Guttenberg ist Back in black – CSU feiert “KT”

Neustadt/WN. „Back in black“ – der Titel des AC/DC-Albums, das Karl-Theodor zu Guttenberg als Gastgeschenk nach seinem Auftritt erhält, könnte die Stimmung in der brechend vollen Stadthalle wohl kaum trefflicher beschreiben. Rund 1500 Menschen – die meisten dürften der CSU angehören oder ihr nahe stehen – feiern zu Guttenberg als zurückgekehrten Hoffnungsträger.

Sicherlich werde er mal wieder nach Deutschland zurückkehren. Über einen möglichen Zeitpunkt macht der Ex-Verteidigungsminister freilich keine Angaben. Dass ihm jedenfalls die Rolle des Wahlkämpfers liegt, beweist er mit jedem seiner Sätze. So fordert er eine faire Verteilung der Flüchtlinge in ganz Europa, will den Ungarn ihre Gleichgültigkeit gegenüber einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes nicht durchgehen lassen und macht das Erlernen der deutschen Sprache und die Akzeptanz des hiesigen Rechtssystems zur Mindestanforderung, die Zuwanderer erfüllen müssen.

Straffällig heißt: Raus!

stellt er in Bezug auf kriminelle Asylbewerber klar. Oder: „Gefährder wegsperren – ich sage hier ganz klar ja“ – mit solchen Forderungen spricht er den Parteianhängern aus der Seele und kann sich des immer wieder aufbrandenden Zwischenapplauses sicher sein.

Baldiges Ende des Solidaritätsbeitrages

„Die Welt im Umbruch – Chancen und Risiken für die Oberpfälzer Wirtschaft“ hat zu Guttenberg als Titel seiner Rede in der kleinsten Kreisstadt Bayerns gewählt. Das Thema Wirtschaft streift er immer wieder. Etwa, wenn er daran erinnert, dass es der CSU zu verdanken sei, dass die CDU einem Auslaufen des Solidaritätsbeitrages in naher Zukunft zugestimmt habe. Zustimmung erntet zu Guttenberg für seine Einschätzung, dass der „Soli“ in der Vergangenheit auch zu Lasten der Oberpfalz und Oberfrankens gegangen sei, „während man im Osten nicht mehr wusste wohin damit.“

Lob für die bayerischen Sicherheitskräfte

Als zu Guttenberg die Vorgänge in Hamburg während des G20-Gipfels kritisiert, danken es ihm die Zuhörer mit mehrmaligem, kräftigem Applaudieren. Durch den Organisationsgrad der bayerischen Sicherheitskräfte wäre das Hamburger Chaos hierzulande niemals möglich gewesen. Zu Guttenberg nutzt seine selbstgebaute Steilvorlage, um ein Loblied auf den CSU-Spitzenkandidaten und Bayerischen Innenminister Joachim Hermann zu singen. Auch dabei vergisst er nicht eine humorvolle und mit ein wenig Selbstironie gespickte Pointe. „Joachim Herrmann ist allein schon aufgrund seines Gewichts so erdverbunden, dass er gar nicht abheben kann“, scherzt der fränkische Baron, der sich in seiner Zeit als Minister schon mal in selbstsicherer Pose auf dem New Yorker Times Square fotografieren ließ.

Selbstironie statt Plagiate

Selbstironie vergisst zu Guttenberg auch im Werbeblock für Bundestagsdirektkandidat Albert Rupprecht nicht. Der sei fleißig und habe es zu etwas gebracht, sei jetzt bildungs- und forschungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. „Forschungspolitischer Sprecher ist ein Titel, der mir lebenslang verwehrt bleiben wird – aus guten Gründen“, formuliert der Oberfranke in Anspielung auf seine in Teilen abgeschriebene Doktorarbeit, aufgrund derer er im März 2011 als Bundesverteidigungsminister zurücktrat. Die Zuhörer lachen wohlwollend.

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Auf Einladung von Bundestagsdirektkandidat Albert Rupprecht kam zu Guttenberg nach Neustadt.

Wunsch nach starker Sozialdemokratie

Noch besser kommen die Spitzen gegen die SPD an. Er wünsche sich eine starke Sozialdemokratie. Allerdings wünsche er sich auch eine stärkere Opposition im deutschen Bundestag und da gehöre die SPD jetzt hin, um sich einer „Sauerstoffkur“ nach viel zu vielen Jahren der großen Koalition zu unterziehen. Vehement spricht sich zu Guttenberg für weitere vier Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel aus. Ihr sei unter anderem das respektvolle Verhältnis zum russischen Präsidenten Putin zu verdanken.

Und ein Verhältnis, das von Respekt getragen ist, ist mir deutlich lieber, als eine heiße Liebe, die, wie bei Gazprom-Gerd, von einer dicken Geldbörse geprägt ist,

steigert der Wahlkämpfer die Dramatik seiner Rede. Das lässt sich eigentlich nur noch durch ein Zitat von CSU-Übervater Franz-Josef Strauß steigern. Etwa dem: „Irren ist menschlich. Immer irren sozialdemokratisch.“

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In seiner Rolle als Wahlkämpfer erntete zu Guttenberg bei den rund 1.500 Zuhörern viel Applaus.

Rätseln über zukünftige Rolle von zu Guttenberg

Oder durch die Forderung nach einer Leitkultur, die in Deutschland Vorrang habe. „Vorrangig heißt, dass es noch Ortschaften mit Kirchtürmen gibt“, erklärt zu Guttenberg unter Beifall. Zur Leitkultur gehöre es, in der Öffentlichkeit sein Gesicht zu zeigen, gehöre das „Christkindl“ anstatt eines Winterfestes und der Engel zu Weihnachten anstatt eines „Jahresendflüglers“. Während des Hinausgehens handeln begeisterte Parteianhänger zu Guttenberg schon als Nachfolger von Ministerpräsident Horst Seehofer oder von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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Stehende Ovationen für einen zurückgekehrten Politiker.
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CSU-Kreisvorsitzender Dr. Stephan Oetzinger hieß den fränkischen Baron in der Stadthalle willkommen.
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Fotos: OberpfalzECHO/B. Grimm

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