Alle Jahre wieder: Der Weidener Osterbrunnen ist eine Pracht

Weiden. Obwohl der Umbau der Weidener Fußgängerzone zur Barrierefreiheit in vollem Gange ist, sollten sich die Oberpfälzer das Vergnügen gönnen, den Osterbrunnen in der Fußgängerzone zu bestaunen. Der Heimatring hat wieder ehrenamtlich eine einmalige Brauchtumsschönheit der Stadt, ihren Einwohnern und natürlich auch dem ganzen Umland geschenkt.

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Ein beeindruckender Osterbrunnen steht in der Weidener Altstadt am Oberen Markt. Foto: Martin Stangl

Palmsonntag, 8 Uhr morgens: herrliches Wetter in der Weidener Fußgängerzone. Nur wenige Menschen sind unterwegs. Mindestens zwei davon ehrenamtlich. Der eine bringt den Journalisten Hasnain Kazim, Autor bei den Weidener Literaturtagen, zum Bahnhof, der andere repariert zum wiederholten Mal den Osterbrunnen. Die beiden kennen sich schon lange, haben aber keine Zeit für einen längeren Plausch. Einerseits, weil der Zug für den Autor nicht wartet. Andererseits, weil der Osterbrunnen am Palmsonntag Morgen für die Kirchgänger in voller Pracht bereitstehen soll.

Osterbrunnen am Oberen Markt seit 2014

Die Geschichte des Weidener Osterbrunnens begann vor elf Jahren: Die langjährige 1. Vorsitzende der Landsmannschaft der Schlesier, Anneliese Hein hat die Aufstellung eines Osterbrunnens angeregt und war der Meinung, dass der Heimatring mit seinen angeschlossenen Vereinen die Herstellung und den Aufbau des Osterbrunnens übernehmen könnte. Was 2013 beschlossen wurde, konnte bis Ostern 2014 umgesetzt werden. Seit dieser Zeit können sich die Weidner an diesem Prachtwerk alljährlich erfreuen.

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Über 2800 handbemalte Hühnereier zieren den Weidener Osterbrunnen. Foto: Martin Stangl

Günther Magerl weiß mehr über die Arbeit am Osterbrunnen

Günther Magerl hat eine große Freude am Weidener Osterbrunnen und gibt gerne Auskunft über die Entstehungsgeschichte: “Wir kauften 1000 ausgeblasene und gereinigte Hühnereier in einem Bastelgeschäft, um mit dem Bemalen sofort starten zu können. Mitglieder aus verschiedenen Vereinen brachten dann noch 1800 ausgeblasene und gereinigte Hühnereier. Alle 2800 Eier mussten mit zwei Öffnungen versehen werden, die groß genug waren, um einen Schaschlikstab durchstecken zu können. Nun wurden die Öffnungen mit einem kleinen Heftpflasterstreifen zugeklebt, der Schaschlikstab durchgesteckt, mit einem Deko-Steif gestrichen und zweimal mit Farbe grundiert. Dann waren die „Künstler“ am Werk und bemalten die Eier mit den verschiedensten Motiven. Zum Abschluss mussten alle Eier noch mit einem Klarlack überzogen werden.”

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Jedes Ei ein Unikat! Foto: Martin Stangl

Der Weidener Osterbrunnen ist ein Meisterwerk von vielen Bürgern

Das Bemalen der Eier erfolgte damals durch folgende Gruppen bzw. Einzelpersonen:

  • Stötznerschule mit der Förderlehrerin Luise Amschl, mit Unterstützung des Schulleiters Reinhard Kausler
  • 8. Klasse der Wirtschaftsschule mit ihrem Kunstlehrer Arlan Birner
  • Haus St. Elisabeth –Kinderwohngruppe Neuhaus mit der Leiterin Hannelore Haberzett
  • Mitglieder von „Neue Zeiten“ e.V.
  • VTEV D’Altbairischen mit der Kinder- und Jugendgruppe unter der Leitung von Christa Binner und Martina Donhauser
  • Erna Ermer, Inge Otto, Gunda Heuberger, Sabine Luber und Wilhelm Binner malten ebenfalls unter der Anleitung von Christa Binner
  • Inge Walter, Renate Greim, Marion Helgert unter der Leitung von Rita Dineiger
  • Anita und Norbert Uschald mit ihren Kindern
  • Stadträtin Gabriele Laurich
  • Elfi und Günther Magerl

