35 Jahre nach Tschernobyl-SuperGAU

Weiden. Statt einer traditionellen Mahnwache zum Gedenktag an den Tschernobyl-SuperGAU macht die Bürgerinitiative das Schaufenster des Weltladens zum Gedenkort. BI-Sprecherin Hilde Lindner-Hausner appelliert für eine kernkraftfreie Zukunft. 

Hilde Lindner-Hausner, Vertreterin der Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt/WN, wünscht sich eine kernkraftfreie Zukunft. Bild: Hausner.

Der 26. April 1986 ist das Schreckensdatum des Tschernobyl-SuperGAUs. Heuer liegt die Umweltkatastrophe 35 Jahre zurück – vergessen ist das Unglück nicht. Die Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen Weiden-Neustadt/WN begeht an diesem Tag normalerweise eine Mahnwache.

“Wir haben uns, pandemiebedingt wie im Vorjahr schon, anstelle von Ansprache und Gedenkminuten auf dem Marktplatz, dafür entschieden, unser Anliegen durch die Gestaltung des Weltladenschaufensters in die Öffentlichkeit zu bringen”, erklärt BI-Sprecherin Hilde Lindner-Hausner.

“Aus für Kernenergie”

“Mit unseren Mahnwachen wollen wir das Erfahrene und das Wissen über das Atom-Risiko weitergeben. Vor allem wollen wir den ungezählten Opfern gedenken. Den Menschen, welche ganz akut und direkt höchster Strahlung ausgesetzt waren”, sagt Lindner-Hausner. Menschen, die zu spät evakuiert, zu Aufräumarbeiten verpflichtet wurden und Menschen, die mit dem Strahlentot bezahlen mussten oder Krebskrankheiten erleidet hatten. 

Das Erinnern soll aus Sicht der Bürgerinitiative auch Mahnung sein, die Nutzung der Kernenergie ein für alle Mal zu beenden. Dem aufkommenden Ruf zur Rückkehr zur Kernkraft, oft unter dem Vorwand des Klimaschutzes, müsse vehement widersprochen werden: “Kernkraft ist keine Lösung für das Klima, weil zu langsam, zu teuer, zu dreckig, und viel zu riskant! Sie zu nutzen ist ein irreversibler Fehler der Menschheit”, sagt Lindner-Hausner. 

SuperGAU schafft neue Maßstäbe einer Katastrophe 

Der “Größte anzunehmende Unfall” (GAU) sei der schlimmste denkbare Störfall beim Betrieb eines Atomkraftwerkes, für den die Sicherheitssysteme der Anlage ausgelegt sein müssen, zitiert Lindner-Hause das Format “Planet Wissen”. “Was sich allerdings vor 35 Jahren im ukrainischen AKW Tschernobyl ereignete, war demnach – zumindest für sehr atomtechnikgläubige Menschen – bis dahin ein undenkbarer Störfall”, teilt die Sprecherin der Bürgerinitiative mit.

Der Reaktor selber war explodiert. Radioaktive Materialien wurden kilometerhoch in die Atmosphäre gerissen. Starke Winde verteilten die radioaktive Wolke über weite Teile Europas. So habe sich nach der unbeherrschbare Reaktorkatastrophe der Begriff “SuperGAU”  “bedauerlicherweise und unwiderruflich” etabliert – sowohl in die Geschichtsschreibung, als auch zur Alltagssprache.

Fernsehserie schafft neues Bewusstsein

Vielen jungen Menschen habe die Fernsehserie “Chernobyl” das Ergeignis in Gegenwart und Erinnerung gerufen. Hildner-Hausner hat kein Verständnis für den “seltsamem Abenteuer-/Schatzsuchertourismus ungeahnten Ausmaßes” in Tschernobyl und die Reaktion der Ukraine den UNESCO-Welterbestatus für diese Zone zu beantragen. 

Für die Bürgerinitiative stehe die Erinnerung an Tschernobyl in direktem Zusammenhang mit dem WAA-Widerstand, der gerade im April 1986 massivst von der Staatsregierung bekämpft wurde.

Der dringende Appell der BI: “Erneuerbare Energien und dezentrale Energieversorgung massiv ausbauen. Der Kernenergie darf keine Zukunft gegeben werden – ‘don’t nuke the climate!'”. Die bestmögliche und sicherstmögliche Endlagergung des Atommülls sei Herausforderung und Bürde genug für die kommenden Generationen.

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