Live-Stream zur Bahn-Elektrifizierung: Bis zu 60 Güterzüge am Tag

Weiden. Lärmschutz ist Thema Nummer eins. Dass die Elektrifizierung der Bahn Schlaf und Freizeit stören könnte, ist das am häufigsten geäußerte Anliegen bei einer Online-Infoveranstaltung. Immerhin wird sich die Zahl der Güterzüge verzehnfachen.

Von Gabi Eichl

Live-Stream Bahn Elektrifizierung
Im Rahmen von Live-Streams im Netz – die sonst üblichen Veranstaltungen vor Ort sind wegen der Pandemie nicht möglich – informiert die Bahn über die geplante Elektrifizierung im Raum Nordostbayern.

Im Rahmen von Live-Streams im Netz – die sonst üblichen Veranstaltungen vor Ort sind wegen der Pandemie nicht möglich – informiert die Bahn seit Wochenbeginn über die geplante Elektrifizierung im Raum Nordostbayern, unter anderem der Linie Hof-Regensburg.

Den Worten Horst Leißners zufolge, Projektleiter für den Abschnitt von Marktredwitz nach Regensburg, ist man in dem Abschnitt erst in der Grundlagenplanung, also ganz am Anfang des Planverfahrens, das sich bei Projekten dieser Größenordnung in aller Regel über etwa zehn Jahre hinzieht.

Detailplanung der Elektrifizierung

Martin Piech von DB Energie erläutert, wie der Strom zur Lok kommt; Strom, den die Bahn selbst erzeugt, für den sie aber in dem Abschnitt keine Leitungs-Infrastruktur hat. Und das bedeutet einen massiven Ausbau von Leitungen. Der aktuelle Leitungsentwurf für die mehr als 200 Kilometer kann auf den Seiten der Bahn bis in die Detailplanung angesehen werden.

Piech sagt klar, man möge sich diesen Entwurf ansehen und mit der Bahn diskutieren: „Sagen Sie uns, wo es irgendwo knirscht, wo Sie bessere Alternativen für uns haben oder wo die Planer etwas übersehen haben.“ Im Idealfall könne man dann im kommenden Jahr mit einem optimal gestalteten Entwurf in das Raumordnungsverfahren gehen.

Lärmschutz Thema Nummer eins

06.06.2020 Sarah Weise und Martin Reinhardt Hochzeit Erbendorf 2
Die Fragen der Zuschauer wurden von Bahn-Spezialisten während des Live-Streams beantwortet.

Die nördlichste Einspeisung ist unmittelbar bei Wiesau vorgesehen mit einem Unterwerk, also einem Umspannwerk für Bahnstrom, von dort aus orientiert sich die Leitung dann an der A 93. In Höhe Windischeschenbach gibt es derzeit noch zwei alternative Korridore, während sich die Leitung um Weiden herum an die kV-Leitung des Ostbayernrings anhängt, bis sie bei Luhe wieder an die A 93 heranrückt.

Die meisten Fragen drehen sich erwartungsgemäß um den Lärmschutz. Den Worten Leißners zufolge lässt die Bahn ein Lärmschutzgutachten erstellen, das sich an der aktuellen Bundesimmissionsschutzverordnung orientiere. „Abgespeckte Lösungen“ an der Strecke werde es nicht geben. Der Altenstädter CSU-Gemeinderat Dominik Baschnagel fragt, ob der Lärmschutz tatsächlich für jedes Anwesen optimiert werde. Grundsätzlich werde jedes Gebäude einzeln betrachtet, sagt Leißner, bis hin zu den einzelnen Räumen.

Flüsterbremsen für Lärmschutz

Ein Zuschauer fragt nach dem Erschütterungsschutz, sein Haus bebe jetzt schon bei einem schwereren Güterzug. Laut Leißner würden dann Maßnahmen zur Reduzierung von Erschütterungen getroffen, wenn man die gesetzlichen Grenzwerte überschreite, davon gehe er jedoch derzeit nicht aus.

Abgesehen von baulichen Lärmschutzmaßnahmen kämen jedoch auch neue Bremsklötze in den Zügen zum Einsatz, die sogenannten Flüsterbremsen, die die Bremsgeräusche in etwa halbierten, sagt Leißner. Die Frage Erik Kuhrs vom Forum Bahnlärm Altenstadt, ob es in den Nachtstunden Geschwindigkeitsbeschränkungen für Güterzüge geben werde, verneint Leißner; Kuhr schreibt, es sei „wahnsinnig“, wie sich der Lärmpegel ändere, wenn die Güterzüge nicht mit Höchstgeschwindigkeit vorbeiführen.

Kein Nachtfahrverbot

Der Neustädter FW-Kreisrat Karl Meier fragt nach der Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke. Die bleibt laut Leißner bei 160 Stundenkilometer für Personenzüge und 120 Stundenkilometer für den Güterverkehr; es gebe Güterzüge, die 160 fahren könnten, das sei aber eher die Ausnahme.

Die Zahl der Güterzüge werde sich „deutlich erhöhen“, von den derzeit zwischen sechs und acht Güterzügen am Tag auf 55 bis 60, gibt Leißner auf eine weitere Nachfrage aus dem Forum Bahnlärm zu. Auch die Frage des Luhe-Wildenauer Bürgermeisters Sebastian Hartl nach einem Nachtfahrverbot verneint Leißner; man sei angewiesen darauf, die Strecke wegen des gewünscht erhöhten Nahverkehrs tagsüber insgesamt 24 Stunden befahrbar zu halten.

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