Bayerischer Wirtschaftstag in Amberg (2): Vom Stammtisch bis Brüssel
Amberg. Der Wirtschaftsbeirat Bayern der Union (WBU) lädt zum Bayerischen Wirtschaftstag nach Amberg. Aber wer oder was ist der WBU? Über ein Dutzend Ausschüsse, 100 Events, 70-Jahre-Mitgliedschaften – der Beirat lebt vom persönlichen Austausch.

Hinter den Kulissen zieht ein schlankes Team die Fäden, das Präsidium tagt vierteljährlich, der erweiterte Vorstand zweimal im Jahr. „Man kennt sich und man schätzt sich“, sagt WBU-Präsidentin und Europa-Abgeordnete Angelika Niebler (CSU). „Unsere Mitglieder halten uns lange die Treue.“
Der Nürnberger Energie-Manager Dr. Albrecht Schleich diskutiert Netzausbau, Tiefbauunternehmer Harald Gollwitzer schildert Genehmigungsfrust, Solar-Pionier Siegfried Schröpf mahnt planbare Strompreise an. Unterschiedliche Branchen – gleiche Sorgen: Energiepreise, Bürokratie, Fachkräfte. „Ich suche zuerst die Gemeinsamkeiten“, so Niebler, „bei der Energiepolitik sind die Unternehmer alle einer Meinung.“
Die Nähe zum Mittelstand mache den Unterschied zur großen Berliner Schwesterorganisation, dem Wirtschaftsrat der Union, findet Niebler: „Unsere Beiträge sind bescheiden – der Mehrwert ist der Dialog.“
Empfehlungen an die Ministerien
Auf europäischer Ebene drängt sie auf mehr Resilienz: Rechenzentren, Wasserstoff-Infrastruktur, fairen Datenaustausch. „Wir dürfen uns nicht im Mikromanagement in Brüssel und Straßburg verlieren – der Binnenmarkt mit 450 Millionen Menschen ist unser Trumpf.“
Sobald der Applaus in Amberg verklungen ist, will der Wirtschaftsbeirat seine Empfehlungen an politische Entscheider und alle Ministerien schicken – und an die EU-Kommission. Viele Forderungen finden sich schon im bayerischen Koalitionsvertrag wieder: degressive Abschreibungen, schnellere Netzentgeltsenkung, ein eigenständiges Digitalministerium.
Geld allein reicht nicht. Investitionen kommen nur, wenn Genehmigungen schneller erteilt sind. Angelika Niebler

Neue Partner für Europa
Bei der Körperschaftsteuer mahnt sie Tempo an: „2028 ist spät – der Mittelstand braucht vorher Entlastung.“ Gleichzeitig blickt sie nach Washington: drohende US-Zölle auf alle Waren, noch höhere Tarife auf Stahl, Aluminium und Autos, wären für unsere Wirtschaft kaum zu schaffen. „Wir hoffen auf Vernunft, wir wollen keinen Zollkrieg – haben aber für alle Fälle Gegenmaßnahmen in der Schublade.“ Europa müsse neue Partner gewinnen: Mercosur, Indien, ASEAN.
Und wir sollten den Binnenmarkt zur echten 450-Millionen-Heimat für Innovationen machen. Angelika Niebler
Das große Ziel bleibt Stimmungswende: raus aus der „German Angst“, hinein in den Aufbruch. „Man muss endlich wieder spüren, dass etwas passiert“, sagt Niebler. „Dann kommt auch die Freude am Wirtschaften zurück.“
Der Wirtschaftsbeirat Bayern (WBU)
- Gegründet: 1948 | Sitz: München
- Mitglieder: ≈ 1 950 Unternehmen und Persönlichkeiten
- Struktur: 24 Ausschüsse, Präsidium (14 Mitglieder), Vorstand (≈ 100)
- Leitbild: Soziale Marktwirtschaft, Subsidiarität, Unternehmergeist
- Schlüsselthemen 2025: Unternehmen von Bürokratie entlasten, Energiepreise senken, Genehmigungsverfahren beschleunigen, Digitalisierung vorantreiben.
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