Ausstellung über „Reformation – Gegenreformation in Weiden“

Weiden. Im Weidener Stadtmuseum gibt es eine neue Ausstellung. Unter dem Namen „Reformation – Gegenreformation in Weiden“ zeigt die Sammlung Gegenstände aus der Zeit zwischen 1520 und 1663.

Von Jürgen Wilke

Reformation - Gegenreformation Weiden Stadtmuseum Kultur Kulturamt Ausstellung Bild Jürgen Wilke2
Barock-Monstranz „Erzengel Michael“.

„Reformation – Gegenreformation in Weiden“, so heißt die neue Ausstellung im Weidener Stadtmuseum, die Kulturamtsleiterin Petra Vorsatz, Oberbürgermeister Kurt Seggewiß und der wissenschaftliche Mitarbeiter des Museums und Historiker Dr. Sebastian Schott eröffneten. Petra Vorsatz begrüßte dazu zahlreiche Stadträte, Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Vereinen sowie der beiden Kirchen, Pfarrer Hans-Martin Meuß von St. Michael und Pastoralassistent von St. Josef, Stefan Dotzler.

Neben Objekten aus dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum Weiden sieht man als besonderen Höhepunkt auch als Leihgabe die Monstranz „Erzengel Michael“ der Pfarrei St. Josef. Die große Barock-Monstranz ist eine der besten Leistungen der Augsburger Goldschmiedekunst um 1700. Sie stammt aus der Klosterkirche Waldsassen und gelangte nach der Säkularisation nach Weiden. Gezeigt werden Gegenstände, Urkunden, Bilder, Bücher, Dokumente, Schriftstücke und vieles mehr aus der Zeit zwischen 1520 und 1663.

Ständiger Konfessionswechsel

Oberbürgermeister Kurt Seggewiß sagte in seiner Rede, dass damals die Bürger von Weiden sieben Mal die Konfession wechseln mussten. „Am schlimmsten war es im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Mal gehörte man zu den Kaiserlichen, mal zu den Schwedischen”, so Seggewiß.

Davon hat sich Weiden lange Zeit nicht erholt.

Bis zum heutigen Tag würden sich die Menschen noch immer über die Auslegung des Inhalts der christlichen Glaubenslehre streiten, bedauerte der OB. Petra Vorsatz betonte, dass bereits 1522 viele Weidener, zum Leidwesen des Bischofs von Regensburg, die neue Lehre angenommen hätten.

Gutenberg gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks

Nach langen Leidensjahren durch Konfessionswechsel und den Dreißigjährigen Krieg sei die endgültige Einführung des Simultaneums für Weiden zum Glücksfall geworden. Es hat seinen Ursprung in einem Erlass des Pfalzgrafen Christian August von Sulzbach aus dem Jahr 1652. Das friedliche Miteinander der Konfessionen war ihm ein wichtiges Anliegen. Mit dem fortschrittlichen Modell des Simultaneums war Christian August seiner Zeit allerdings weit voraus.

Hervorzuheben sei auch die damalige Druckkunst, „denn ohne sie hätte die Reformation nicht so schnell umgesetzt werden können“, stellte Vorsatz fest. Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, der bis 1468 in Mainz lebte gilt als Erfinder des modernen Buchdrucks. Luthers Bibelübersetzung ins Deutsche legte den Grundstein für eine gemeinsame deutsche Sprache, die auch einfache Menschen verstanden. Durch den Buchdruck fand die Bibel rasch Verbreitung.

Für ihre aktive Mithilfe bei den Arbeiten zur Ausstellung bedankte sich Petra Vorsatz bei ihrem Team, insbesondere bei Dr. Sebastian Schott, und beim Museumstechniker Richard Weiß. Die sehenswerte Ausstellung ist bis Ende März 2018 im Alten Schulhaus zu besichtigen.

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Kurt Seggewiß, Stefan Dotzler, Hans-Martin Meuß, Dr. Sebastian Schott und Petra Vorsatz eröffneten die neue Ausstellung in Weiden. Bild: Jürgen Wilke

Persönlichkeiten aus der Ausstellung

[box]Erhard Weigel (1625 – 1699) ein gebürtiger Weidener, unterbreitete 1697 dem Reichstag in Regensburg einen Vorschlag zur Vereinheitlichung des Kalenderwesens in Deutschland, da in den katholischen Gebieten der Gregorianische Kalender und in den protestantischen Gebieten der Julianische Kalender in Anwendung war.

Tobias Clausnitzer (1619-1684) war ein deutscher lutherischer Geistlicher und Kirchenlieddichter. Er studierte ab 1642 Evangelische Theologie an der Universität Leipzig. Im Jahr 1644 wurde er Feldprediger in einem schwedischen Regiment. Nachdem er 1649 in Weiden auf Befehl des schwedischen Generals Wrangel die Feldpredigt zur Feier des Westfälischen Friedens hielt, wurde er dort Pfarrer und später auch kurpfälzischer Kirchenrat und Inspektor des gemeinschaftlichen Amtes Parkstein und Weiden. Er starb 1684 als Superintendent in Weiden. Neben zahlreichen Erbauungsschriften, Passions- und Festpredigten verfasste er ebenfalls einige Kirchenlieder.

Der Fürstlich Brandenburgische Rat Philipp Caspar Pfannenstiel, gestorben 1735 in Nürnberg, hinterließ der Pfarrei St. Michael in Weiden etwa 1.200 Bände mit seinen Initialen PCP. Hinzu kamen mehrere Armen- und Wohlfahrtsstiftungen. Die Bibliothek ist seit mehr als 20 Jahren in Nürnberg im Landeskirchlichen Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Grund: Die Bücher befanden sich in einem Raum des Turms der Michaelskirche, der feucht und nicht beheizbar ist.

Georg Freytag wurde am 6. April 1897 in Weiden geboren und trat schon im Alter von 16 Jahren in den Dienst der Stadtverwaltung, der er 49 Jahre lang angehören sollte. Sein Interesse galt sein Leben lang der Geschichte seiner Vaterstadt und in vielen Veröffentlichungen erwies er sich als profunder Kenner Alt-Weidens. Er schilderte das historische Weiden aber nicht nur mit Worten, sondern auch in Bildern und unzähligen Darstellungen zur Stadtgeschichte.

Als wichtigen Mann der Gegenreformation bezeichnete die Stadtarchivarin Simon von Labrique. Er war Vizekanzler und geheimer Rat des Fürstentums Pfalz-Neuburg, außerdem eingesetzt als „Religions-Commissarius“. Er betrieb für Wolfgang Wilhelm in dessen Landen, zu denen auch das Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden gehörte, die Gegenreformation.[/box]

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