[Update] Präsident Steinmeier spaziert durch Fußgängerzone: Selfies für jeden
Weiden/Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seinen Amtssitz in Weiden bezogen. Auf dem Weg durch die Altstadt schüttelt er viele Hände und ist zu jedem Schnappschuss bereit.

Von Christine Ascherl und Martin Stangl
Das war die „Ortszeit“ mit Präsident Steinmeier:
“Mario Kart” mit dem Präsidenten: Steinmeier besucht Jugendtreff
Bundespräsident besucht FC Weiden-Ost: Späße auf dem Fußballfeld
Präsident Steinmeier spaziert durch Fußgängerzone: Selfies für jeden
Präsident Steinmeier am Stockenhut: Erzieher fordern mehr Wertschätzung
Steinmeier bei Seltmann: Freundlicher Empfang, knallharte Anliegen
Letzter Akt des Präsidenten: Bundesverdienstkreuz für herausragende Persönlichkeiten
Um Punkt 12 Uhr rollt der Mercedes mit der Standarte des Bundespräsidenten am Josef-Witt-Platz vor. Kennzeichen „O-1“. Am Eingang der Fußgängerzone wartet Oberbürgermeister Jens Meyer. Etwa 20 Journalisten und Kameraleute filmen das erste Händeschütteln. Vor Ort ist auch der Leiter der Polizeiinspektion Weiden, Markus Fuchs, dessen Beamte das Bundeskriminalamt unterstützen.
Zu Fuß geht der Bundespräsident durch die Max-Reger-Straße zum NOC, dann hinunter in Richtung Neues Rathaus. Gefühlt alle drei Meter bleibt Steinmeier stehen, sucht das Gespräch mit den Bürgern, die am Straßenrand stehen. Etliche Fotos entstehen. Das Publikum im Bereich des Macerata-Platzes ist bekannt international, entsprechend bunt sind die Bilder, die hier entstehen. Zahlreiche Selfie-Wünsche werden erfüllt.
Viele Oberpfälzer finden’s gut
Beste Laune beim Staatsoberhaupt und bei den Passanten. Aus Tännesberg sind Josef Kick und seine Frau Theresia nach Weiden gefahren. Sie haben aus den Medien vom Steinmeier-Besuch erfahren und Glück: Sie sind zur richtigen Zeit am richtigen Ort und in der Max-Reger-Straße hautnah dabei.
Der Tännesberger findet es gut, dass der Bundespräsident in die Provinz kommt und zuhören will: „Die Politiker in Berlin haben doch sonst keine Ahnung, wie es bei uns auf dem Land zugeht, was für uns wichtig ist.“ Ein Deutschland-Ticket beispielsweise: „Das bringt uns nichts.“
Kleiner Stopp bei Brezen Beyer
Der erste Mann im Staat schaut bei Brezen Beyer vorbei. Dort kauft Steinmeier zwei Brezen: eine für sich, eine für Jens Meyer. Er zahlt selbst, hat ein Portemonnaie dabei.
Dann führt der Weg ins Neue Rathaus, wo die Belegschaft das Treppenhaus belegt. Der Bundespräsident wird mit Applaus aus allen Etagen begrüßt. „Werden Sie jeden Morgen so empfangen?“, fragt Steinmeier scherzhaft den Oberbürgermeister. Dieser überreicht eine Tasse von Bauscher Weiden und ein Puzzle von Bellevue, hergestellt von „puzzleYOU“: „Falls Sie Sehnsucht bekommen.“
Das Ziel: Miteinander reden
„Ich darf mich ganz herzlich bedanken für Ihre Gastfreundschaft“, richtet Steinmeier das Wort an die Rathaus-Mitarbeiter und OB Meyer. Er habe in der Corona-Zeit überlegt, was er dazu beitragen könne, um Menschen wieder ins Gespräch zu bringen: „In einer Zeit, in der die Gespräche innerhalb der Familie, der Nachbarschaft, der Stadt fast zum Erliegen gekommen sind, aufgrund von Kontaktverbot oder im Streit um Impfen und Lockdown.“
Eine Antwort darauf sei das Format „Ortszeit“: Bereits zum elften Mal verlege er seinen Amtssitz für drei Tage in Orte, die „nicht jeden Tag Gegenstand der Berichterstattung von heute und Tagesthemen“ seien. Er wolle gerade in den ländlichen Regionen genauer hinhören, wie die Bundespolitik aufgenommen wird.
OB Meyer: „Weiden ist fast wie Berlin. Arm, aber sexy“
In der Mittagsstunde diskutiert Steinmeier hinter verschlossenen Türen mit den sieben Fraktionsvorsitzenden der Stadt: Roland Richter, Benjamin Zeitler, Karl Bärnklau, Laura Weber, Christian Deglmann, Christoph Skutella, Helmut Schöner und Manfred Schiller.
