Alexandros Smardenkas kündigt Abschied an – Mit “Pallas” soll es weitergehen

Weiden. In Weiden geht man nicht "zum Pallas", man geht "zum Alex". Seit 30 Jahren bereichert der Grieche Alexandros Smardenkas mit seinem Restaurant den Unteren Markt. Jetzt kündigt der 59-Jährige seinen Rückzug an. Für das Lokal soll es weitergehen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ortszeit Weiden
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und OB Jens Meyer mit Pallas-Wirt Alex Smardenkas und Tochter Stefania. Foto: Smardenkas

Der Untere Markt ohne Alex? Undenkbar. Es gibt einen Schnappschuss vom Sommer 2024, der Frank-Walter Steinmeier und OB Jens Meyer mit dem Gastwirt Alexandros Smardenkas und Tochter Stefania zeigt. Populärer und bekannter als der Bundespräsident dürfte in Weiden der Grieche sein. Manche nennen ihn “den Bürgermeister der Altstadt”.

Zu Recht. Smardenkas hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Unteren Marktes. Fragt man Bürger oder Touristen nach Pluspunkten der Stadt: Jede Wette, “die Altstadt” wird genannt. Hier vibriert auch jetzt im Frühjahr das Leben. Radfahrer, Spaziergänger, Eis-Esser und Weißbier-Trinker, schon am Vormittag füllen sich die Lokale. Und am Abend gibt’s Souflaki und Scampi zu einem Glas Retsina. Mediterranes Lebensgefühl, mitten in der Oberpfalz.

Eigentlich ein Grundschullehrer

Eigentlich ist er Lehrer. Smardenkas hat Lehramt für Grundschule studiert. Und eigentlich wollte er mit seiner Frau Chrisoula, einer gelernten Krankenschwester, nur drei, vier Jahre in Deutschland bleiben, bis er eine Stelle an einer Schule in Griechenland bekommt. “Wir hatten viele Freunde in Deutschland und dachten: Arbeiten wir ein paar Jahre in Deutschland, verdienen ein bisschen Geld, dann kommen wir zurück und machen unsere Jobs.”

Anfang der 1990er heuerte Smardenkas für sechs Monate in einem griechischen Lokal in Furth im Wald an, dann zweieinhalb Jahre in Straubing. Als am Unteren Markt in Weiden ein Landsmann aus Kreta sein Lokal aus Altersgründen aufgab, besuchte das Ehepaar Smardenkas das erste Mal die Stadt Weiden. Sie ist ihnen in drei Jahrzehnten zur Heimat geworden. Inzwischen lebt Smardenkas länger in Deutschland als in Griechenland, das er mit 25 Jahren verlassen hat.

Aus dem nordgriechischen Florina

Obwohl: verlassen? Natürlich nicht! Jedes Jahr zieht es ihn fünf-, sechsmal in das Land seiner Geburt. Mit Freunden, zum Familienurlaub und natürlich zu seiner inzwischen verwitweten Mutter (83), die nicht mehr so gut auf den Beinen ist. Für die Winter holt er sie nach Weiden. Smardenkas stammt aus einem 250-Einwohner-Ort in der Nähe von Florina im Norden Griechenlands. Er besuchte das Gymnasium, in der Freizeit half er den Eltern in der Landwirtschaft.

Jetzt, mit 59, steht er vor einer Entscheidung, die ihm merklich nicht leicht fällt. Aufhören oder nicht? Die Knie knacken, Smardenkas (treuer SpVgg-Fan) spielte lange Zeit selbst Fußball, die Hüfte schmerzt, der Rücken auch. Von früh bis spät im Lokal stehen, laufen, schleppen: “Ich muss langsam damit aufhören.” Er will seine Gesundheit schonen, noch etwas haben von den guten Jahren. “Wir Südländer sagen: Wir arbeiten zum Leben. In Deutschland lebst du zum Arbeiten.”

Wir Südländer sagen: Wir arbeiten zum Leben. In Deutschland lebst du zum Arbeiten. Alexander Smardenkas, Wirt des “Pallas” in Weiden

Public Viewing in Altstadt gebracht

Gearbeitet hat er genug. Und was er nicht alles auf die Beine gestellt hat. Bestes Beispiel: Public Viewing. Smardenkas war der Erste, der 2002 einen Fernseher nach draußen stellte. Zur Weltmeisterschaft in Südkorea und Japan. Die Türkei kam bis ins Halbfinale. Smardenkas hat viele türkische Freunde, die ein wenig Stimmung machten.

