Auch Weidener Unternehmen erpresst: OTH-Cyberprofis gegen Internetpiraten

Amberg/Weiden. Angriff auf den Bundestag, Oberpfälzer Unternehmen, deren IT von Internet-Piraten gekapert werden: Das Lernlabor Cybersicherheit des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC an der OTH Amberg-Weiden ist in der Gefahrenabwehr Championsleague. Noch immer aber fehlt es an Risikobewusstsein in der Region.

IT-Experte Professor Daniel Loebenberger stellt sein Institut vor: (von links) Professor Wolfgang Weber, Landtagsabgeordneter Stephan Oetzinger, Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht, OTH-Präsident Clemens Bulitta und Vizepräsidentin Professor Christiane Hellbach. Bild: Herda

Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird das Weiterbildungsprogramm „Lernlabor Cybersicherheit“ der Fraunhofer-Gesellschaft in Kooperation mit ausgewählten Fachhochschule bundesweit an zahlreichen Standorten angeboten. Dass sich eines davon an der OTH Amberg-Weiden befindet, darauf ist Weidens Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht (CSU) stolz. 

„Ich habe mich für die Ansiedlung stark gemacht, weil dieses Thema für unsere mittelständischen Unternehmen eine zentrale Herausforderung ist“, sagt der forschungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Blick auf erpresserische feindliche Übernahmen von Servern Oberpfälzer Unternehmen. „Das kann zu einer Existenzfrage werden“, warnt Rupprecht bei einem Treffen mit der Hochschulleitung.

Schaden in 2020: 52,5 Milliarden Euro

Seit den Pandemie-Lockdowns hat das Homeoffice an Bedeutung gewonnen. Für die Cybersicherheit von Unternehmen ist das eine zusätzliche Herausforderung. Durch die stark angewachsene Zahl an mit dem Firmennetzwerk verbundenen Rechnern vergrößert sich die Angriffsfläche.

2020 waren nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaft allein 52,5 Milliarden Euro Schaden auf Angriffe im Homeoffice zurückzuführen – 31 Milliarden Euro mehr als vor der Pandemie. Auch Oberpfälzer Unternehmen sind betroffen: Ein Weidener Mittelständler kommt nur durch die Zahlung von Lösegeld wieder zu seinen Daten.

Noch nicht bei allen angekommen

Umso verwunderter zeigte sich Rupprecht, dass das Cyber-Abwehrteam der OTH noch nicht überall bekannt zu sein scheint: „Bei unseren Gesprächen mit Vertretern der IHK hatten wir den Eindruck, dass das hochkarätige Angebot von OTH und Fraunhofer noch nicht jeden erreicht hat.“ Dabei müsste die Oberpfälzer Geschäftswelt durch die jüngsten Cyberangriffe doch entsprechend aufgerüttelt sein.  

Professor Daniel Loebenberger, Leiter des Fraunhofer Lernlabors Cybersicherheit in Weiden, weiß um die Gefahrenlage. Seit 2016 bietet sein Institut IT-Security-Schulungen für Unternehmen, Behörden und Kommunen an. „Wir stellen unsere Dienstleistung in vielen Netzwerken der Region vor“, sagt Loebenberger. Das Problem: „Noch immer unterschätzen viele Unternehmer die reale Gefahr, die von den hoch professionellen Hackern ausgeht.“ Die IT-Experten in den Unternehmen hätten durchaus das nötige Risikobewusstein, dringen aber häufig bei ihrer Geschäftsführung nicht durch.

Investition in nachhaltige Cybersicherheit

„Viele Unternehmer vertrauen auf ihre regionalen IT-Dienstleister, die sicher einen guten Job machen“, führt Loebenberger weiter aus. „Aber gegen internationale Angreifer sind auch sie machtlos.“ Die Unterstützung durch die Fraunhofer-Profis habe ihren Preis: „Das schreckt viele Unternehmer ab.“ Im Vergleich zum Verlust aller Unternehmensdaten relativiere sich dieser allerdings. „Prävention mit unserem Institut ist nicht zum Discountpreis zu haben, aber es ist eine Investition in eine nachhaltige Cybersicherheit.“

Politprofi Rupprecht bietet dabei seine Unterstützung an: „Was können wir tun, damit die – neudeutsch –  Awareness, also das Bewusstsein für diese Herausforderung wächst?“ Loebenberger hätte da schon eine Idee: „Förderprogramme für mittelständische Unternehmen könnten da weiterhelfen.“ Schließlich hänge an der IT-Sicherheit nicht nur die Existenz eines einzelnen Unternehmens. „Da hängen Arbeitsplätze und die Entwicklung der Region mit dran“, verdeutlicht der IT-Experte das öffentliche Interesse.

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