Ärger um Kulturscheune: Gemeinderäte sauer

Störnstein. Deutliche Worte im Beisein der Architekten. Diese wissen sich aber zu verteidigen. Dass die Kulturscheune immer noch im Rohbau dasteht, liegt den Architekten zufolge an vollkommen unzuverlässigen Baufirmen. „Die lassen uns komplett im Stich auf dieser Baustelle“, sagt Architekt Ulrich Greiner.

Von Gabi Eichl

Kulturscheune Störnstein
Der Gemeinderat tagt auf der Baustelle: von links Architekt Ulrich Greiner, Bürgermeister Markus Ludwig, Eka Reber, Johann Confal, Hubert Meiler, Karlheinz Schreiner, Otto Müller. Außer dem vollzähligen Gemeinderat sind auch mehrere interessierte Bürger anwesend. Foto: Gabi Eichl

Das provisorische Dach ist nicht dicht, die Gemeinderäte stehen zwischen großen Wasserflecken. Verschiedene Räte fragen, wer für diese Bauschäden hafte. Der FW-Sprecher Hubert Meiler sagt: „Wir haben die Ruine da, ehe wir fertig sind.“ Die Frage kann nicht eindeutig geklärt werden, ein Gemeinderat meint, die Angelegenheit werde wohl vor Gericht enden.

Eine unglückselige Kettenreaktion

Ulrich Greiner vom gleichnamigen Architekturbüro, der in Begleitung des Diplomingenieurs Jochen Rosner gekommen ist, erläutert den Gemeinderäten die Ursachen für die massiven Verzögerungen aus seiner Sicht und die mangelnde Handhabe eines Architekturbüros in so einem Fall. Die für den Dachstuhl zuständige Holzbaufirma habe ursprünglich vor Weihnachten mit ihren Arbeiten fertig sein sollen; stattdessen habe die Firma sich aber mehr oder weniger tot gestellt, habe nicht auf Anrufe reagiert, nicht auf Mahnungen, nicht auf die Androhung des Auftragsentzugs.

Und damit sei die unglückselige Kettenreaktion in Gang gekommen, die dazu geführt habe, dass man nun immer noch in einem Rohbau stehe. Denn dadurch habe sich Gewerk um Gewerk verzögert, dadurch habe man fünf Monate verloren. „Der Holzbau hat uns das ganze Bauwerk gekostet, der hat uns fünf Monate hängen lassen, wir wussten nicht, kommt der überhaupt nochmal“, sagt Greiner in aller Deutlichkeit. Aber nicht nur die Holzbaufirma sei vollkommen unzuverlässig: „Die Firmen lassen uns komplett im Stich auf dieser Baustelle.“

Vorwürfe aus dem Gemeinderat

Vor allem die FW-Gemeinderäte Karlheinz Schreiner und Hubert Meiler kritisieren das Architekturbüro stark. Schreiner beklagt mehrmals, dass der Bauzeitplan von Beginn an illusorisch gewesen sei, Meiler kann eigenem Bekunden zufolge nicht nachvollziehen, warum den beauftragten Firmen die Daumenschrauben nicht stärker angezogen würden. „Anscheinend können die Firmen mit Ihnen tun, was sie wollen“, sagt Meiler zu den Architekten.

Greiner erwidert, man habe allen Druck aufgebaut, der nach VOB (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, Anm. d. Red.) möglich sei. Man habe keine Handhabe gegen eine Firma, die nicht auftauche auf der Baustelle, außer dem Entzug des Auftrags. Das könne aber nur die Gemeinde selbst. Und die nach VOB zulässige Vertragsstrafe sei bei kommunalen Projekten so gering, dass sie keinerlei abschreckende Wirkung habe.

Wer macht’s? Und zu welchem Preis?

Kulturscheune Störnstein
Die Kulturscheune ist immer noch nur Rohbau. Nach Aussagen des zuständigen Architekturbüros halten sich die beauftragten Firmen an keinerlei Termine. Foto: Gabi Eichl

Wie Bürgermeister Markus Ludwig sagt, habe man durchaus überlegt, der Holzbaufirma den Auftrag zu entziehen. Die Frage sei: Wer macht es dann und zu welchem Preis? Sicher niemand zum aktuell vereinbarten Preis und vermutlich auch niemand von heute auf morgen. Und dann stehe man noch schlechter da als im Moment. Man sei derzeit in einer Spirale gefangen, „wir stolpern von einem Verzug zum anderen“, sagt Ludwig.

Eka Reber (FW) beklagt die mangelnde Information der Gemeinderäte; man werde dauernd angesprochen auf den Sachstand, könne aber kaum etwas antworten. Der SPD-Sprecher Konrad Schell regt einen wöchentlichen Jour Fixe an, was auf allgemeine Zustimmung stößt. Nur so sei zu gewährleisten, so sagt Schell, dass einerseits der Informationsfluss gewährleistet sei, andererseits auch die beteiligten Firmen sich in kurzen Abständen immer wieder rechtfertigen müssten für eventuelle Verzögerungen. „Es muss ein regelmäßiger Druck da sein“, sagt Schell.

Ludwig bittet wiederholt darum, das gemeinsame Ziel im Auge zu behalten, den Bau so rasch wie möglich voranzubringen. Alles andere sei kontraproduktiv.

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