Barockglanz erklingt in Speinshart

Speinshart. Die Neue Nürnberger Ratsmusik beeindruckte mit historischer Bläserkunst und Werken barocker Meister im Kloster Speinshart. Musikalische Virtuosität und historisch informierte Aufführungen machten das Konzert zu einem Erlebnis.

Zum Fest des heiligen Norbert imponierten in der Speinsharter Klosterkirche glanzvoller Trompetenschall und die liebreizenden Klangwolken der Neuen Nürnberger Ratsmusik. Foto: Robert Dotzauer

Eine Reise in die Vergangenheit mit der Neuen Nürnberger Ratsmusik

„Trummet ist ein herrlich Instrument, wenn ein guter Meister auf diesem Instrument ohne Züge in der Höhe fast alle Tonarten und allerlei Melodien zuwege bringen kann“, beschrieb bereits Michael Praetorius, der Komponist und Hofkapellmeister, die Kunst des Clarinblasens im 17. Jahrhundert. Archivalien belegen, dass auch das Kloster Speinshart das Privileg besaß, zu Festtagen Trompeten blasen zu lassen. Mit Tönen aus Naturtrompeten, die große Lippenkunst erfordern, so die ergänzende Aufklärung von Kulturmanager Moritz Kellner bei der Vorstellung der Neuen Nürnberger Ratsmusik und ihrer Solotrompeter zu Beginn eines bemerkenswerten Konzertabends.

Historisches Erbe und musikalische Virtuosität

Für Moritz Kellner eine Musik, die laut Überlieferung bereits vor 300 Jahren das Speinsharter Gesamtkunstwerk aus der Erbauungszeit des Klosters bereichert habe. Da lag es nahe, dass sich zum Fest des heiligen Norbert von Xanten, Gründer des Prämonstratenserordens, die beiden Trompeter Evgeny Yatsuk und Michael Lindner zusammen mit der Neuen Nürnberger Ratsmusik dieses historischen Erbes mit alten Techniken auf Instrumenten dieser Zeit oder ihren Nachbildungen der barocken Bläserkunst des 17. und 18. Jahrhunderts widmeten. Eine Alte Musik in ähnlicher Besetzung typisch barocker Hofkapellen, die fast vergessene Erlebnisräume eröffnete. Im Zentrum des Konzerts stand deshalb festliche Musik aus der Blütezeit des europäischen Barock.

Das Repertoire: Eine Hommage an die Barockmusik

In beherzter Virtuosität erklangen die Concerto 21 und 22 in C-Dur von Valentin Rathgeber, dem fränkischen Benediktinerpater aus dem Kloster Banz und die Sinfonia in D G2 und die Sonata in DG7 des Italieners Giuseppe Torelli, der seit 1698 im Dienst der Markgrafen von Ansbach stand. Auch die Sonata a Quattro von Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldis Concerto in C-Dur gehörten zum festlichen Repertoire der Neuen Nürnberger Ratsmusik. Eine Verneigung an das fast vergessene Kulturerbe italienischer Künstler im süddeutschen Raum.

Europäische Vernetzung durch Musik

Weitere glanzvolle Werke barocker Instrumentalmusik folgten. Das Gotteshaus durchströmten die klangvollen Feinheiten des Solospiels der Trompeter und die kraftvolle Klangfülle des gesamten Ensembles. Stile, die sich mit dem Concerto a 4 von Georg Philipp Telemann, dem wohl produktivsten Komponisten seiner Zeit und mit der Sonata in C Opus I des englischen Komponisten und Barockgeigers William Corbett fortsetzten. Die europäische Vernetzung der damaligen musikalischen Landschaft betonte das Ensemble zudem mit einer neapolitanischen Barock-Komposition. Vom Presto bis zum Finale beeindruckte die Ratsmusik mit dem Concerto per archi n.3 des Komponisten Francesco Durante. Für die begeisterte Hörerschaft lebendige Klangwelten aus der Erbauungszeit der Abtei, die bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Zugaben mussten sein.

Begegnungen und Ausblicke

Eine Begegnung im Konventgang bei Klosterwein und Klosterbier schloss sich an. Zudem empfahl Kulturmanager Moritz Kellner die Besichtigung der Ausstellung „Liturgien der Raumfahrt“ und den Besuch der weiteren Sommerkonzerte. Als nächstes Event steht ein Open Air mit der warmen und erdigen Stimme des Singer-Songwriters Adjiri Odametey am Sonntag, 22. Juni 2025 um 16 Uhr im Klosterinnenhof im Programm.

Über die Neue Nürnberger Ratsmusik

Die Neue Nürnberger Ratsmusik wurde 2005 gegründet. Seither hat sich das Ensemble als feste Größe in der Musikszene der Metropolregion Nürnberg etabliert. Ihre Leidenschaft ist die Alte Musik. Die Musikerinnen und Musiker des Orchesters sind ausgewiesene Spezialisten der historischen Aufführungspraxis. Ihr musikalisches Ziel ist auch die Wiederentdeckung und das erlebbar machen fränkischer Komponisten.

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