Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Der Blick in die Glaskugel – kommt der Bankabräumer?

Nordoberpfalz. Die Zeit der Jahresrückblicke ist endlich vorbei, jetzt kommt meine persönliche Vorschau 2023. Einmal das Hirnkastl durchgefegt – schau mer mal, was da alles an Gedankensplittern rauskommt.

Gott sei Dank, alles nur Visionen – oder etwa doch nicht? Foto: Ann-Marie Zell

Selbstverständlich könnte man das alles jetzt eleganter formulieren – ich werfe also einen Blick in die Glaskugel und präsentiere einen Sampler, was alles 2023 passieren könnte.

Eine Zeit kommt, wo die Welt abgeräumt wird und die Menschen wieder wenig werden.Mathäus “Mühlhias” Lang

Der vom “Waldpropheten” angekündigte Bankabräumer kommt, aber was bedeutet das für uns? Selbstverständlich zuerst einmal, dass das Klopapier und Spaghetti wieder knapp werden. Dem werden weitere sieben Plagen der bundesdeutschen Apokalypse folgen:

  1. Gewinnwarnung bei deutschen Autobauern: Die Aktionäre sind äußerst unzufrieden mit uns.
  2. Sozialpolitiker erinnern daran, dass bald jedes Kind ein Anrecht auf einen Kita-Platz hat.
  3. Die Jugend quengelt weiter mit ihrem Klimaschutzthema. Das wird Arbeitsplätze kosten.
  4. Das Öffnen der zweiten Kasse ist nicht mehr verpflichtend.
  5. “Die da oben” machen nichts.
  6. Die Wirtschaft erholt sich und es geht uns gut.
  7. Der Rieger mosert ein Jahr weiter.

Und hier meine den Themenblock abschließende Mühlhiasliade:

Nichts wird mehr so sein wie vorher.Franz Rieger, Nachwuchshiasl

Nichts wird mehr so sein, wie es mal war – das ist ganz einfach der sogenannte Lauf der Welt oder auch kurz “die Zeit”. Für jeden, der sich gerne in die Harmonieblase zurückzieht, gibt es aber auch Konstanten, die sich in diesem Jahr nicht ändern werden. So wird Bayern Meister, Heidis kleiner Hühnerstall ist immer noch das PRO7-Zugpferd und Seitenbacher bleibt “Legga, legga, legga”.

Menschen, die wir 2023 nicht mehr brauchen

Im Grunde genommen haben wir alles und auch noch viel mehr, von allem viel Zuviel, auch von einem gewissen Typus Mensch: Hohle Köpfe und hasserfüllte Herzen, auch dieser wilden Mischung werden wir wohl heuer kaum entkommen, ebenso wie deren Klassiker: “Das wird man doch in Deutschland wohl noch sagen dürfen!” Spätestens hier ist es doch mal Zeit zu antworten: Nein, darf man nicht. Weil es zwischen grundgesetzlich verbriefter freier Meinungsäußerung und propagiertem Hass und Dummheit einfach noch eine Grenze geben muss. Und wenn es einfach der Anstand ist.

Was bringt denn 2023 für mich persönlich?

Hier ein wertvoller Erfahrungswert – bitte auf keinen Fall den Blechdeppen fragen:

Deutliches Indiz, wie mein persönliches Stundenglas verrinnt. Screenshot: Franz Rieger

Vogelwild: potenzielle Schlagzeilen 2023

Karlsruhe lenkt ein für eine neue Dimension der Freiheit

Das Gesetz ist endlich durch, ab sofort dürfen Bürgerinnen und Bürger beim Filmen mit dem Handy nicht mehr durch Rettungskräfte am Unfallort belästigt werden…

Oppositionsführer setzt sich durch – Bildungssystem privatisiert

Selten waren sich die Bundesbürgerinnen und -bürger so einig: Das kostenintensive Bildungssystem in Deutschland muss in private Hand gelegt werden. Nur so könne es der Markt auch regeln. Der weltgrößte Vermögensverwalter hat bereits Interesse bekundet…

ist der Ami-Ötzi Deutscher? Eismumie in Lake Placid gefunden

Der spektakuläre Fund eines gefrorenen Leichnams hat die USA erschüttert. Der durchtrainierte und bestens erhaltene Körper eines jungen Mannes verschwand vor über 40 Jahren spurlos. Jetzt gibt er die Antwort auf die weltbewegende Frage: “Wo ist Behle?”…

Millionen Deutsche nach ifo-Prognose in der Schockstarre

Sie leben in einem Land ohne Hoffnung. In einem Land ohne Zukunft. Und es wird immer schlimmer werden in diesem Land. Sie leben in der Bundesrepublik Deutschland und fühlten sich wohl in ihrem Elend. Jetzt kam die schockierende Nachricht für einen Großteil der Deutschen, denn das in seiner Prognose bindende ifo-Institut vermeldete: “Janz ruhig, et läuft…”

“Angst essen Seele auf”

Wir werden auch 2023 wieder vor den falschen Menschen auf die Knie fallen und einen formvollendeten Kotau aufs Parkett legen (Knielädierte können optional um das Goldene Kalb tanzen). Doch statt die Stirn auf den Boden zu pressen würde es doch mehr Sinn ergeben, das komische Ding dahinter einmal fachgerecht zu benutzen. Hin und wieder ist diese glibbrige graue Masse durchaus sinnvoll.

Bei aller Bockboanigkeit meiner Worte sollten wir uns einfach daran erinnern, dass wir der Gattung Homo Sapiens angehören – das bedeutet Denken und Fühlen statt Schnappatmung. Frei nach Rainer Werner Fassbinder (siehe oben) wäre es doch wunderbar, wenn wir auch mal neben der Angst auf der Klaviatur der Emotionen spielen. Wutkraft gegen echte Missstände, Trauer und Empathie mit den Getretenen und vielleicht sogar ein wenig Liebe. Unsere Gesellschaft würde nicht schlechter werden und eventuell kann die Wirtschaft das ja sogar verkraften.

Mein Fazit

Auf jeden Fall wäre das alles bunter als unser BRD-Grau, in das wir (ich nehme mich definitiv nicht davon aus) immer mehr verfallen. Dann dauert es vielleicht tatsächlich noch etwas, bis der große Bankabräumer kommt.

Ansonsten lautet meine zusammenfassende Prognose 2023: Ja mei, werd schon wern…

By the way: Was meint der denn mit “bockboanig”?

Am Anfang stand die Überlegung: Wie nennt man eine grantige Glosse? Zwiderwurzn? Worte wider den Unbill der Gesellschaft? Oder “Ich so Hä?” Ganz ehrlich, so richtig weiß ich es auch nicht.

“Bockboanig” ist einfach ein schönes bayerisches Wort, das ich ebenso gerne benutze wie oreidig, hundsheitern und lumpg’selcht. In meiner Definition meine ich damit stur, widerporstig, grantelnd.

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