idee: Man könnte doch heißes Glas über einen rotierenden Kegel ablaufen lassen und durch die Mitte von eben diesem Kegel Luft pusten. Der Kegel ist genau das, was man ab sofort im Mitterteicher Museum sieht. Eine Idee, die der technische Urknall der heutigen Rohrproduktion bei SCHOTT in Mitterteich war. Die jetzt gezeigten Maschinen stammen teils aus den 1920er Jahren – also wirklich vom Anfang der Technikrevolution.

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Ein altgedienter Technikgigant: Das Museum in Mitterteich hat während der Corona-Zwangspause tonnenschweren Zuwachs bekommen.   

Stadt erbt Industriegeschichte

„Ich bin froh, dass wir dieses Stück Industriegeschichte nicht verschrotten mussten. Im Museum Mitterteich sind unsere zwei altgedienten Technikgiganten in guten Händen“, bedankte sich Stefan Rosner, der SCHOTT-Werksleiter bei der Stadt Mitterteich. „Eine Abrundung der Glasherstellung und eine Bereicherung für das Museum – ich glaube, da können wir uns wirklich drauf freuen”, findet auch Bürgermeister Stefan Grillmeier erwidert, der sich für das Highlight zur Wiedereröffnung bedankt.

Museum nutzt Corona-Pause

Mit der Wiedereröffnung am 19. Mai um 9 Uhr endet die Zwangspause durch Corona für das Museum Mitterteich. Untätig war das Team um Marion Papsch aber auch in der besucherfreien Zeit nicht. Genau der richtige Zeitpunkt also um 3.500 Kilo Stahl aus dem SCHOTT-Werk in den ersten Stock des Museums zu wuchten. Klaus Schuller aus der SCHOTT-Instandhaltung hat die alten Maschinen mit seinem Team frisch entstaubt, geschmiert und installiert.

Glasrohr für Milliarden Medizinprodukte aus Mitterteich

Neben der großen Glaspfeife ist neuerdings auch noch eine Rohr-Zugmaschine im Museum zu sehen. Werksleiter Stefan Rosner ist sich sicher: „Die Maschinen würden sofort laufen.“ Allerdings habe sich die Technik etwas weiterentwickelt. Niemand auf der Welt könne derzeit so präzise Spezialglasrohre ziehen wie Schott. Das Glasrohr wird dann zum Beispiel in Teile geschnitten aus denen Impffläschchen werden.

Milliarden Medizinverpackungen entstehen so jedes Jahr aus Mitterteicher Glasrohr.

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