Arbeitsgruppe zur Gesundheitsversorgung tagt erstmals
Tirschenreuth. Die vergangenen Monate standen im Landkreis Tirschenreuth im Zeichen der Gesundheitsversorgung. Mit der Umstrukturierung des Krankenhauses Tirschenreuth begann ein Prozess, der viele Diskussionen und Überlegungen nach sich zog. Ein wichtiger Baustein für die Zukunft soll dabei die neu gegründete Arbeitsgruppe zur Gesundheitsversorgung sein, die sich am Mittwoch zum ersten Mal im großen Sitzungssaal des Landratsamtes traf.
„Ganz wichtig ist mir heute zu sagen, dass wir wirklich alle Akteure aus dem Gesundheitsbereich mitnehmen wollen. Es soll heute nicht nur um das Krankenhaus Tirschenreuth gehen, sondern darum, wie wir Verbesserungen für die gesamte medizinische Versorgung im Landkreis erreichen können“, betonte Landrat Roland Grillmeier in seinem Eröffnungsstatement.
„Es kann kein „weiter so“ geben. Bund und Land wollen Veränderungen, begleiten die Landkreise derzeit aber kaum dabei“, so der landrat weiter. Dies führe in der Bevölkerung zu großen Sorgen. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik begrüßte Grillmeier Hausärzte, KNO-Verantwortliche, Rettungsdienstleiter, BRK und Johanniter sowie weitere Experten.
Ärztemangel in Deutschland
Um die nachfolgenden Arbeitsgruppen zu unterstützen, begann der Abend mit drei kurzen Impulsvorträgen. Dr. Josef Kick, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst, stellte dabei klar, dass es nach wie vor keinerlei Schwierigkeiten in der Notfallrettung im Landkreis gebe. Dr. Sándor Mohácsi, Berater aus dem Bereich Healthcare, fasste im Anschluss die Herausforderungen für die medizinische Versorgung auf dem Land zusammen. Derzeit fehlen in ganz Deutschland rund 16.000 Ärzte, davon 83 Prozent im ländlichen Raum. „Das größte Problem wird zunehmend der Fachkräftemangel, und zwar in allen Bereichen von IT über Pflege bis hin zu Ärztinnen und Ärzten.“
„Viel zu kleinteilige Strukturen“
Weitere bekannte Herausforderungen sind die zunehmende Ambulantisierung, Digitalisierung sowie die anstehende Krankenhausreform. „Wir wissen, dass wir im internationalen Vergleich zwar die Teuersten, aber bei weitem nicht die Besten sind. Das liegt unter anderem an den viel zu kleinteiligen Strukturen.“
Abschließend präsentierte Linda Wunderlich, Wirtschaftsförderung, das Projekt „Hausarztschmiede“, das bereits erste Erfolge für die hausärztliche Versorgung erzielen konnte.
Wichtig: der gemeinsame Dialog
Im zweiten Teil der Veranstaltung lag der Fokus auf dem Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Vier Arbeitsgruppen, die bunt durchmischt wurden, sollten erste Ideen für eine bessere Gesundheitsversorgung im Landkreis herausarbeiten.
Dabei kristallisierten sich folgende Schwerpunkte heraus:
- Stationäre Versorgung und Notfallmedizin
- Haus- und Fachärztliche sowie ambulante Versorgung
- Pflege
- Gesundheitsdienstleistungen
Zu all diesen Unterpunkten wurden Ideen notiert und gewichtet. Besondere Aufmerksamkeit erhielten die Themen Telemedizin, Digitalisierung sowie Außen- und Innenkommunikation. Aber auch Möglichkeiten für eine effizientere Notfallversorgung wurden diskutiert. Als positives Beispiel wurde dabei immer wieder die Veränderung in der Notfallambulanz am Krankenhaus Tirschenreuth genannt, die inzwischen wieder zu bestimmten Zeiten vom Rettungsdienst angefahren werden kann.
„Wir wollen uns noch breiter aufstellen“
Bevor die Anwesenden zum Abschluss tiefer in die Diskussionen einsteigen durften, stellte Kreisentwickler Anton Kunz noch mögliche Förderungen für den Gesundheitsbereich vor, die man auf Basis der erarbeiteten Themen umsetzen möchte. Landrat Grillmeier bedankte sich bei allen Akteuren und stellte das weitere Vorgehen vor: „Wir wollen uns natürlich noch breiter aufstellen und auch Vertreterinnen und Vertreter aus allen medizinischen Bereichen dazuholen.“ Die ebenfalls eingeladenen Hebammen, Apotheker oder Physiotherapeuten konnten leider aus zeitlichen Gründen nicht teilnehmen. Auch die Initiative Klinik retten (IKR) wollen die Verantwortlichen weiterhin zu den Treffen einladen und einbinden.
Im November geht es weiter
Bei der nächsten Sitzung im November sollen dann die finalen Untergruppen festgelegt und auch erste Ziele hinsichtlich konkreter Verbesserungen und Arbeitsaufträge definiert werden. Weiterhin präsentierte Grillmeier die erste Ausgabe des neuen Landkreis-Magazins. Dieses behandelt als erstes Thema die Gesundheitsversorgung mit zahlreichen Fakten und Informationen. Es wurde Anfang der Woche an alle 38.000 Haushalte im Landkreis verteilt.
Noch Fragen?
Der Landkreis hat unter der Telefonnummer 09631/88-400 und der E-Mail-Adresse gesundheit@tirschenreuth.de Möglichkeiten geschaffen, sich direkt mit Fragen oder zu Problemen und Sorgen zum Thema Gesundheit mit dem Landkreis in Verbindung zu setzen.
Alle Anwesenden waren sich einig, dass der Landkreis den richtigen Weg eingeschlagen hat. „Die Umstrukturierung des Krankenhauses ist zwar nicht einfach, aber wir müssen nach vorne blicken und zusammenarbeiten, um die bestmögliche Versorgung für die Menschen im Landkreis zu erreichen“, resümierte Hausarzt Tobias Kunz zum Ende der Veranstaltung.
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