Das Gedächtnis der Gesellschaft

Neustadt/WN. Nach zehn Jahren wurde der bisherige Kreisarchivpfleger des Landkreises Neustadt an der Waldnaab Hans Schreyegg in den verdienten „Ruhestand“ verabschiedet und sein Nachfolger Harry Grimm ins Amt eingeführt. Zu den Aufgaben des ehrenamtlichen Kreisarchivpflegers gehört vor allem die Beratung und Unterstützung der Kommunen beim Aufbau und der Pflege eines Gemeindearchives.

Wechsel Kreisarchivpfleger
Hans Schreyegg (sitzend) und die anderen Gäste der Ehrung tragen sich ins Goldene Buch des Landkreises ein (v.l.): Personalleiter Edmund Frummet, der neue Kreisarchivpfleger Harry Grimm, Dr. Maria Rita Sagstetter, Leiterin des Staatsarchivs Amberg und Landrat Andreas Meier Foto: Landratsamt/Prößl

Trotz der schwierigen Situation für Veranstaltungen war es Landrat Andreas Meier ein besonderes Anliegen, Hans Schreyegg in einem würdigen, ehrenvollen Rahmen zu verabschieden. So kam zumindest ein kleiner Kreis in der Lobkowitzer Schlosskapelle zusammen, um die Verdienste Schreyeggs zu würdigen.

„Ein Baum kann nur wachsen, wenn er starke Wurzeln hat. Was für einen Baum die Wurzeln bedeuten, sind für das Gemeinwesen die Archive“, verglich Landrat Andreas Meier. Die Gesellschaft könne nur aus der Vergangenheit lernen, wenn die Geschichte, auch auf Gemeindeebene, sauber dokumentiert werde. Er dankte dem 75-jährigen Neustädter für sein besonderes Engagement.

Das wandelnde Gedächtnis

Das „wandelnde Gedächtnis“ des Landkreises habe neben dem allgemeinen Interesse an Geschichte durch seine frühere Tätigkeit als Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft auch fundierte Kenntnisse der Verwaltung, die ihm bei seiner Arbeit als Archivpfleger hilfreich waren. „Ohne Archive wüssten wir nichts über unsere Vergangenheit, das Leben früherer Generationen, die Entwicklung des politischen, wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Lebens in der jeweiligen Gemeinde. Urkunden, Verträge und Vereinbarungen beweisen Rechte und Pflichten und ohne bestimmte Unterlagen wüssten wir nichts über wichtige Entscheidungsgrundlagen“, so der Landrat.

Dr. Maria Rita Sagstetter als Leiterin des Staatsarchivs Amberg unterstrich die Bedeutung der Dokumentation des Zeitgeschehens. Archive seien nicht immer „staubige Akten, sondern immer mehr auch digitale Datenträger. Künftig werde das digitale Archiv Bayerns im Rechenzentrum Süd eine wichtige Schnittstelle auch für die Landratsämter sein. Ein Archiv müsse deutlich von einer Registratur unterschieden werden.

Der für die Archivierung Zuständige müsse stets prüfen, was auch ausgesondert oder vernichtet werden könne. Bei dieser schwierigen Herausforderung sind auch Aspekte wie Datenschutz, Persönlichkeitsrechte usw. zu beachten und hier unterstütze der Kreisheimatpfleger die Gemeinden. Hans Schreyegg habe hier immer ein besonderes Gespür bewiesen und sei nie „oberlehrerhaft“, aber immer mit der nötigen Bestimmtheit aufgetreten.

Nachfolger selbst vorgeschlagen

Sie bedauere sehr, dass er seine Amtszeit nicht mehr verlängern habe wollen, habe aber natürlich Verständnis dafür, zumal Schreyegg ja seinen Nachfolger selbst vorgeschlagen habe. Für Harry Grimm gelte es nun, große Fußstapfen auszufüllen. Da dieser aber selbst aus der Verwaltung komme und bereits eine entsprechende Fortbildung besucht habe, habe sie keine Zweifel, dass er der Herausforderung gewachsen sei.

Schreyegg selbst erinnerte sich an das letzte Jahrzehnt und freute sich, dass er die „Archivlandschaft“ des Landkreises mit gestalten haben könne. Einige Gemeinden haben inzwischen vorbildlich angelegte und geführte Kommunalarchive, aber bei den meisten sei noch viel zu tun.

Oft scheitere es nicht am Willen, sondern an Raum- oder Personalkapazitäten oder die Aufgabe werde aus Zeitmangel immer weiter hinaus geschoben. Er regte an, auch hier über interkommunale Zusammenarbeiten nachzudenken. An seinen Nachfolger Grimm und Landrat Meier appellierte er: „Packt es an!“.

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