Auf dem Weg ins Casino: Profifußballer ohne Führerschein erwischt
Weiden/Waidhaus. Dumm gelaufen. Ein Profifußballer ist an der Grenze bei Waidhaus in eine Kontrolle geraten. Gegen ihn lagen damals zwei Fahrverbote vor. Am Montag stand der 20-jährige Sportler vor Jugendrichter Wolfgang Höreth.

Für vorsätzliches Fahren ohne Fahrerlaubnis hatte er einen Strafbefehl über 25 Tagessätze zu je 1250 Euro bekommen (insgesamt 31.250 Euro). Der 20-Jährige legte Einspruch ein. Sein Anwalt David Püschel (Frankfurt am Main) wollte eine Einstellung des Verfahrens erreichen. Er bot im Namen des jungen Spielers eine Geldauflage sowie eine Trainingseinheit mit benachteiligten Kindern und Jugendlichen in der Region an.
Das Argument: Bei dem 20-Jährigen lägen Reiferückstände vor; die Tat sei nach Jugendstrafrecht zu ahnden. Heute ist der Sportler ein aufgehender Stern am Bundesliga-Himmel. Aber er habe keine einfache Kindheit und Jugend hinter sich, argumentierte der Verteidiger. Er sei mit vielen Geschwistern in ärmsten Verhältnissen aufgewachsen. Mit seinen Brüdern kickte er auf der Straße und später im örtlichen Verein.
Mit elf Jahren von Bundesligist entdeckt
Mit 11 entdeckte ihn ein Bundesligaverein. Ab seinem 13. Lebensjahr besuchte er Fußballinternate von Bundesligisten in der ganzen Republik und wohnte bei Gastfamilien. Mit Volljährigkeit zog er in eine eigene Wohnung. „Er lebt ohne elterliche Bezugspersonen“, so sein Anwalt. Seine Naivität sei ihm zuletzt beinahe zum Verhängnis geworden, als er einer unredlichen Beratungsagentur auf den Leim ging.
Kurzum: Der Fußballer sei sich bei der Fahrt nach Tschechien „sehr sicher“ gewesen, dass die Fahrverbote noch nicht angelaufen seien, so der Anwalt. Tatsächlich waren die Fahrverbote automatisch in Kraft getreten, weil der 20-Jährige es vier Monate lang versäumt hatte, seinen Führerschein bei der Polizei abzuliefern. Das war ihm per Post auch mitgeteilt worden.
Mit Mannschaftskameraden ins Casino
So kam es zur fatalen Fahrt im November 2023. Mit drei Mannschaftskameraden wollte er ins Casino nach Rozvadov in Tschechien. Am Steuer saß ausgerechnet der 20-Jährige, obwohl auch andere einen Führerschein hatten. Laut Anwalt ist es „eine Gepflogenheit in der Mannschaft, dass der Jüngste fahren muss“.
Angeblich wollte er sich als „Frischling“ nicht drücken. In Waidhaus war die Tour zu Ende. Eine Streife der Grenzpolizei winkte den Range Rover von der Staatsstraße. Der eine Beamte kannte den Sportler gar nicht („Ich bin kein Fußballfan“), dafür aber sein Kollege. Im Casino sind die vier Fußballer übrigens nie angekommen. „Wir sind in Waidhaus wieder umgedreht“, erzählt der 20-Jährige.
15.000 Euro für den guten Zweck
Am Ende bleibt es für den nicht vorbestraften 20-Jährigen bei einer Ermahnung durch den Jugendrichter. „Wenn man das so hört, mit Elf raus aus der Familie, dann kann man schon eine Reifeverzögerung nachvollziehen.“ Höreth stellt das Verfahren ein, aber unter Auflagen. Zum einen muss der Fußballer ein Fahreignungsseminar besuchen.
Zum Zweiten muss er eine Geldauflage von 15.000 Euro bezahlen. Seinen Monatsverdienst hatte er vor Gericht mit 12.500 Euro angegeben. Das Geld geht zu je 3000 Euro an den Verein „Bananenflanke“, den Behinderten- und Vitalsportverein (BVS) Weiden, den Förderverein SV Waldeck 1958, das HPZ Irchenrieth und den Kreisjugendring Neustadt/WN.
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