Betrüger erkennen und richtig reagieren

Kemnath. Betrüger haben in den letzten Jahren unterschiedliche Varianten entwickelt, um an die Ersparnisse von Seniorinnen und Senioren zu gelangen. Dabei nutzen sie gezielt die Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft der Generation 60-Plus aus. Auch die Angst vor dem Coronavirus machen sich die Täter zu Eigen.

“Falsche Polizeibeamte, Falsches Gewinnversprechen oder der Enkeltrick sind nur einige wenige Beispiele krimineller Machenschaften”, sagt Polizeihauptkommissar Thorsten Fiebiger von der Polizei Kemnath. In jüngster Vergangenheit häufen sich solche Anrufe auch im Kemnather Einsatzbereich und der Nordoberpfalz. Was macht die bekanntesten Maschen aus? Und welche Tipps gibt es, sie zu erkennen?

Achtung: Polizist am Telefon

Bei der Vorgehensweise “falscher Amtsträger” geben sich die Täter bei einem Anruf als Polizeibeamte oder Bedienstete öffentlicher Stellen aus und gaukeln dem Opfer vor, dass es Einbrecher auf ihr Erspartes abgesehen hätten. Auch auf der Bank sei ihr Geld nicht mehr sicher. Schließlich wird ein Übergabetermin ausgemacht, damit die vermeintlichen Beamten die Wertsachen an einen sicheren Ort bringen können.

Gewinnversprechen haben böses Nachspiel

Beim Phänomen “falsches Gewinnversprechen” versprechen die Betrüger angeblich hohe Geldgewinne. Vor der Gewinnübergabe werden die Opfer dazu aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen, zum Beispiel „Gebühren“ zu bezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anzurufen oder an Veranstaltungen teilzunehmen auf denen minderwertige Ware zum Kauf angeboten wird.

“Enkel” bitten um Geld

Der Anrufer beim sogenannten Enkel-/Verwandtentrick gibt an, dass er beispielsweise aufgrund eines Hauskaufes oder wegen einer Coronainfektion in finanzielle Notlage geraten sei und nun schnellst möglich Geld benötigen würde. Die Betreiber/Mitarbeiter solcher Callcenter agieren meist aus dem Ausland, nicht nur deshalb gestaltet sich deren Identifizierung oft schwierig.

“Zwar bildet dieses Deliktsfeld des banden-/ und gewerbsmäßigen Betruges im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Kemnath keinen Kriminalitätsschwerpunkt, dennoch wurden in den letzten zwei Jahren insgesamt 40 solcher Taten registriert”, erklärt Fiebiger.

Zwei der Fälle als Beispiel:

Mitte September hat ein “falscher Polizeibeamter” einen Rentner (80) aus dem Landkreis angerufen. Der angebliche Polizeihauptkommissar hat behauptet, dass mehrere Nachbarn Opfer von Einbrüchen geworden sind. Hierbei wären angeblich auch personenbezogene Daten des Rentners gestohlen worden, weswegen sein Geld auf der Bank nicht mehr sicher sei. Um es zu schützen, sollte der Senior Geld von seinem Bankkonto abheben und es dem “Polizisten” übergeben, damit er es auf der Polizeidienststelle verwahren könne, wie der Anrufer behauptet hat. Bei den Anrufen war sogar die Rufnummer 110 auf dem Telefondisplay zu sehen. Einige Tage später hat das Opfer einen niedrigen fünfstelligen Geldbetrag an einen falschen Polizeibeamten übergeben.

Ende Oktober hat sich außerdem die angebliche “Enkelin” telefonisch bei einer 84-jährigen Seniorin gemeldet. Die junge Frau hat ihrer Oma erzählt, dass sie 50.000 Euro nach einem Wohnungskauf als Sicherheit bei einem Anwalt hinterlegen müsste. Wenn dann der bereits abgeschlossene Kredit greife, würde sie ihr das Geld zurückzahlen. In diesem Fall hat die Seniorin den Betrug erkannt und damit Schlimmeres verhindert.

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Betrüger am Telefon: Was tun? Wie reagiere ich richtig?

Tipps der Polizei für Senioren, Angehörige und sonstigen Kontaktpersonen:

  • Keine personenbezogenen Daten herausgeben!
  • Geben Sie Unbekannten kein Geld oder sonstige Wertgegenstände
  • Veranlassen Sie aufgrund eines Anrufes keinerlei Überweisungen
  • Gespräch beenden – Notruf wählen (110)
  • Lassen Sie keine Fremden in ihre Wohnung/Ihr Haus
  • Infomieren oder ziehen Sie Verwandte oder Nachbarn hinzu
  • Vornamen im Telefonbuch abkürzen lassen! (aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt). So können Täter Sie gar nicht mehr ausfindig machen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags wenden Sie sich an ihren Telefonanbieter
  • Auch Bankmitarbeiter sollten besonders aufmerksam hinsichtlich ungewöhnlich hohen Bargeldauszahlungen sein
  • Angehörige, Sozialverbände, Religionsgemeinschaften und auch sonst in Kontakt mit älteren Menschen stehende Einrichtungen und Institutionen werden gebeten, insbesondere alleinstehende, ältere Verwandte auf die Masche der Betrüger hinzuweisen

Weitere Hinweise zur polizeilichen Kriminalprävention unter www.polizei-beratung.de. [/box]

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