Bayerisch-tschechische Begegnungen nachhaltig verbessern – jetzt anpacken

Bärnau. Der Verein „Via Carolina – Goldene Straße e.V.“ aus dem oberpfälzischen Bärnau setzt mit einer „Zukunftsoffensive Bayern und Böhmen an der Goldenen Straße“ ein Ausrufezeichen in Zeiten der Corona-Pandemie.

Der Verein “Via Carolina-Goldene Straße e.V.” will sein jahrelanges grenzüberschreitendes Engagement in nachhaltige Bahnen lenken und somit auf Dauer einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen der bayerisch-tschechischen Grenzregion leisten. Dazu hat der Verein eine Zukunftsoffensive mit insgesamt 13 Einzelmaßnahmen entwickelt. Bild: ViaCarolina.

Der Verein, paritätisch mit bayerischen und tschechischen Mitarbeitern besetzt, hat mit dem Bau des Geschichtsparks Bärnau-Tachov und dem ArchaeoCentrum bayern-böhmen bereits wegweisende Aktivitäten verwirklicht und sich zu einem der wichtigsten grenzüberschreitend aktiven bayerisch-tschechischen Akteuren entwickelt.

Mit einem grenzüberschreitenden Maßnahmenpaket mit dem Fokus auf die Themenbereiche Ökologie, Bildung, Handwerk und Regionalität sollen in den Jahren 2021/2022 insgesamt 2,1 Millionen Euro in die Zukunft investiert werden.

Trotz oder auch wegen Corona hat der Verein seit mehr als einem Jahr mit deutschen und tschechischen Netzwerkpartnern die Zukunftsoffensive mit mehreren Teilprojekten entwickelt und dafür Fördergelder zum Teil schon an Land gezogen. “Durch das Zusammensetzen vieler Mosaiksteine entsteht ein innovatives, ambitioniertes, aber auch zukunftsweisendes Gesamtpaket für ein grenzüberschreitendes Zusammenwachsen mitten in Europa”, erklärt Alfred Wolf, Vorsitzender des Via Carolina-Goldene Straße e.V.

Damit werde in der Oberpfalz direkt an der tschechischen Grenze eine bereits hervorragende Infrastruktur für bayerisch-tschechische Begegnungen weiter verbessert, der Bereich Kompetenzen durch attraktive Angebote erweitert und das wohl in dieser Form einmalige Netzwerk nochmals gestärkt.

Corona-Pandemie bringt Gerüst ins Wanken

Die Corona-Pandemie habe schonungslos aufgezeigt, wie der gemeinsame grenzüberschreitende Kultur-, Lebens- und Wirtschaftsraum eng verflochten ist, und durch Grenzschließung und erhebliche Einschränkungen das gemeinsame Gerüst gewaltig ins Wanken geraten ist und viel Vertrauen verloren gegangen ist. Mit dem bayerisch-tschechischen Team des Vereins, aber auch mit allen beteiligten Partnern soll Bewegung in die zukünftige Weiterentwicklung der bayerisch-tschechischen Beziehungen gebracht werden.

Ökologisch bauen

Einer der Kernpunkte der Offensive wird dabei die Entwicklung einer „Bauhütte Bärnau“ und dem damit verbundenen Bau eines ökologischen Naturdorfs. In Zeiten von Klimaschutzdiskussion und Ressourcenschonung ein Zukunftsthema schlechthin. Mit der Bauhütte wird im Sinne des traditionellen Bauhüttenwesens ein Projekt zur Wissenssammlung und -vermittlung sowie der Erprobung und Erforschung von Bauweisen am Bauwerk entstehen.

Deshalb werden mit dem Vorhaben „ökologisches Naturdorf“ Häuser gebaut, bei denen die traditionellen Bauweisen und regionale Materialien mit dem Wohnstandard der heutigen Zeit vereint werden. Mit diesem experimentellen ökologischen Bauvorhaben soll der gesellschaftliche Diskurs bereichert werden, Bau- und Lebensstile wieder in den Kreislauf der Natur zu integrieren und eine neue Zukunftswertigkeit zu etablieren.

Biodiversität leben

Um Ökologie und Artenvielfalt geht es bei den Projekten „Green belt“ und „Kräuterwerk“. Gemeinsam mit tschechischen Partnern wird das durch den Eisernen Vorhang entstandene Grüne Band aufbereitet und der sorgsame Umgang Schülern und Jugendlichen nahe gebracht. Ein umweltpädagogischer Lehrpfad über die Geschichte der Entstehung des „Grünen Bandes“, des Eisernen Vorhangs mit dem Untergang der „verschwundenen Dörfer“ sowie die Entwicklung von Ökosystemen, Biokorridoren und das Thema Naturschutz stehen auf der Agenda.

Mit dem „Kräuterwerk“ entsteht ein Bildungsort für Biodiversität mit Wildkräutergarten, Kräuterklassenzimmer und somit ein wichtiger Baustein zur Vermittlung von Artenvielfalt. Besondere Themen des Standortes werden Kräuter und Mittelalter, sowie Kräuter und Handwerk.

Didaktik über Grenzen

Im Bildungssektor sind das Projekt „Didaktik über Grenzen“ und das Vorhaben „Erinnerungs- und Versöhnungskultur Paulusbrunn“ als wichtige Eckpfeiler der Zukunft geplant. Mit den Universitäten Pilsen und Regensburg sowie der OTH Amberg-Weiden werden mediale Unterrichtsmaterialien für angehende Lehrer und Schüler entwickelt.

Das verschwundene Dorf Paulusbrunn ist als internationales Gemeinschaftsprojekt mit dem Ziel der Teilfreilegung für die nachfolgenden Generationen und als lebendiges Zeichen einer Erinnerungs- und Versöhnungskultur von zentraler Bedeutung.

Fernwanderweg und Mittelalterzeltplatz

Ein touristisches, grenzüberschreitendes Brückenprojekt ist „Der Weg des Jan Hus durch die Region Pilsen und die Oberpfalz.“ Hierbei soll in Kooperation mit der Regionalentwicklungsagentur Pilsen ein internationaler Fernwanderweg auf den Spuren des böhmischen Reformators von Prag bis Nürnberg und letztlich bis Konstanz etabliert werden.

Mit Mittelalterzeltplatz für Schulen und Familien, einem erlebnispädagogischen Mittelalterspielplatz sowie Wohnmobilstellplätzen werden weitere Infrastrukturmaßnahmen zur Nutzung der museumspädagogischen, umweltpädagogischen und kräuterpädagogischen Angebote ausgebaut.

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