BioVariance: Staatssekretär bringt persönlich die Förderurkunde vorbei

Tirschenreuth. Das Tirschenreuther Unternehmen und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeiten gemeinsam an dem Forschungsprojekt BioSamp.

Freuen sich über das gemeinsame Projekt: der Landtagsabgeordnete Martin Scharf (links), Bürgermeister Franz Stahl (Dritter von links), Staatssekretär Tobias Gotthardt (Vierter von rechts), Dr. Josef Scheiber (Dritter von rechts), Professor Dr. Daniel Tenbrinck (Zweiter von rechts) und die am Projekt Beteiligten. Foto: Theo Kurtz

Für den Tirschenreuther Bürgermeister Franz Stahl ist BioVariance eines der “gescheitesten Unternehmen.” Jetzt sitzt das Team um Geschäftsführer Dr. Josef Scheiber wieder bei einem wichtigen Forschungsprojekt mit im Boot – BioSamp. Und der Freistaat unterstützt im Rahmen des Bayerisches Verbundforschungsprogramm (BayVFP) das Vorhaben. Wirtschaftsstaatssekretär Tobias Gotthardt war zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Martin Scharf extra in die Kreisstadt gedüst, um die Förderurkunde zu überreichen. Ein hübsches Sümmchen wird lockergemacht: Exakt 913.446 Euro stellt das weiß-blaue Wirtschaftsministerium für die nächsten drei Jahre zur Verfügung

Auszeichnungen für BioVariance

Das 2013 von Scheiber gegründete Unternehmen hat sich auf moderne Diagnostik in der Präzisionsmedizin spezialisiert. Das Ziel: Komplexere Krankheiten sollen in Zukunft so einfach wie eine Erkältung zu behandeln oder gar zu heilen sein. Heute gehören die Tirschenreuther bereits zu den 100 innovativsten deutschen mittelständischen Unternehmen. 2020 ein weiterer Ritterschlag. BioVariance wurde mit dem “Global Excellence Award” ausgezeichnet.

BioSamp beschäftigt sich mit der Analyse von Messdaten, die sich aus Blutproben von Patienten ermitteln lassen. Diese sogenannte Omics-Analyse betrachtet Tausende von Merkmalen, die unter anderem Proteine, Lipide und genetische Informationen beinhalten. Die gemessenen Merkmale erzeugen pro Patienten sehr große Datenmengen und verraten potenziell eine Menge über seinen Zustand.

Zwei Krankheiten im Fokus

Das Ziel ist es, anhand dieser Daten möglichst früh zu erkennen, beziehungsweise vorherzusagen, ob ein Patient eine Krankheit entwickelt oder eventuell sogar resistent auf bestimmte Therapieformen reagieren wird. Der Fokus wird dabei auf zwei Krankheiten gelegt, nämlich die schwere Depression und das Chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS), das zum Beispiel durch Long Covid ausgelöst wird.

Kosten für personalisierte Medizin senken

Ein Problem: “Solche Omics-Analysen sind relativ teuer”, betont Professor Dr. Daniel Tenbrinck von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Das Department of Data Science der Hochschule ist Projekt-Partner von BioVariance. Ein anderes: Gerade bei seltenen Erkrankungen gibt es schlichtweg zu wenig Patienten, die über einen längeren Zeitraum hinweg an einer medizinischen Studie teilnehmen. So sollen künstliche Datensätze von Patienten erzeugt werden, die es real zwar gar nicht gibt, die den echten jedoch sehr ähnlich sind. BioSamp soll also mithelfen, die Kosten für personalisierte Medizin zu senken und somit individuelle Therapieansätze zu ermöglichen, die auf jeden Patienten zugeschnitten sind.

Aufgaben sind verteilt

Und so sieht die Aufgabenaufteilung bei dem Forschungsprojekt aus: Die Tirschenreuther bringen zum einen ihr Know-how bei der Messung und Verarbeitung dieser Omics-Datensätze ein. Zum anderen wissen sie genau, wie man diese Messdaten interpretiert. Mit ihnen können nämlich Rückschlüsse auf Krankheitsbilder und damit verbundene Prozesse im menschlichen Körper getroffen werden. Die Uni ihrerseits will unter anderem neue Methoden zur Generierung von künstlichen Patientendaten entwerfen und innerhalb des Projekts erproben und bewerten.

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