Meyer stellt die 43.000-Einwohner-Stadt vor, die mit klammen Finanzen zu kämpfen habe. „Ein bisschen wie Berlin: arm, aber sexy.“ Enorme Herausforderungen seien unter anderem die Umsetzung des Anspruchs auf Ganztagsbetreuung sowie die Sicherstellung der klinischen Versorgung.
Am Nachmittag wieder in der Altstadt unterwegs
Am Nachmittag bezieht Steinmeier seinen Amtssitz – wieder eine gute Gelegenheit, den Präsidenten in der Altstadt zu treffen. Auf dem Weg zum Altstadthotel besucht er die Buchhandlung von Maria Rupprecht. Er bleibt fast eine halbe Stunde. Die beiden liegen auf einer Wellenlänge. Die Buchhändlerin empfiehlt ihm als Lektüre „Marseille 1940“ und „22 Bahnen“ von Caroline Wahl. „Vielleicht trifft man sich ja einmal wieder“, sagt Steinmeier zum Abschied. Die Buchhändlerin: „Schrieben Sie weiter Bücher. Dann sehen wir uns.“
Etliche Kunden haben Autogrammwünsche, darunter die Schülerin Elena vom Elly-Heuss-Gymnasium. Aber auch Uwe Bergmann von der Mittelschule Vilseck, der für seine Frau (von der Grund- und Mittelschule Schnaittenbach) eine Jute-Tasche signieren lässt. Aufschrift: „Ich habe eure Klassenarbeiten nicht dabei.“ Ein Kunde heißt auch Steinmeier, Helmut Steinmeier („mit zwei ei“) aus der Nähe von Dingolfing: „Wir sind aus Niederbayern zu Besuch. Und dann treff‘ ich hier Sie!“
Zu Weißhäupl und Sonna
Beim Weißhäupl-Metzger gibt es die legendäre Bratwurstsemmel: „Gern eine von den braunen.“ Weiterer Stopp ist im Geschäft von Tobias Sonna. Hier muss die Medien-Entourage draußen bleiben. Der Laden für Geschenke und Haushaltswaren bietet nicht genug Platz für alle Kamerateams.
Es folgt ein O-Ton vor dem Brunnen am Oberen Markt. Überregionale Medien stellen überregionale Fragen: Was sagt Steinmeier zur neuen Freizeit für Julian Assange? „Ich bin froh darüber, dass dieser Fall offensichtlich mit Absprachen der Gerichte gelöst werden konnte.“ ZDF und ARD sind vor Ort.
Es wird 16 Uhr, bis Steinmeier endlich in seinem Domizil ankommt: dem Altstadthotel („Bräuwirt“). Hausherr Walter Winkler begrüßt seinen Gast. Dort bezieht der Präsident eine der Suiten. Er wird in Weiden keinen Urlaub machen, sondern auch seine üblichen Büroarbeiten erledigen. Erste Amtshandlung aus Weiden war am Dienstag die Ernennung des kanadischen Botschafters.
Noch bis Donnerstag weht vom Altstadthotel die Standarte des Bundespräsidenten, was ansonsten nur bei Staatsbesuchen üblich ist.
Diese Einrichtungen besucht der Bundespräsident:
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht noch am Dienstag den Jugendtreff “Plan B” in der Bürgermeister-Prechtl-Straße sowie ein Training des FC Weiden-Ost.
Am Mittwoch rückt der Stockenhut in den Mittelpunkt. Geplant sind am Vormittag ein Besuch im Kindergarten Kreuz Christi sowie eine Diskussion mit Erziehern über frühkindliche Bildung und Migration.
Am Donnerstag ist die Freude bei der Porzellanfabrik Seltmann groß. Der Bundespräsident will sich über den Fertigungsprozess und die Produktion in Deutschland informieren. Nach einem Rundgang ist eine Gesprächsrunde mit Unternehmensleitung, Betriebsrat, Mitarbeitern und Azubis geplant.
Am Nachmittag diskutiert Steinmeier mit geladenen Gästen bei einer “Kaffeetafel Kontrovers” im Stadtteilzentrum “Neue Mitte”. Für dieses Format sind bewusst Gesprächspartner eingeladen worden, die konträre Meinungen vertreten. Etwa zu den Themen Waffenlieferungen in die Ukraine, Windkraftanlagen sowie Monoedukation (Mädchen- und Jungen-Schule: Ja oder Nein?).
Zwischen all diesen Terminen will der Bundespräsident nach Auskunft seiner Mitarbeiter jede Möglichkeit zum Kontakt mit Bürger nutzen. Er sei dafür sehr offen. Und er geht gern zu Fuß. Untergebracht ist er im Altstadthotel, wo die Standarte von Schloss Bellevue gehisst wird.
Es folgt ein Besuch bei der Bundeswehr. Kommandeurin Hekja Marlen Werner berichtet über den Aufbau des Artilleriebataillons. Und schließlich steht als Abschlussveranstaltung am Donnerstag noch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Alten Schulhaus an.
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