Acht Jahre nach Überfall auf Uhren Heinz: Letzter Räuber steht vor Gericht
Weiden. Vor acht Jahren überfiel eine Bande aus Litauen das Juweliergeschäft Uhren Heinz in der Ringstraße in Weiden. Jetzt steht der letzte Täter vor Gericht: ein 31-Jähriger. Erst Anfang dieses Jahres ging er der Polizei ins Netz - bei einem Flug nach Kanada.

Werner Schlegel, früherer Inhaber von Uhren Heinz, hat den Samstagmittag, 2. September 2017 nie vergessen. Plötzlich stehen diese vier Männer mit Brecheisen im Geschäft: “Ein Alter, drei Junge.” Seiner Frau wird Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. Sie schreit um Hilfe. Und Werner Schlegel wird zum Löwen: “Ich pack’ den Ersten, schieb den auf die anderen. So wie im Bud-Spencer-Film im Saloon”, schildert es der 70-Jährige als Zeuge vor Gericht. Völlig überrumpelt ergreift die Bande die Flucht.
Die Kripo Weiden überführt in der Folge insgesamt sechs Litauer (zwischen 16 und 61) wegen versuchten schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung. Vier überfielen den Laden. Einer wartete davor mit einem Fahrrad auf die Beute. Der Sechste hatte die Bande aus Litauen im Kleinbus her chauffiert.
Der jetzt Angeklagte ist der letzte der Sechs, der vor Gericht steht. Seine Aufgabe wäre es gewesen, die Vitrinen einzuschlagen und Uhren und Schmuck in Plastiktüten zu packen.
Geständnis und Entschuldigung
Vor Gericht gibt er alles zu. “Mein Mandant möchte zu dem stehen, was er getan hat”, sagt Verteidiger Maximilian Schewe (Frankfurt). Der damals 23-Jährige sei 2017 angesprochen worden, ob er in kurzer Zeit Geld verdienen möchte. Anfangs glaubte er an eine legale Tätigkeit auf dem Bau. Er habe erst in Tschechien vom geplanten Überfall erfahren.
Mittels Übersetzerin entschuldigt sich der 31-Jährige beim Ehepaar Schlegel: “Ich bitte Sie sehr, aus ganzem Herzen und aufrichtig um Entschuldigung. Es hat mich die ganzen Jahre verfolgt.”
Nach der Tat ein rechtstreues Leben geführt
Nach der Tat hat der Angeklagte tatsächlich ein rechtstreues Leben geführt. Er lebte in einer 10.000-Einwohner-Stadt nahe Kaunas, heiratete, wurde Vater. Er diente mehrere Jahre beim litauischen Militär und blieb danach “Freiwilliger der Landabwehr”. Beruflich war er zumeist als Metallarbeiter tätig.
Zum Fallstrick wurde Anfang 2025 ein Jobangebot in Kanada. Es wäre nicht sein erster Job im Ausland gewesen: Vor dem Überfall hatte der Litauer in einer Schokoladenfabrik in England, als Maler in Schottland und auf einer Farm in Island gearbeitet. Diesmal also Kanada. Ein Gaskonzern suchte Monteure für sechs Monate, die Tickets wurden bezahlt. Problem: Der Flug nach Kanada ging über Frankfurt. Da klickten die Handschellen wegen des bestehenden Haftbefehls aus Weiden.
Geschäftsinhaber akzeptiert Entschuldigung: “Uns geht es gut”
Am Mittwoch, 4. Juni, könnte schon ein Urteil fallen. Als Zeugen werden noch der Sachbearbeiter der Kriminalpolizei und einer der litauischen Mittäter erwartet, der sich in Deutschland aufhält. Der Verteidiger erhofft eine bewährungsfähige Strafe (also maximal 2 Jahre). Staatsanwältin Anja Ackermann will nicht unter 3,5 Jahre gehen. Das Urteil fällt die Strafkammer unter Vorsitz von Peter Werner.
Werner Schlegel quittiert die Entschuldigung am Dienstag mit einem freundlichen “Angenommen!”. Die Folgen waren damals gravierend, kein Zweifel. Beide bekamen Pfefferspray ins Gesicht, seine Frau hatte lange Zeit Probleme mit den Augen. Auch er selbst sagt: “Das tat g’scheit weh.” Die Wangen brannten, als hielte jemand ein brennendes Feuerzeug hin. Das Ehepaar gab das Geschäft vorzeitig auf, seit 1970 ein Familienbetrieb.
Psychische Folgen seien nicht geblieben, sagt der 70-Jährige vor Gericht: “Uns geht es gut. Wir haben keine Probleme mehr damit.”
Überfall auf Uhren Heinz: Diese Urteile wurden verhängt
Fünf Urteile sind bisher gefallen.
- Im April 2019 hatte die Jugendkammer am Landgericht Weiden drei Bewährungsstrafen für die drei Jugendlichen, konkret 1 Jahr 8 Monate Haft für zwei 17-Jährige und 2 Jahre für den 18-Jährigen. Zur Tatzeit waren sie 16 und 17 Jahre alt.
- Der 61-jährige Begleiter, der beim Überfall vorausging, wurde zu 4 Jahren und 10 Monaten Haft verurteilt.
- Im Februar 2020 wurde der 35-jährige Fahrer der Tätergruppe zu 3 Jahren Haft wegen Beihilfe zum versuchten schweren Raub und zu gefährlicher Körperverletzung verurteilt.
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