Kraft, Liebe und Besonnenheit über Furcht 

Grafenwöhr/Pressath. Die evangelische Kirchengemeinde sieht sich gut für die Zukunft gerüstet: Dank engagiertem Kirchenvorstand und neuen Vertrauensleuten. Wie Pfarrer Dr. André Fischer Mut macht. 

Von Renate Gradl 

Reformationsfest Kirchenvorstand Evangelische Kirche Grafenwöhr Vertrauensnann
Kleine Reformation mit neuen Vertrauensleuten: Der Evangelische Kirchenvorstand stellt sich neu auf. Bild: Renate Gradl.

Das Reformationsfest wird sonst immer gemeinsam mit anderen Gemeinden der Kulmregion gefeiert. Heuer gab es in Grafenwöhr eine kleine Reformation mit den neuen Vertrauensleuten des Kirchenvorstandes. “Unsere Kirche erinnert sich an die Erneuerung, an die Reformation unseres christlichen Glaubens, die vor mehr als 500 Jahren von Wittenberg aus die deutsche und europäische Christenheit erfasst hat. Es war eine Erneuerung auf Christus hin, dem Haupt und dem Grund unserer Kirche”, erklärt Pfarrer Dr. André Fischer zu Beginn des Reformationsgottesdienstes in der Michaelskirche.

Wir nehmen das als Kirchengemeinde Grafenwöhr-Pressath zum Anlass, auch bei uns eine kleine Reformation, eine Erneuerung vorzunehmen. Nach dem Ausscheiden von Udo Greim hat sich der Kirchenvorstand neu aufgestellt und die Ämter wurden neu gewählt.

“Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können!”, heißt es im Matthäus-Evangelium. “Ich kann mir gut vorstellen, wie für Martin Luther damals so eine Bibelstelle zur Kraftquelle und zum Trost wurde.  Seinen Leib hätten seine Feinde töten können. Gewiss, damit musste er rechnen, nachdem er sich mit den mächtigsten Männern der damaligen Welt, mit Papst und Kaiser, angelegt hatte”, erklärte der Pfarrer.

Leben im Teil-Stillstand

Die Ermutigung, sich nicht zu fürchten, brauchen wir in einer Zeit in der wir uns sehr wohl fürchten um unser Leben, das bedroht ist von einem unsichtbaren Virus, das eben nicht offenbar ist, außer in seiner Wirkung. Dieses Virus, das schon weltweit Millionen Menschen infiziert und Hunderttausende getötet hat.  Außerdem bringt er Gesundheitssysteme an ihr Limit. Und unser tägliches Leben, wie wir es gewohnt waren und wie wir es brauchen, bringt es teilweise zum Stillstand – unsere Freiheit schränkt es ein. Außerdem sorgt es dafür, dass gerade Gemeinschaft und Nähe, die ja eigentlich das Leben fördern, bedrohlich werden.

Es ist zum Fürchten, wenn Existenzen zu Boden gehen und Arbeitsplätze wegbrechen, wenn in unserer Gesellschaft eine Gesinnung offengelegt wird, die nicht freundliche Solidarität, Empathie und Verantwortung zeigt, sondern zu oft Egoismus, Verantwortungslosigkeit und Leugnung dessen, was offenbare Realität ist. Es ist außerdem zum Fürchten, wenn die Corona-Leugner lautstark am Klinikum vorbeiziehen, wo drinnen Menschen gerade wegen Corona mit dem Tod ringen.

Kraft, Liebe und Besonnenheit über Furcht

Pfarrer Fischer zitierte die Schriftstellerin Thea Dorn, die im Fernsehen ein Bibelzitat von Paulus wiedergab:

Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.”

Neue Vertrauensleute übernehmen Amt

Danach wurden Hartmut Seidler aus Grafenwöhr, der neue Vertrauensmann des Kirchenvorstandes und seine Vertreterin Herta Murr aus Pressath gefragt, ob sie das Amt gemäß dem Evangeliums von Jesus Christus ausüben wollen. “Seid ihr bereit, Verantwortung zu übernehmen für den Gottesdienst, für die pädagogischen, diakonischen und missionarischen Aufgaben der Gemeinde sowie für Lehre, Einheit und Ordnung der Kirche?” Dies besiegeln beide mit einem “Ja, mit Gottes Hilfe”.

Pfarrer Fischer erinnerte an seinen baldigen Weggang und meinte: “Wenn ein Pfarrer die Gemeinde wechselt und eine Vakanz ansteht, dann sind das nie leichte Zeiten. Aber mit diesem engagierten Kirchenvorstand und mit diesen neuen Vertrauensleuten braucht niemandem bange zu sein. Im Gegenteil: Ich bin überzeugt, besser könnten wir nicht aufgestellt sein.”

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