Altenstädter Künstler Jürgen Huber „trommelt“ in Domažlice

Domažlice. Als Sohn eines Altenstädter Glasschleifers ist Grenzgänger Jürgen Huber die Sympathie für den Nachbarn Böhmen in die Wiege gelegt. Am 16. Januar eröffnet der Regensburger Kulturreferent Wolfgang Dersch dessen Ausstellung „Bubeník – Der Trommler“ in der Galerie der Gebrüder Špillar in Domažlice.

Jürgen Huber in seinem Atelier-Wohnsitz in Schönsee. Foto: Jürgen Herda

Dass der Sohn eines Altenstädter Glasschleifers, Gründer des legendären Kartenhauskollektivs und ehemalige Regensburger Bürgermeister ein Überflieger sei, hat der künstlerische Grenzgänger Jürgen Huber nie behauptet.

Dennoch hält es der Oberpfälzer mit dem übermalten Vogelflug: In der Galerie der Gebrüder Špillar in Domažlice, Böhmen, zeigt Huber Übermalungen der vielleicht erfolgreichsten Bilderserie der Künstlergruppe WARUM VÖGEL FLIEGEN, die sogenannte „Domino-Theorie“: „Jetzt sind sie erst so richtig tiefgründig und schnuckelig zugleich geworden“ sagt der Übermaler.

Namensgebend für die Ausstellung „Bubeník – Der Trommler“, ist ein Gemälde in handlichem Hochformat (140 x 70 cm, Öl auf Leinwand) aus den Jahren 2022/23. Kurator der Ausstellung, die der Regensburger Kulturreferenten Wolfgang Dersch am 16. Januar um 17 Uhr eröffnet, ist der bekannte tschechische Künstler Václav Sika.

Keine Wohlfühl-Deko

Huber sieht sich als Maler, „der mit Zufall und Unfall arbeitet, mit Blindflug, mit Kinderstrategien und doch dann auch wieder mit handwerklichem Können“, über das er nach mehr als 40 Berufsjahren „wohl oder übel“ verfügt. Zu viel Handwerk in der Kunst dagegen könne neue Entdeckungen behindern. „Das sehen Daniel Richter und andere Malerinnen, wie Dana Schutz (USA) ähnlich“, sagt der Altenstädter mit Wohnsitz in Schönsee.

„Jeder Mensch will seine Sache gut machen, aber dann greift man gerne auf das zurück, was man schon kann und was man sicher kann“, erklärt er. Innovationen wie einst die Gruppe SPUR oder der dänische Maler Anger Jorn seien dann eher unwahrscheinlich. „Dies ist aber ein Sinn und Zweck der bildenden Kunst, wie sie heute geschaffen wird“, findet Huber. „Kunst ist keine illustrierte Propaganda und auch keine redundante Wohlfühl-Deko-Langeweile, wie sie zuweilen gezeigt wird.“

„Dem Kasperl sei Frau“

Im Gegenteil sei zumindest seine Kunst „hochpolitisch, weil sie Bilder, die noch nicht bekannt, noch nicht im hegelschen Sinne abgearbeitet, noch nicht verbraucht sind, anbietet“. Das könne bei Huber dann schon mal ein Suchbild werden, „ein Bild, das erst durchs Auge des Betrachters, der Betrachterin muss, um auf die Welt zu kommen“.

Jürgen Huber, Liebhaber der Popkultur, hat aber auch große Freude an Heiterkeit, Buntheit, und sogar an Volkstümlichkeit im selbstironischen Sinn – nach dem Motto: „Rot und Blau ist dem Kasperl sei Frau“. Sein spielerischer Umgang mit Farben, Formen und Sujets halten ihn keineswegs davon ab, sich mit den Philosophien unserer Zeit eingehend zu beschäftigen „und auch diese in seinen Malduktus einfließen zu lassen, aber eher unkontrolliert, spontan, gestisch, suchend, forschend“.

Jürgen Hubers Ausstellung „Bubeník – Der Trommler“ in der Galerie der Gebrüder Špillar in Domažlice. Fotos/Collage: Huber/Herda

Galerie der Gebrüder Špillar

Neben der ständigen Ausstellung der Werke der Brüder Špillar widmet sich die Galerie vor allem der zeitgenössischen Kunst tschechischer, zum Teil aber auch deutscher Künstlerinnen. Träger dieser Kulturinstitution ist die Region Pilsen. Neben Ausstellungen bietet die Galerie Bildungsprogramme, Autorenlesungen, Führungen zu Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen an.

Die Geschichte der Galerie reicht bis in die siebziger Jahre zurück, als sie im Schloss in Trhanov untergebracht war. Die Galerie befindet sich seit 1996 in Domažlice und ist 2016 in ein renoviertes Gebäude am östlichen Rand des historischen Stadtkerns umgezogen, wo sie den Ansprüchen zeitgenössischer Künstler und der Öffentlichkeit besser gerecht wird.

Jaroslav Špillar besuchte 1885 die Kunstgewerbeschule in Prag und war Schüler von František Ženišek und Jakob Schikaneder. Von 1887 bis 1890 studierte er an der Akademie unter Pirner und Sequens. 1888 lernte er das Chodenland im Südwesten Böhmens mit seiner reichen Volkskultur kennen und siedelte sich 1891 hier in Postřekov an, später in Pec pod Čerchovem.

Špillar machte zahlreiche Reisen nach München, Paris, Italien, Bulgarien und Jassy in Rumänien, wo er 1893 an der Ausmalung einer Kirche beteiligt war. Seit 1904 zeigte sich bei ihm eine psychische Erkrankung, die ihn zunehmend am weiteren Schaffen hinderte. Er wurde im Familiengrab in Šťáhlavy beigesetzt.

Sein jüngerer Bruder Karel Špillar unterhielt gemeinsam mit seinem Freund Jan Preisler in Prag ein Atelier. Nach dem Studium führten ihn mehrere Reisen nach Italien, Spanien und London. Von 1902 bis 1908 weilte er in Frankreich, meist in Paris und Onival (Normandie), wo sich eine tschechische Künstlerkolonie mit T. F. Šimon, Hugo Boettinger und Otakar Španiel niedergelassen hatte.

Der Tod des Vaters und die Erkrankung seines Bruders zwangen ihn zur Rückkehr nach Prag. Dort wurde er 1912 Nachfolger Preislers als Lehrer für Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule, 1925 auch ordentlicher Professor. In den Sommermonaten weilte er ab 1910 in Hochofen in Südböhmen, wo er das Atelier seines Bruders übernommen hatte, 1930–1931 in der Bretagne.

Galerie der Gebrüder Špillar, Husova třída 61, 34401 Domažlice, Leitung: Slávka Štrbová, Telefon 00420/379 722 974, strbova@muzeum-chodska.com, www.muzeum-chodska.com

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