660 Jahre: Grafenwöhr hat Geburtstag!

Grafenwöhr. Vor zehn Jahren wurde drei Tage lang mit rund 10.000 Menschen gefeiert. Am 5. Juni hat Grafenwöhr den 660. Geburtstag. Aber auf eine Feier wird verzichtet.

Die Stadt Grafenwöhr hat heuer ihr 660. Jubiläum! Bild: Renate Gradl.

Am 5. Juni 1361 stellte Kaiser Karl IV. (1355 – 1378), seinen Lehensleuten Ulrich II. und Johann I. von Leuchtenberg, eine Urkunde aus, mit der er den Landgrafen die Erlaubnis gab, Grafenwöhr zur Stadt zu erheben und mit den Stadtrechten von Nürnberg zu versehen.

Inhaltlich ging es bei der Stadtgründungsurkunde neben der Stadterhebung durch Kaiser Karl IV. auch um einen Wochenmarkt, der jeweils am Dienstag sein sollte. Den Landgrafen Ulrich und Johann von Leuchtenberg wurde ein Halsgericht mit Stock und Galgen über der Stadt verliehen. “Wer diese gegebenen Rechte missachtet, dem droht eine Geldstrafe (50 Mark lotiges Gold)”, so heißt es in der Stadtchronik.

Woher hat “Grafenwöhr” eigentlich den Namen?

Der Name “Grafenwöhr” setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen aus den Gründern und Stadtherren, den Landgrafen von Leuchtenberg und zum anderen aus “Wöhr”, was soviel wie Insel oder Halbinsel bedeutet und die Lage der Stadt beschreibt.

Die Entstehung von Grafenwöhr gibt jedoch Rätsel auf. Vor 1361 gibt es keine Aufzeichnungen, in der Grafenwöhr erwähnt wird. Doch es gibt Spekulationen: Hermann Schenkl, der spätere Chronist der Stadt, vermutete, dass der Ort ursprünglich nur “Wörth” geheißen habe und dass dieser schon um das Jahr 1000 entstanden sei.

In der Grafenwöhrer Stadtchronik von 1961 steht zu lesen: “So mag denn auf der Suche nach geeigneten Siedlungsgelände ein Trupp deutscher Kolonisten in das Tal der Haidenaab und in die Seitentäler der Creußen und des Thumbachs eingedrungen sein.”

Sagenumwoben ist auch die Burg von Grafenwöhr. Westlich der Altstadt von Grafenwöhr erhebt sich eine kleine Anhöhe, die auf alten Karten “Kalvarienberg” genannt wird. Besser bekannt ist der “Annaberg”. An der Stelle der dortigen Maria-Hilf-Kirche soll eine Burg gestanden haben. Vor 600 Jahren wurde die Burg zum ersten Mal in einem Brief erwähnt.

Warum ein Schmied eine große Rolle spielt

Auch die Pestsäule ist mit ihren 525 Jahren jubiläumsträchtig. Der erste Standort war 1496 am Aufgang zum Annaberg. 1982 wurde die Pestsäule versetzt und steht seitdem inmitten des Marktplatzes. Man nennt sie „Pestsäule“, da vermutet wird, dass sie aus Dankbarkeit von Überlebenden einer Pestseuche errichtet wurde.

In 660 Jahren gab es gute, aber auch schlechte beziehungsweise kriegerische Zeiten. “Wie viele Jahre Grafenwöhr im Krieg zugebracht hat, kann man nur schätzen”, erklärte Historiker Olaf Meiler beim 650-jährigen Stadtjubiläum. 100 Jahre sei die Stadt wohl von Kriegen beeinflusst gewesen und erstmals im Jahr 1399. Am nachhaltigsten sei der 30-jährige Krieg gewesen, der im Jahr 1618 ausgebrochen war. “Mehrmalige Durchmärsche, Plünderungen und die Pest brachten die Stadt an den Rand des Ruins”, erklärte der Historiker. Durch die Mansfelder Truppen, die das Rathaus plünderten, sei das Gedächtnis der Stadt weitgehend ausgelöscht worden.

Eine große Rolle spielte ein Schmied, namens Martin Posser, der das Pferd eines schwedischen Hauptmanns tötete. Daraufhin zogen die schwedischen Truppen ab. “Diese Szene wurde vor zehn Jahren am Festwochenende nachgespielt. Im 18. Jahrhundert gab es den Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieg. 1744 bekam Grafenwöhr eine österreichische Besatzungstruppe, die sich ein Jahr lang im Kastenhaus einquartierte. Durch die Gründung des Truppenübungsplatzes steht die Stadt seit 1908 permanent unter dem Einfluss des Militärs.

Was wird aus Jubiläumsfeier?

660 Jahre Grafenwöhr wäre schon ein Anlass, zu feiern. Aber in “Corona”-Zeiten muss man vorsichtig sein. “Es gibt heuer kein Fest”, sagte Bürgermeister Edgar Knobloch. Vorstellbar wäre für ihn das Feiern zum 666. Jubiläum.

Die Pestsäule auf dem Marktplatz in Grafenwöhr (hier links im Bild) ist 525 Jahre alt. Bild: Renate Gradl
Die Übergabe der Ernennungsurkunde ist auch im Kultur- und Militärmuseum nachgestellt. Bild: Renate Gradl.

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