1000 Jahn-Fans reisen mit Regensburger Lazarett zum Seriensieger St. Pauli

Hamburg. Das Testspiel gegen Nürnberg fiel einer Regensburger Grippe-Epidemie zum Opfer. Etliche Jahn-Spieler sind noch immer angeschlagen. Und ausgerechnet jetzt geht’s zum Rückrunden-Tabellenführer St. Pauli, der mit dem neunten Sieg in Folge Boden zum Führungstrio gutmachen kann.

Zuletzt kein gutes Pflaster für die Regensburger: Am Millerntor verlor der SSV Jahn zuletzt am 29. August 2021 mit 0:2. Dabei hatte Regensburg damals eine Siegesserie im Rücken. Bild; jrh

Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic ist bei der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenfünften St. Pauli selbst noch angeschlagen: „Ich bin gesund, aber alles andere als fit.“ So gehe es auch einigen seiner Spieler. „Wir waren den ganzen Tag am Telefon, haben mit dem Arzt über die Blutwerte gesprochen und überlegt, wer kann beginnen?“

Bei 100 Prozent ist wohl keiner“

Kaum schöpfen die Regensburger nach der Mini-Serie von zwei Siegen (in Kiel und gegen Paderborn) – vorgerückt auf Platz 14 – etwas Hoffnung, bremst ein Virus die Oberpfälzer aus. „Bei 100 Prozent ist wohl keiner der Erkrankten“, seufzt der Coach. „Wir müssen immer wieder improvisieren.“ Die zwei Siege seien überlebenswichtig gewesen: „Wir haben ein paar Meter gutgemacht, aber bis zum Ziel dieses Marathons ist es noch ein weiter Weg.“

Ersatzkeeper Thorsten Kirschbaum etwa habe es ordentlich erwischt. „Wir müssen schauen, wer am Wochenende spielen kann.“ Was macht Selimbegovic dennoch Hoffnung? „Wir wissen, wenn wir fit sind, können wir für jeden Gegner unbequem sein – sogar für Pauli, auch wenn die derzeit brutal selbstbewusst unterwegs sind.“ Am so gut wie ausverkauften Millerntor erwartet der Übungsleiter nach der Länderspielpause einen Hexenkessel fußballgieriger Fans. „Schauen wir mal, wie viel Intensität wir wie lange durchhalten.“

Gute Nachricht vom Video-Schiri: Beim Hinspiel-Sieg zeigt Schiedsrichter Nicolas Winter auf den Elfmeterpunkt. Bild: jrh

Respekt vom Pauli-Trainer

Klar, dass der noch recht neue Pauli-Trainer Fabian Hürzeler erst einmal gaaanz tiefstapelt. Vom Schielen nach gaaanz oben will er so gar nichts hören. Und den Jahn lobt er, wenn nicht in höchsten, so doch hohen Tönen: „Ich erwarte wieder ein ausgeglichenes, schweres Spiel.“ Regensburg habe die letzten Spiele sehr gut performt. „In jedem Spiel haben sie ihre drei Aktionen, sei’s über Standards, wo sie sehr gut sind, sei’s übers Umschaltspiel.“ Sein Wort in Fußballgotts Ohr.

Individuelle Klasse sieht Hürzeler besonders bei Sarpreeth Singh und den Zielspielern Prince Owusu und Andreas Albers: „Das ist schon eine gute Qualität in der Liga.“ Der Jahn habe sich wieder gefangen. „Man dachte nach der Negativserie, das war’s jetzt – aber das zeigt auch, welche Bereitschaft sie haben, in der Liga zu bleiben, zu kämpfen.“ Das lasse sich auch an der Zweikampfquote, an der Art, wie Regensburg Fußball spiele, ablesen: „Sehr aggressiv, sie können einem Gegner weh tun.“

Ausgeglichene Bilanz

Deshalb sei es für seine Mannschaft wichtig, trotzdem dominant aufzutreten: „Die zwei, drei Aktionen gar nicht zuzulassen und wenn wir sie zulassen, dann konsequent zu verteidigen. Dann hoffen wir, dass wir den nächsten Schritt in unserem Prozess gehen.“ Das Führungstrio sei so weit entfernt, dass sich jede Träumerei vom ganz großen Coup ohnehin verbiete – zum Erzrivalen HSV auf Relegationsplatz 3 fehlen derzeit 8 Punkte. Sollte der aber beim Vierten Fortuna Düsseldorf verlieren …

Die Gesamtbilanz sieht übrigens aus Regensburger Sicht gar nicht mal so schlecht aus: Das Hinspiel im September konnte der SSV mit 2:0 für sich entscheiden. Insgesamt könnte der Direktvergleich nicht ausgeglichener ausfallen: 5 Siege stehen 5 Niederlagen und 3 Unentschieden gegenüber. Die 1000 Jahn-Fans, die den weiten Weg nach Hamburg antreten, hätten unter diesen Voraussetzungen wohl gegen ein viertes Remis wenig einzuwenden.

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