Wie bedeutend ist US-Armee für die Region?

Grafenwöhr. Die Ankündigungen des US-Präsidenten 9.500 US-Soldaten aus Deutschland abzuziehen, lassen die Menschen in der Region aufhorchen. Rund 15.000 US-Soldaten sind in Bayern stationiert, die US-Armee und die Truppenübungsplätze in der Oberpfalz zählen zu den bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren in der Region.

Von Gerald Morgenstern 

Wasserturm Grafenwöhr Tower Barracks Grafenwöhr
Rund um den historischen Wasserturm erstrecken sich die Kasernengebäude, Technischen Bereiche, Übungseinrichtungen, Shopingcenter, Hauptquartiere und Wohnungen der US-Armee, die ein riesiger Wirtschaftsfaktor in der Region ist.

Auf 660,8 Millionen Euro beziffert die US-Armee aktuell den jährlichen „Economic-Impact“. Löhne und Gehälter für Beschäftigte, Baumaßnahmen, Gelder für Aufträge und Versorgung, Mieten für Wohnungen und die privaten Ausgaben der Amerikaner fließen in diese Zahlen ein, die sich auf das US-Haushaltsjahr 2018 beziehen. Die aktuellen Zahlen und die Stellenangebote, deuten eher auf einen Auf- statt Abbau hin.

Deutsche Arbeitnehmer

Seit 75 Jahren wird die US-Armee als Arbeitgeber geschätzt, auch wenn im Laufe der Jahrzehnte immer ein Auf- und Ab gab. Auch in der Zeit der strengen Einschränkungen durch den Coronavirus zeigte sich die US-Armee als stabiler und vor allem großzügiger Arbeitgeber. Zum Schutz der Mitarbeiter, Soldaten und Familien wurde Kurzarbeit, Homeoffice, Rufbereitschaft und wechselnde Anwesenheit an den Arbeitsplätzen ohne finanzielle Einbußen praktiziert. Das Leben und Arbeiten in den U.S. Standorten passte sich den strengen bayerischen Auflagen an.

Rund 3.300 deutsche Arbeitnehmer sind in den Standorten Grafenwöhr, Vilseck, Hohenfels und Garmisch in der US-Armee Garnison Bavaria beschäftigt. Hauptsitz der USAG Bavaria ist Grafenwöhr, hier und in Vilseck liegt auch der Schwerpunkt der Beschäftigten und der stationierten US-Soldaten.

In die Zahl 3.300 münden neben den fest angestellten Mitarbeitern beim US-Militär auch die der Versorgungsgesellschaften AAFES, sie betreiben die Ladengeschäfte auf den US-Standorten und teilweise die der zusätzlichen Vertragsfirmen ein. Es gibt noch hunderte deutsche und amerikanische Arbeitsstellen bei weiteren zivilen Vertragsfirmen.

Die Lohn- und Gehaltszahlungen für die deutschen Arbeitnehmer belaufen sich nach den Zahlen vom Oktober 2018 auf jährlich 176,9 Millionen Euro. Die Zahlungen erfolgen vollständig aus Mitteln des US-Verteidigungshaushalts. Es werden weiterhin deutsche Mitarbeiter gesucht. Derzeit sind etwa 140 zusätzliche Stellen ausgeschrieben.

Ausbildungsprogramm für Lehrlinge

Erst 2015 legte die US-Armee ein neues Ausbildungsprogramm auf. Von 1998 bis 2011 lief das alte Programm bei dem 88 Lehrlinge die Ausbildung abgeschlossen haben, davon wurden 73 von der US-Armee weiter beschäftigt. Sie sind in vielen Abteilungen der Handwerks- und Servicebereiche eingesetzt. Für das Jahr 2020 sind wieder zehn neue Auszubildende in handwerklichen und kaufmännischen Bereichen vorgesehen.