Ein besonderes Lob verdient Hobby-Maler Robert Hörmann von der Siedlergemeinschaft Moosfurt. Er hat die vier Straußeneier in der Krone mit wunderschönen Bildern bemalt:

  • Altes Rathaus
  • Josefskirche
  • Michaelskirche
  • Unteres Tor
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Straußenei mit Weidenmotiv – bemalt von Robert Hörmann – am Osterbrunnen in der Weidener Fußgängerzone. Foto: Martin Stangl

Der Ehrenvorsitzende des Heimatrings hätte noch viele Namen, die an der Erstellung des Meisterwerks beteiligt waren, zu nennen. Ob Gewerbelehrer a. D. Johann Hagn, der das Grundgerüst entworfen und gefertigt hat, ob das THW mit einem Kran unter der Ägide von Stefan Koller.
Alle eint noch heute der Herzenswunsch, dass diese Tradition noch lange Fortbestand hat.

Wie viel Arbeit steckt eigentlich im Weidener Osterbrunnen

Um zu verdeutlichen, wie viel Arbeit geleistet wurde, hat Günther Magerl eine erstaunliche Rechnung aufgestellt:

“Wenn man für jedes bemalte Ei nur zwanzig Minuten Zeit ansetzt – und das ist wirklich an der unteren Grenze – dann sind das bei 2800 Eiern – 56.000 Minuten oder 933,33 Stunden oder 38,8 Tage, an denen rund um die Uhr gemalt wurde.
In dieser Zeitrechnung sind alle anderen Arbeiten (Auffädeln, Girlanden binden usw.) nicht mit enthalten. Da kämen mit Sicherheit auch noch einige Tage zusammen”, so Magerl.

Schützt unseren Osterbrunnen: Zivilcourage gefragt!

Günther Magerl hat ein gewisses Verständnis, dass kindliche Neugier möglicherweise zur einen oder anderen Zerstörung eines Eis führen kann: “Das sind die Eier in den untersten Reihen, die in dieser Höhe für kindlichen Finger erreichbar sind. Wir appellieren zwar an die Eltern, aber auf solche Minischäden sind wir eingerichtet.”

Deutlicher wird der Ehrenvorsitzende des Heimatrings, wenn Vandalismus oder Diebstahl zu vermuten ist. “Heuer wurde eindeutig schon zwei Eierstränge aus dem oberen Bereich sauber herausgeschnitten und entwendet. Das macht mich zugleich wütend und traurig. Wer kann denn an so einem Diebesgut Freude haben?”, meint Günter Magerl.

Wir von OberpfalzEcho appellieren einerseits an potenzielle Täter: “Lasst die Pfoten von unserem Osterbrunnen. Andererseits rufen wir die Bevölkerung zur Zivilcourage auf: Sprecht die Idioten an, die keinen Respekt vor nichts haben. Ruft die Polizei, wenn Ihr das Gefühl habt, unser Osterbrunnen ist bedroht! Schaut hin und beschützt unseren Osterbrunnen!”

Ach noch was ganz Wichtiges: Herzlichen Dank an den Heimatring mit seinem Vorsitzenden Heiner Vierling. Ein besonders “saggrisches Vergeltsgott” an Günter und Elfi Magerl und alle Menschen, die am Zustandekommen des Weidener Osterbrunnen beteiligt warenund auch am Palmsonntag in aller Herrgottsfrüh Reparaturen daran vornehmen.

Ohne Euch wäre Weiden ein ganz großes Stück ärmer!

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