Teil zwei der Corona-Antikörper-Studie: Wie lange hält die Immunantwort?

Tirschenreuth. Die große Studie zu Corona-Antikörpern im Landkreis Tirschenreuth geht in die zweite Runde. Jetzt soll die Stabilität der Antikörperantwort und das Ausmaß an Neuinfektionen untersucht werden. 

Im Zeitraum von 29. Juni bis 17. Juli haben sich über 4.200 Einwohner im Landkreis Tirschenreuth an der vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) in Auftrag gegebenen Studie „Prospektive COVID-19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19) beteiligt und ihr Blut auf die Anwesenheit von SARS-CoV-2 spezifischen Antikörpern untersuchen lassen.

Nur 20 Prozent der Infektionen erfasst

Dank der überwältigenden Teilnahme der Tirschenreuther Bevölkerung konnten bereits wichtige Ergebnisse zur Ausbreitung von SARS-CoV-2 im Landkreis Tirschenreuth in der ersten Jahreshälfte gewonnen werden. Bei der Erstuntersuchung wiesen 8,6 Prozent der Teilnehmer Antikörper gegen SARS-CoV-2 auf. Somit kann man davon ausgehen, dass auf der Grundlage des gängigen Virusnachweises lediglich etwa 20 Prozent der Infektionen im Frühjahr und Frühsommer dieses Jahres im Landkreis Tirschenreuth erfasst wurden.

Fast alle Teilnehmer der Erstuntersuchung haben eingewilligt, dass sie für eine Folgeuntersuchung kontaktiert werden können. So haben 4.173 Tirschenreuther in den letzten Tagen wieder Post erhalten, in der die beiden Studienleiter, Prof. Dr. Ralf Wagner von der Universität Regensburg und Prof. Dr. Klaus Überla vom Universitätsklinikum Erlangen, um erneute Mitwirkung bitten.

Neue Erkenntnisse aus zweiter Testrunde erwartet

„Unbemerkte Infektionen nach der Urlaubszeit und die aktuell stark ansteigende Zahl neuer Infektionen lassen vermuten, dass inzwischen der Anteil der Bevölkerung mit Antikörpern gegen SARS-CoV-2 weiter gestiegen ist. Diesen Zuwachs an Neuinfektionen wollen wir möglichst umfänglich erfassen.”

“Für Teilnehmer, die bei der Erstuntersuchung bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 hatten, wollen wir feststellen, wie lange diese Antikörper vorhanden sind und ob es möglicherweise unbemerkt zu Zweitinfektionen gekommen ist. Damit können wir auch wichtige Hinweise erhalten, ob eine durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion vor einer erneuten Infektion oder Erkrankung schützt“, so die beiden Studienleiter.

Butabnahme in Tirschenreuth, Wiesau und Kemnath

Mit der Einladung zu der Folgeuntersuchung erhalten die ausgewählten Einwohnerinnen und Einwohner wie schon zur ersten Runde wichtige Hintergrundinformation zur Studie sowie einen Kurzfragebogen, der die Interpretation der Studienergebnisse unterstützen soll.

Die angeschriebenen Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden gebeten, im Zeitraum vom 16. November bis zum 27. November an einem konkreten Termin jeweils zwischen 16 und 20 Uhr eines der drei vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) eingerichteten Blutabnahmezentren in Tirschenreuth (Turnhalle St. Peter, St. Peter Str. 38), Wiesau (Mittelschule Wiesau, Schulstraße 6) und Kemnath (Alte Schule Waldeck, Alte Straße) aufzusuchen und sich zu einer Blutabnahme vorzustellen.

Die Teilnahme ist auch diesmal absolut freiwillig. Wenn gewünscht, erhalten die Teilnehmerinnen und -teilnehmer ihren Befund der Antikörperuntersuchung im Anschluss an die Analyse. Auf diese Weise erfahren sie auch, ob sie sich seit der letzten Blutabnahme mit dem SARS-CoV2 Virus infiziert haben und ob im Rahmen der ersten Blutabnahme festgestellte Antikörper noch nachweisbar sind.

Wie lange schützen die Antikörper?

„Heute lässt sich nicht gesichert sagen inwieweit SARS-CoV-2-spezifische Antikörper vor einer erneuten Infektion oder Erkrankung schützen können oder wie effizient unser SARS-CoV-2-spezifisches Antikörper-Gedächtnis funktioniert“, so die beiden Wissenschaftler. Diese Studie kann aber einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung dieser Fragen leisten und wichtige Informationen liefern, wie sich gesundheitspolitische Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung auf die Anzahl der Neuinfektionen auswirken.

Wissenschaftsminister Bernd Sibler betonte: „Die Ergebnisse aus der ersten Testrunde haben uns wichtige Einblicke in die Dynamik und Dunkelziffer des Infektionsgeschehens im Frühjahr und Frühsommer dieses Jahres gewährt. Angesichts der aktuellen Infektionszahlen sind Studien wie TiKoCo19 und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse unglaublich wertvoll. Sie helfen uns, das Virus besser zu verstehen, und dienen als wichtige Ratgeber für politische Entscheidungen während der Pandemie.“

“Je mehr Teilnehmer, desto weitreichender die Ergebnisse”

Der Einladung an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Erstuntersuchung liegt ein Schreiben des Landrats Roland Grillmeier bei, in dem er erneut um Unterstützung der von Prof. Klaus Überla und Prof. Ralf Wagner koordinierten Studie bittet. „Je mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer der ersten Runde eines der Testzentren zu einer erneuten Blutabnahme aufsuchen, desto weitreichender und robuster werden die Erkenntnisse sein, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen der TiKoCo19-Studie ziehen können.“

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