US-Lehrlingsprogramm Grafenwöhr Truppenübungsplatz
Die US-Armee hat ein Lehrlingsprogramm für Auszubildende in handwerklichen und kaufmännischen Bereichen aufgelegt.

Wohnungen, Mieten und private Ausgaben

106 Millionen Euro sind Miet- und andere Aufwendungen für den Unterhalt von angemieteten Häusern und Wohnungen. Derzeit leben zirka 18.500 amerikanische Soldaten und Zivilisten „off-post“, das heißt außerhalb des Kasernengeländes in US-Wohnsiedlungen. Zusätzlich werden etwa 2.000 Wohnungen auf dem privaten Markt kurzfristig angemietet.

Die privaten Ausgaben der US-Soldaten und ihrer Familien in der US-Armee Garnison Bavaria sind auf 103,8 Millionen Euro geschätzt. Trotz einer eigenen Versorgung in der Kaserne, profitieren Souvenir-, Lebensmittel-, und Bekleidungsgeschäfte, Friseure, Taxiunternehmer und andere Dienstleister. Die Gastronomie und das Hotelgewerbe florieren, auch besuchen die Amerikaner gerne die vielen Feste und Veranstaltungen in ihrem Gastgeberland.

Zahlreiche Autoverkäufer bieten vor den Kasernentoren US-Versionen der verschiedensten Marken an. Die Ausgaben der täglich mehreren hundert Besucher, die dienstlich auf den Truppenübungsplätzen zu tun haben und dann oft die deutsche Infrastruktur nutzen, sind in den genannten Zahlen nicht eingeschlossen.

Autohändler Grafenwähr Auto Witt Grafenwöhr McDonalds Grafenwöhr Neue Amberger Straße
Autohändler, Gastronomie, Hotelerie und viele auf die Amerikaner ausgerichtete Betriebe und Geschäfte haben sich vor den Kasernentoren der US-Standorte angesiedelt.

Große Bau- und Renovierungspläne

Im US-Haushaltsjahr 2018 wurden 283,1 Millionen Euro für Bauaufträge, Instandhaltungsmaßnahmen, Serviceleistungen und die medizinische Versorgung in der Garnison ausgegeben. Etwa 9 Millionen Euro wurden davon ausschließlich für Umweltschutzprojekte verwendet. Momentan laufen Baumaßnahmen für etwa 120 Millionen US-Dollar. Unter anderem der Neubau einer Grundschule, eines militärischen Schulungszentrums mit Simulationstraining und Warenhaus für Übungsmaterialien in Grafenwöhr.

US Schule Elementary-School Schule Neubau Grafenwöhr
33 Millionen US-Dollar investiert die US-Armee in Grafenwöhr derzeit in den Bau einer neuen Elementary-School. Planung und Bau liegen in den Händen deutscher Büros und Firmen.

Neben mehreren Renovierungsprojekten und der energetischen Sanierungen verschiedener Wohngebiete fällt auch der Neubau von Doppelhäusern im US-Südlager Vilseck darunter. Wie die Pressestelle der US-Armee Garnison mitteilt, sind derzeit für die nächsten Jahre Projekte für etwa 400 Millionen US-Dollar in Planung. Der Neubau verschiedener Ausbildungszentren, Gebäude für die übende Truppe, inklusive Unterkunftsgebäude, Kantinen, Kompaniegebäude, Wartungshallen und Aufstellflächen für Militärfahrzeuge wie auch Renovierungen und energetische Sanierungen verschiedener Wohngebiete sowie Neubauten zählen dazu.

15.000 Soldaten samt Familie

In Bayern sind rund 15.000 Soldaten des US-Heeres stationiert, wobei der Schwerpunkt in Grafenwöhr, Vilseck und Hohenfels liegt. An den Standorten der USAG Bavaria leben und arbeiten insgesamt zirka 40.000 US-Amerikaner; fest stationierte Soldaten und GIs der rotierenden Übungstruppe sowie Zivilangestellte und Familienmitglieder.

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Bilder: Gerald Morgenstern 

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