Schulhund Winnie, der Superstar

Grafenwöhr. Die Grund- und Mittelschule hat seit diesem Schuljahr einen tierischen Neuzugang. Schulhund Winnie, ein Kleinpudel, begleitet Ingrun Allwardt in den Unterricht und hilft auf verschiedene Weisen bei der Verbesserung des Lernklimas.

Von Stefan Neidl

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Stolz wie Oskar: Winnie nimmt seinen Schulhund-Job sehr ernst.

Wer das Klassenzimmer der 3b in der Grund- und Mittelschule betritt, sticht gleich eine Figur ins Auge: apricotfarbenes Fell, strahlende Knopfaugen und ein echt lieber Charakter. Das ist jedoch keiner der Schüler sondern Schulhund Winnie. Der Kleinpudel ist seit diesem Schuljahr der Superstar an der Grund- und Mittelschule.

Klassenlehrerin Ingrun Allwardt ist Winnies Frauchen. Der eineinhalb Jahre alte Hund begleitet sie ein bis zwei Mal in der Woche zur Arbeit. Dort ist Winnie auch im Kollegium gerne gesehen: Morgens holt er sich im Sekretariat erst einmal Leckerlis und Streicheleinheiten von Schulleiterin Anja Bräu und Verwaltungsangestellte Diana Kraus ab, bevor es in den Unterricht in den zweiten Stock geht.

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Erst mit einem Kauknochen lässt sich Winnie von Bürgermeister Edgar Knobloch begrüßen – fremde Menschen mit Masken sind ihm unheimlich, da ist er lieber etwas vorsichtiger.

Winnie-Regeln und Winnie-Dienst für die Schülerinnen

Dort zieht Winnie dann sein Ding durch: Hin und wieder läuft er durchs Klassenzimmer, schnüffelt mal hier mal da und legt sich auch gelegentlich zu Füßen der Kinder nieder. Wenn man nicht aufpasst, klaut er auch schon mal das Pausenbrot aus der Schultasche, darum sollen diese stets geschlossen bleiben. Meist döst er aber unter dem Pult von Allwardt: Dort hat sie ihm extra einen Rückzugsort eingerichtet, an dem er sich wohl fühlt und nicht gestört werden darf. Die Klasse hat einige solcher Winnie-Regeln aufgestellt, die befolgt werden müssen. Ebenso wie den Winnie-Dienst, der sich um das Auffüllen des Trinknapfs kümmert.

Wer nun meint, die Flauschekugel würd die Kinder beim Lernen stören, sieht sich getäuscht. Die Schüler gehen viel motivierter in die Schule, viele würden gerne in die 3b wechseln. “An Winnie-Tagen herrscht ein ganz anderes Klima in der Klasse. Die Kinder sind ruhiger, entspannter, achten mehr aufeinander”, erklärt Allwardt. Dazu kommt der pädagogische Effekt: Die Kinder lernen den Umgang mit dem Vierbeiner und ihn zu respektieren, er hilft ihnen beim Abbau von Stress.

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Im Unterricht legt sich Winnie gern unter die Schreibtische der Schüler – Pausenbrote sollten aber nicht in seiner Nähe sein.

Allergiefreundlich und kinderlieb

Schon Anja Bräus Vorgänger, Thomas Schmidt, wollte immer einen Schulhund haben. Darum hat sich Allwardt den Kleinpudel ausgesucht: “Er ist allergiefreundlich, ist kinderlieb, hat ein nettes Wesen.” Von Klein auf hat sie ihn an Kinder gewöhnt, so dass ihn das Chaos, das in einer Grundschule schon mal auftreten kann, gar nicht stört.

Nur bei neuen Menschen irritiert ihn die Corona-Maske. “Hunde lesen viel aus der Mimik ab. Die Maske verdeckt sie und der Hund kann Unbekannte schlecht einschätzen”, informiert sein Frauchen. Darum sei er anfangs etwas schüchtern. So erging es auch Bürgermeister Edgar Knobloch, selbst Hundebesitzer, der sich Winnie persönlich vorstellen wollte. Erst durch die Übergabe eines Spielzeugknochens als Begrüßungsgeschenk schenkte ihm Winnie seine Aufmerksamkeit.

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Erst mit einem Kauknochen lässt sich Winnie von Bürgermeister Edgar Knobloch begrüßen – fremde Menschen mit Masken sind ihm unheimlich, da ist er lieber etwas vorsichtiger.

In 80 Trainingsstunden zum Schulhund

Winnie ist zertifizierter Schulhund. Das heißt er hat gemeinsam mit Allwardts eine Ausbildung mit 80 Übungsstunden und Tests bei der Hundeschule “Familienhund – Bavaria” in Nürnberg absolviert. Zum Trainingsprogramm gehörte theoretischer Unterricht, Rechtskunde, das Verstehen der Körpersprache des Hundes, Streitschlichtung, Problembehandlung, Lerngrundsätze, Einsatzmöglichkeiten in der Schule und das Erkennen von Stressfaktoren. Die 800 Euro teure Ausbildung hat Allwardts selbst bezahlt und darf sich nun auch Schulhundeführerin nennen.

Anja Bräu stand von Anfang an hinter dem Projekt Schulhund. Als Schulleiterin musste sie ihm unter Einhaltung von Ministeriumsvorgaben und Hygienevorschriften ihren Segen geben. Diese sind strenger als beim Halten eines normalen Hundes. Medizinische Untersuchungen und Behandlungen müssen öfter durchgeführt werden, als bei einem “normalen” Haushund und gehen auch ins Geld. Für Allwardts ist es der Nutzen den Aufwand aber Wert.

Für die Zukunft soll der Schulhund noch mehr in den Unterricht eingebunden werden. Es könnte Veranstaltungen zum Thema Haustiere geben, verschiedene Aktionen könnten den Umgang mit den Vierbeinern fördern. Positive Effekte bemerkt Allwardts bereits viele: Ein Mädchen hatte anfangs Angst vor Hunden – heute führt sie ihn ganz selbstverständlich an der Leine auf den Schulhof.

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Auch draußen dürfen die Schülerinnen mit dem kleinen Pudel spielen.

Keine Kunststückchen für die Kinder

Die Kinder lesen Winnie gerne vor – dies hilft ihnen beim Lesen lernen, da der Hund anders als ein Mensch sie nicht ständig verbessert. Außer in ihrer eigenen Klasse gibt Allwardt gelegentlich Unterricht in anderen Gruppen, Winnie begleitet sie überallhin. So könnten noch mehr Schüler von ihm profitieren. Nur irgendwelche Kunststückchen zur Unterhaltung der Schüler will sie ihm nicht beibringen: “Wo anders dürfen Schulhunde ein Glücksrad drehen oder sich zum Affen machen. Das kommt für Winnie nicht in Frage.”

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Bilder: Stefan Neidl

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