Stolze Storchen-Eltern in Floß

Floß. Seit dem Wochenende herrscht Gewissheit. Es hat zwar etwas länger als in anderen Orten in der Region gedauert, dafür ist die Überraschung jedoch umso größer. „Wir haben drei Küken im Nest“, freut sich Andrea Gollwitzer, die sich um das wieder in Floß angesiedelte Storchen-Paar kümmert.

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Bild mit Seltenheitswert: Fast schon ein bisschen stolz präsentieren die beiden Flosser Störche ihre Küken, die während des ersten Lebensmonats in der Regel nur von einem Altvogel bewacht und beschützt werden.

Etwas über 30 Tage, so lange brüten in der Regel die Störche, musste Andrea Gollwitzer, die Geschäftsleiterin der Spezialbaufirma Harald Gollwitzer GmbH, warten, bis das auf dem Mast bei ihrer Firma ansässig gewordene Storchen-Paar endlich in rund 17 Metern Höhe einen ersten Blick auf seinen Nachwuchs gewährte. Denn: Die beiden Vögel waren nach einer Jahrzehnte langen Abwesenheit am Gründonnerstag in die Marktgemeinde zurückgekommen. „Und es scheint ihm bei uns zu gefallen, so dass es hoffentlich bleibt“, so damals Andrea Gollwitzer.

Drei Storchkinder für Floß

Ihre Hoffnungen wurden belohnt. Gemeinsam bauten das Weibchen und Männchen den von ihr und ihren Kindern in mühevoller Kleinarbeit gestalteten und rund 1,60 Meter großen Horst aus Weidenzweigen und Grasnarben zu einem gemütlichen und stattlichen Nest aus und legten wohl Anfang Mai drei bis fünf Eier. Die wurden in den letzten Wochen sowohl vom Männchen als auch vom Weibchen bebrütet. Während des ersten Lebensmonats werden die Jungvögel nun ständig von einem Altvogel bewacht.

„Nach etwa zwei Monaten werden die Nesthocker flügge, werden aber noch weitere zwei bis drei Wochen von den Eltern mit Nahrung versorgt. Nach etwa zweieinhalb Monaten werden die jungen Weißstörche selbständig“, erklärt Andrea Gollwitzer, die sich wünscht, dass alle drei Küken entsprechend mit Nahrung versorgt werden können und somit überleben.

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Die drei Storchen-Küken betteln schon eifrig und vehement bei ihren Eltern um Futter.

Neuansiedlung erfolgreich dank „Storchen-Mama“ Andrea

Nachdem Störche ihrem Partner und auch ihrem Nistplatz treu sind, hofft die 53-Jährige, dass die beiden Vögel auch im nächsten Jahr wieder nach Floß zurückkehren. Wer erinnert sich nämlich nicht gerne? Störche gehörten viele Jahre hinweg zum Flosser Ortsbild. Seit dem 19. Jahrhundert gab es im Markt mit der „Bergler-Bräu“ in der Neustädter Straße neben der „Bürger-Bräu“ ein zweites Brauhaus. Der hohe Schornstein des 1909 von Großkaufmann Johann Bergler gebauten Sudhauses war lange von einem Storchen-Horst geschmückt, regelmäßig ließ sich dort und dann später auch auf dem Alten Pflegeschloss ein Paar nieder.

Doch nachdem der Betrieb des Brauhauses mit bis zu 20 Beschäftigten 1972 aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden war und schließlich einem Einkaufscenter weichen musste, das auch schon wieder der Vergangenheit angehört, verschwand ebenso das Zuhause für die Störche. Versuche, den Vögeln anderweitige Alternativen zu bieten, scheiterten – die Störche verschwanden aus Floß.

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Im Anflug: Auch während der Aufzucht des Nachwuchses bauen Störche weiter an ihrem Nest.

Bis vor fünf Jahren erinnert sich Andrea Gollwitzer. Pünktlich zu ihrem Geburtstag Mitte April tauchte erstmals ein Pärchen auf, das sich jedoch aufgrund der Attacken von drei räuberischen Single-Störchen, die zwei Wochen später kamen, nur sporadisch zu Besuch aufhielt. Die Familie Gollwitzer, allen voran „Storchen-Mama“ Andrea, sah, wie sich die beiden immer wieder Landealternativen auf einem Kran oder einem extra dafür aufgestellten Masten bei der Schweißerei suchten.

Nachdem die Baufirma Gollwitzer seit April ihre Schweißerei vergrößert, musste vor ein paar Wochen der alte Mast abgeschnitten werden. Ein neuer, 17 Meter hoch und ausgerüstet mit zwei Gitterrosten als Lande- und Übungsfläche für den künftigen Storchen-Nachwuchs, wurde gebaut und Richtung des Wohnhauses versetzt – ein perfektes zu Hause für die beiden Vögel, die nun stolz ihre drei Küken präsentierten und sich inzwischen an das Treiben auf dem Firmengelände bestens gewöhnt haben.

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