Weiler Forsthof wird zur Photovoltaikanlage

Luhe-Wildenau. Auf einem riesigen Areal fast um dem Weiler Forsthof herum soll eine zwanzig Hektar große Freiflächenphotovoltaikanlage entstehen. Aufgrund ihrer Lage, der nahezu gesamten Einrahmung durch bestehende Wälder, vor allem auch durch die spätere Einbindung ins Landschaftsbild, wird die geplante Anlage von öffentlichen Straßen und Wegen aus kaum zu sehen sein.

Von Walter Beyerlein

Photovoltaikanlage Luhe-Wildenau Pläne
Stefan Stangl, Sohn Simon und Stefanie Stangl (von links) haben sich für die Errichtung einer Freiflächenphotovoltaikanlage auf einer großen in ihrem Eigentum stehenden Fläche entschieden Die Planung obliegt Daniel Leicht, punctoplan (rechts) und dem Chef der Energiebauern GmbH, Sepp Bichler (2. von rechts). Bürgermeister Sebastian Hartl lobt das Vorhaben, besonders weil es sich in die Landschaft einbindet, aber für die Bürgerinnen und Bürger eine Möglichkeit geschaffen werden soll, sich daran zu beteiligen.

Bürgermeister Sebastian Hartl sieht dies als kaum zu übertreffendes Plus des Vorhabens, besonders dann, wenn die Anlage landschaftsverträglich angelegt wird. Unternehmensträger ist die Energiebauern GmbH mit Firmenchef Sepp Bichler, Aichach. Die Grundstücke stehen im Eigentum der Familie Stangl, Forsthof.

Am Donnerstagabend stellte Sepp Bichler in einer nicht öffentlichen Informationsveranstaltung dem fast vollständig anwesenden Marktgemeinderat ausführlich sein Projekt vor.

Beim Pressetermin nannte Bürgermeister Sebastian Hartl eine vorausgehende Beteiligung der Bürger einen wichtigen Aspekt, deren Verständnis und Zustimmung zur Anlage zu gewinnen. Dabei müsse aber klar erkannt werden, dass sich die Familie Stangl „nichts vor’s Fenster stellt, was ihr selbst nicht passt“, betonte das Marktoberhaupt.

Photovoltaikanlage als ökologische Aufwertung

Stefanie Stangl sieht in der Errichtung der Photovoltaikanlage eine ökologische Aufwertung des beplanten Gebietes. “Die eingezäunte Photovoltaikanlage wird mit Schafen beweidet”, ergänzt Stefan Stangl. Er stellt reine finanzielle Hintergedanken in Abrede, es sind vielmehr Überlegungen über die klimatischen Entwicklungen in der Zukunft, diese Anlage durch die Energiebauern GmbH bauen zu lassen.

Photovoltaikanlage Luhe-Wildenau Pläne
Der Feldweg, unter dem die öffentliche Wasserleitung verlegt ist, trennt die Flächen für die Photovoltaikanlage. Beidseits des Weges bis zum Wald im Hintergrund und in einem Halbrund in südliche und auch noch nörliche Richtung, die rund 70.000 Module aufgestellt.

Sepp Bichler stellte eingangs des Pressegespräches sein vor fünfzehn Jahren gegründetes Unternehmen vor, das jetzt 80 Mitarbeiter hat. Seine Philosophie sei „immer mehr Energie zu erzeugen als selbst verbraucht werde“, erklärte Sepp Bichler. Die Energiebauern GmbH projektiere und baue Energienanlagen deutschlandweit und lege vor allem Wert darauf, einen langfristigen Betrieb auch nach dem Auslaufen der EEG-Förderung zu garantieren. Von Beginn an laufe von der Projektentwicklung bis zum Bau, der Fertigstellung und der technischen und kaufmännischen Betriebsführung alles „in einer Hand“, beschrieb Sepp Bichler sein Firmenkonzept.

„Mit uns hat man es bis zum Ende zu tun“

Unter dem Betreiben einer Anlage verstehe sein Unternehmen die Möglichkeit der Beteiligung des Grundstückseigentümers, der jeweiligen Gemeinde, aber auch deren Bürger. „Mit uns hat man es bis zum Ende zu tun“, betonte Sepp Bichler und zeigt damit den Unterschied zu anderen Unternehmen auf, die ihre Projekte oftmals „kreuz und quer verkaufen“. Deshalb werde für jedes Projekt eine eigene Gesellschaft gegründet, um damit auch der betreffenden Kommune Einnahmen durch Gewerbesteuer zu verschaffen.

Photovoltaikanlage Luhe-Wildenau Pläne
Hinter den Bäumen (rechts) im Hintergrund steht der Weiler Forsthof. Stefan Stangl (links), Ehefrau Stefanie (2. von links) haben sich entschieden auf ihren Flächen (links) und auch im rückwärtigen Raum eine Freiflächenphotovoltaikanlage errichten zu lassen. Das Vorhaben realisiert die Energiebauern GmbH, Aichach mit Chef Sepp Bichler (3. von links); für die Planung ist Daniel Leicht (2. von links) vom dazugehörigen Planungsbüro punctoplan.

