Nur verhaltene Beteiligung an digitalem Bürgerdialog

Neustadt/WN. Auf dem Weg zum digitalen Landkreis sollen die Bürger mitreden. Die aber halten sich noch zurück. An einem zweiten digitalen Bürgerdialog beteiligen sich nur zwei Frauen und sechs Männer, fünf davon bleiben stille Zuhörer.

Von Gabi Eichl

Digitaler Bürgerdialog Landkreis Neustadt
Karim Garri und Andreas Ueckert von ui! moderieren den digitalen Bürgerdialog.

Die Themen sind diesmal Bildung und Verwaltung. Zu Wort melden sich nur der Leiter des Jugendmedienzentrums Tannenlohe und zwei Lehrer.

Im Auftrag von “Zentrum Digitalisierung.Bayern”

Das Digitalisierungskonzept für den Landkreis wird erstellt von „ui!“, das Kürzel steht für Urban Mobility Innovation, Teil eines Software-Unternehmens, das sich zum einen auf Programme zur Digitalisierung von Mobilität und Verkehr spezialisiert hat, zum anderen Städte und Gemeinden mit Digitalisierungskonzepten begleitet.

Auftraggeber ist das Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B), eine deutschlandweite Forschungs-, Kooperations- und Gründungsplattform, die sich als Impulsgeber für Wirtschaft, Wissenschaft, Verbände und öffentliche Verwaltung versteht. Andreas Ueckert und Karim Garri von ui! erläutern die Ziele des Prozesses.

Bildungsplattform und Digitalisierungsbeauftragter

Thema Bildung: Als Vision werden unter anderem gut ausgebaute Websites der Schulen genannt, Bildungsangebote für Menschen, deren Jobs durch die Digitalisierung wegfallen können, eine einheitliche Plattform für Schüler und Lehrer zum Lernen, aber auch zur Kommunikation.

Thema Verwaltung: Hier stehen eine Bürger-App auf der Agenda, ein Digitalisierungsbeauftragter oder der weitere Ausbau des Bürgerservice-Portals mit dem Ziel, weit mehr als bisher online erledigen zu können.

Jugendliche brauchen Medienkompetenz

Philipp Reich, der Leiter des Jugendmedienzentrums Oberpfalz-Nord in Tannenlohe, sagt, er vermisse in der Aufzählung den Aspekt, dass man Jugendlichen neben der technischen Komponente auch den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien beibringen müsse. Das Thema müsse grundsätzlich stärker in den Schulalltag eingebunden werden. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da“, sagt Reich.

Das unterstreicht auch Christian Frey vom Bildungsteam des Landratsamtes als Organisator der Veranstaltung. Aktuell stehe in den Schulen Corona-bedingt das Nachholen des Lernstoffes im Vordergrund, aber die Medienkompetenz der Schüler bleibe ein Thema von großer Bedeutung.

Die Schulen nicht allein lassen

Eine weitere Anregung Reichs: Die Schulen sollten verstärkt beraten werden bei der Anschaffung von Geräten und Programmen; hier wäre ein einheitlicher Weg hilfreich, denn bisher seien die Schulen in diesem Punkt weitgehend allein gelassen. Die Anschaffung von zehn Whiteboards allein mache noch keine Schule digital.

“Schulen teilweise schon auf sehr gutem Weg”

Martin Wettinger, Lehrer an der Realschule Vohenstrauß, möchte diese Empfehlung Reichs nicht als Vorgabe verstanden wissen. Denn es gebe durchaus schon Schulen im Landkreis, die auf einem sehr guten Weg zur Digitalisierung seien. An der Vohenstraußer Realschule etwa würden aktuell Musterklassen mit einheitlicher Ausstattung eingerichtet. Reichs Anregung sei sicher hilfreich für Schulen, die noch nicht genau wüssten, wohin, aber alle Schulen seien so nicht unter einen Hut zu bringen.

Plattform für Schulen und Ausbildungsbetriebe

Michael Bäumler, Lehrer an der Berufsschule Weiden, bringt eine duale Plattform für Schulen und Ausbildungsbetriebe zur Sprache. Wobei die Frage sei, wie eine Plattform aussehen könnte, die ebenso dem kleinen Handwerksbetrieb wie dem großen Industrieunternehmen gerecht werde.

Beim Thema Verwaltung schlägt Bäumler eine Art Ticketmanagement vor, über das Termine mit Sachbearbeitern vereinbart werden könnten. Auf diese Weise könne der Bürger online den jeweiligen Sachbearbeiter buchen und bereits seine Daten eingeben, während der Sachbearbeiter sich gleichzeitig auf das persönliche Gespräch vorbereiten könne.

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