Archäologen mit erstaunlicher Entdeckung
Falkenberg. „Es ist in der Wissenschaft so – kaum ist etwas geschrieben, ist es schon überholt“, sagte Dr. Silvia Codreanu-Windauer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Vor zwei Jahren erst sei ein Buch über die Burganlage am nördlichen Eingang des Waldnaabtals erschienen. Jetzt müsste es schon wieder fortgeschrieben werden. Der Grund: neue Grabungen förderten Erstaunliches zu Tage.
Von Benedikt Grimm
Im Zuge der umfangreichen Sanierungsmaßnahme an der Burg stellten Bauarbeiter am Nordrand des Terrassensporns, außerhalb der Kernburg, einen Kran auf. Schon dabei hätte man knapp unter der Erdoberfläche Verdächtiges wahrgenommen, erinnerte sich Dr. Codreanu-Windauer. Da der Kran aber schon mal da war und man die Sanierungsarbeiten nicht unnötig verzögern wollte, verständigte man sich darauf, der Sache erst dann genauer auf den Grund zu gehen, wenn der Kran wieder abgebaut ist.
Nur noch wenige Reste
Inzwischen ist der Kran weg und Archäologe Dr. Mathias Hensch hat das Areal untersucht. Seine Erkenntnis: An dieser Stelle muss einst ein gewaltiger Turm gestanden sein. Heute ist davon aber nur noch die unterste Reihe der sogenannten Buckelquadersteine und des Füllmauerwerks erhalten und auch die nur an der Nordostecke. Im unteren Bereich müssen die Wände einst bis zu 3,50 Meter breit gewesen sein. Obwohl nur noch wenig zu sehen ist, lassen Abarbeitungs- und Mörtelspuren darauf schließen, dass der Bergfried eine knapp zehn auf zehn Meter breite Grundfläche umschloss.
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Von wann stammt dieser Turm, der einst nur gut 50 Meter weiter östlich vom heutigen Burgfried in den Himmel aufragte? Dr. Hensch geht davon aus, dass das Bauwerk in den letzten Jahrzehnten vor dem Jahr 1200 errichtet wurde. Damals muss sich das Burggelände noch auf den östlich des heutigen Zugangsbereichs gelegenen Bereich erstreckt haben.
Die massiven Buckelquader bewegten die Bauarbeiter nur mit Seilschlingen.
Das war tatsächlich eine Mordsarbeit einen solchen Turm zu errichten … und auch wieder, um ihn abzubrechen
sagte der Regensburger Archäologe. Denn der Turm verschwand wohl nicht einfach so. Der heutige Bergfried aus dem 14. Jahrhundert zeige in seinem Mauerwerk zahlreiche Buckel- und Glattquader, die bereits ein zweites Mal verwendet wurden. Nur mit Muskelkraft und Pickel mussten die mittelalterlichen Bauarbeiter die Wehranlage wieder abtragen.
Die Burg überrascht einen immer wieder aufs Neue
zeigte sich Burgenbeauftragter und Gemeinderat Matthias Grundler beeindruckt. Die neuentdeckten Mauerreste werden überdies auch bei der künftigen Nutzung der Anlage eine Rolle spielen. Architekt Peter Brückner will den Bereich in die neuen Außenanlagen mit Gastronomiebetrieb miteinbeziehen. Nicht mehr lange also, und man wird dort, wo einst Handwerker enorme Arbeitsleistung vollbrachten, gemütlich einen Cappuccino schlürfen können.
Bilder: Grimm
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