Marktführer bei der Stromerzeugung

Freiflächenphotovoltaikanlagen sind aktuell Markt führend bei der Stromerzeugung. Ausdrücklich verweist Sepp Bichler auf die Vorgaben der bayerischen Staatsregierung, deren Ziel die Errichtung von jährlich 200 Freiflächenphotovoltaikanlagen in Bayern ist. Um in die Wirtschaftlichkeit zu kommen, sei eine bestimmte Flächengröße notwendig, die im Falle Forsthof dieses Erfordernis erfreulicherweise übersteige.

Bei der Errichtung der Anlage wird nach den Worten Bichlers ein „Dreiklang“ mit der eigentlichen Stromerzeugung, der Beweidung der Flächen durch Schafe und dem Naturschutz auf der Fläche selbst, beispielsweise durch Anpflanzung von Hecken oder Anlegung von Tümpeln, erreicht. Deshalb sei es sogar möglich „Ökopunkte“ auf der gesamten Fläche zu erreichen, die wieder im Zuge von Ausgleichsmaßnahmen verwendet werden können.

Einbindung in die Landschaft

Sepp Bichler vergisst nicht auf die Notwendigkeit der Einzäunung hinzuweisen. Dies sei aus versicherungsrechtlichen Gründen, vor allem aber auch zum Schutz der Schafe vor Angriffen durch Wölfe notwendig. Eine Bildauswahl von anderen bestehenden Photovoltaikanlagen zeigt deren Einbindung in die Landschaft und die möglich landwirtschaftliche Nutzung durch die Beweidung mit den Schafen, aber auch die Schaffung von Rückzugsflächen für Fasane oder Feldhasen.

Regelrecht „sensibel“ sei die Auswahl der in Betracht kommenden Flächen, erklärte Sepp Bichler. Die Flächen hinter dem Anwesen Forsthof, zum größten Teil eingerahmt von Wäldern, seien „sehr gut“, meinte der Planer. Als „ideal“ nannte Bürgermeister Sebastian Hartl die Fläche, für ein Vorhaben dieses Ausmaßes würden sich im Bereich des Marktes Luhe-Wildenau nicht viele andere geeignete Standorte finden lassen, zeigte sich Sebastian Hartl überzeugt. Kaum einsehbar von der Straße, keine störende Wirkung und eine Anpassung ins Landschaftsbild, beschreibt das Marktoberhaupt die wichtigsten Kriterien für die Machbarkeit der Anlage.

Biobauern seit 25 Jahren

Der Klimawandel, auch wenn dieses Jahr mit seinen Niederschlägen fast eine Ausnahme sei, habe zur Entscheidungsfindung beigetragen, erklärt Stefan Stangl. Eine schwierige Klimasituation mit zunehmender Trockenheit, eine „Querverbindung“ zu einem anderen Biobauern in der südlichen Oberpfalz, habe den Kontakt zur Energiebauern GmbH hergestellt.

Als Biobauern seit 25 Jahren, mit der eigenen Berufstätigkeit, sei die Familie Stangl nicht angewiesen, jede finanzielle Möglichkeit auszunutzen. Wichtig sei aber auch, dass andere davon profitieren. Ein herausgehobener Vorteil sei, dass die Flächen im Eigentum der Familie seien, von der Anlage selbst könne sich kaum ein anderer benachteiligt fühlen. „Eigentlich gibt es nur Gewinner“ ist Stefan Stangl überzeugt. Stefanie Stangl bringt einen ganz besonderen Aspekt in die Gesprächsrunde ein: Die Anlage kann rechnerisch alle Privathaushalte des Marktes Luhe-Wildenau mit Strom versorgen.

Baubeginn 2022

Die Aussage ergänzt Bürgermeister Sebastian Hartl mit der Überlegung eine Bürgergenossenschaft zu gründen, die sich in gewissem Umfang an der Anlage beteiligen kann. Damit käme der Gemeinschaftssinn der Anlage deutlicher zum Ausdruck, betonte das Marktoberhaupt.

Baubeginn für die Anlage, die in zwei Abschnitten errichtet werden muss, ist nach derzeitigem Sachstand im Jahr 2022. Räumlich gesehen teilt sich die Anlage, vorgegeben durch einen Feldweg unter dem die gemeindliche Wasserleitung verläuft, in zwei Flächen auf.

Die Freiflächenphotovoltaikanlage hat eine Leistung von etwa zwanzig Megawatt. Die Errichtung erfolgt in zwei Abschnitten mit zweijähriger Unterbrechung. Dazu hat Sepp Bichler einen eindeutigen Vergleich parat: Würde diese Strommenge von einer Biogasanlage erzeugt werden, müsste dafür eine zwischen 30 bis 40-fache größere Fläche zur Verfügung stehen. Verbunden damit wäre natürlich die entsprechende Verkehrsbelastung durch landwirtschaftliche Fahrzeuge und auch deutlich sichtbare Hochbauten.

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1 Kommentare

Moll Gerhard - 05.10.2023

Mit 3 Windrädern könnte die gleiche Menge Strom erzeugt werden. Flächenbedarf mit Zufahrt max. 1 ha. Mit den restlichen 19 Hektar können mehrere Tausend Menschen mit Brot versorgt werden. Photovoltaikanlagen gehören auf Dächer . Wer Photovoltaikanlagen auf Ackerland baut ist nur zu bequem,oder genau gesagt zu faul um aufs Dach zu steigen