“2004 fiel das dann ein weniger größer aus”, lacht Alexander Smardenkas heute noch: Griechenland wurde Europameister. Jeder, der am Unteren Markt dabei war, wird die “Rehakles-Wochen” nicht vergessen. Deutschland war raus. Und jeder Weidener war plötzlich Grieche. Vor dem Finale versprach der Wirt im “Neuen Tag” leichtsinnig, im Falle eines griechischen Sieges die Getränke aller Gäste freizuhalten. Er hat’s getan. Und es waren locker 400.

Nachfolger des Hennerloch-Faschings

Zum Selbstläufer wurde der Pallas-Fasching, einst angeregt von Freunden, die den Hennerloch-Fasching vermissten. Erst fand der Karneval nur drinnen statt, dann kam ein Zelt dazu. Inzwischen tanzt am Faschingsdienstag der ganze Untere Markt. Auch bei “Weiden träumt” und dem Bürgerfest drehen sich bei Pallas die Gyros-Spieße.

Wenn es nach Alexandros Smardenkas geht, dann soll es diese Höhepunkte weiterhin geben. Einen Nachfolger hat er noch nicht: “Es muss der Richtige sein, der das Pallas 30 Jahre weiter führt.” Sollte einer kommen, würde er diesem gern für ein paar Monate zur Hand gehen. Aus dem eigenen Team von etwa einem Dutzend Leuten hat sich keiner gefunden, der die Verantwortung übernehmen mag. Smardenkas hat keine Eile. Notfalls hängt er noch ein Jahr an. Nächstes Jahr wird er 60.

Von Rückzahlung der Corona-Hilfe betroffen

Die letzten Jahre empfand er als die schwersten seiner 30-jährigen Karriere als Gastronom: “Selbst ganz am Anfang war es nicht so schwer.” Corona habe viel kaputt gemacht. Wie hunderte Betriebe in Bayern muss er einen hohen Betrag an Überbrückungshilfe zurückzahlen. Er sagt, hätte er das gewusst, hätte er diese nicht in Anspruch genommen. Ohnehin sei er nur durch die Aufnahme eines Kredits durch die Pandemie gekommen: “Wir wussten nicht, wie wir überleben.” Dann kam der Ukraine-Krieg, die Kosten für Energie und Lebensmittel sind um 30 bis 40 Prozent explodiert.

Zumindest seine Tochter Stefania tritt in seine Fußstapfen: wenn auch ganz anders. Sie ist Grundschullehrerin geworden. Sohn Stavros, ein Fußballer wie der Papa, arbeitet bereits mehrere Jahre bei der Sparkasse. Ganz nach Griechenland zu gehen scheidet für Smardenkas daher auch, zumindest er denkt schon an Enkel.

Auf den Sommer dürfen sich die Weidener also noch einmal ausgiebig freuen. Zum 30-Jährigen laufen vorsichtige Planungen in Richtung “griechisches Fest”. Er wäre nicht “der Alex”, wenn er sich nicht einen Kracher einfallen ließ, möglicherweise mit einer Tanzgruppe aus Nürnberg. Die vielen Stammgäste werden gern mit ihm anstoßen: mit griechischem Wein oder einem Stamperl eiskaltem Tsipouro, griechischem Raki. Chronia Polla! Viele Jahre!

Alex Smardenkas mit Stammgast Markus Kindsgrab. Foto: Smardenkas
Alex Smardenkas mit Stammgast Markus Kindsgrab. Foto: Smardenkas
Public Viewing beim Pallas. Foto: Alex Smardenkas
Public Viewing beim Pallas. Foto: Alex Smardenkas
Public Viewing bei Pallas - ein Muss. Foto: Christine Ascherl
Public Viewing bei Pallas – ein Muss. Foto: Christine Ascherl
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Inzwischen eine feste Institution: der Pallas-Fasching am Faschingsdienstag. Foto: Smardenkas
Inzwischen eine feste Institution: der Pallas-Fasching am Faschingsdienstag. Foto: Smardenkas
Inzwischen eine feste Institution: der Pallas-Fasching am Faschingsdienstag. Foto: Smardenkas
Inzwischen eine feste Institution: der Pallas-Fasching am Faschingsdienstag. Foto: Smardenkas

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