Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Im Klo brennt Licht!

Nordoberpfalz. Es gibt so viele Themen, die sind so wurscht, wie der sprichwörtlich in China umgefallene Sack Reis oder wenn eben im Klo das Licht brennt – Diesel, Grünenbashing oder Gesprächstherapien bei Plasberg, Lanz und Will oder die Meinung eines ehemaligen 180-Kilo-Schiedsrichters. Leider haben sie einen viel zu hohen Stellenwert. Eine mäandernde Glosse.

Kaum zu fassen – darüber muss man sprechen! Foto: OberpfalzECHO/Ann-Marie Zell

Beginnen wir mit einem kleinen Rückblick: Es war und ist eine Tragödie, wieder einmal haben wir beim europaweiten Rundumgeträller einen erfolgreichen, für die teilnehmende Band als “wunderbares Erlebnis” beschriebenen letzten Platz erreicht. Das Schöne daran – keinen, außer den Machern der ARD, scheint es zu interessieren, was doch leider nur auf den ersten Blick für so etwas wie dem Rundumgreifen von gesundem Menschenverstand wirkt.

Das ist sehr, sehr enttäuschend und ernüchternd. Wir hatten im Auswahlverfahren auf die Ausweitung der musikalischen Genres gesetzt. Der Diskussion und Überlegung, warum auch dieser Titel beim ESC nicht verfangen hat, müssen und werden wir uns jetzt stellen.Andreas Gerling, der Chef des ARD-Teams für den ESC beim NDR

Ja, darüber wird man sprechen müssen und nächste Jahr werden wir vielleicht Vorletzter. Aber bedauerlicherweise echauffieren wir uns nach wie vor über zu viele Dinge, die ebenso wie der ESC in die Kategorie “Im Klo brennt Licht” einzuordnen sind.

Wir alle zwitschern in die weite Welt hinaus

Deniz Aytekin ist – dem Oberpfälzer möge beim Lob eines Franken die Hand verdorren – ein gestandenes, kerniges Mannsbild. Und als Topschiedsrichter in der Bundesliga nimmt er kein Blatt vor dem Mund und tickt halt dann mal nach einem Match aus (hier). Auch hier zeigt sich wieder: Jeder bläst seinen Stuhl über den Äther und der stinkt, auch wenn das dann “zwitschern” heißt. Und wehe dem, dem ob eines altklugen Twitternachricht mal der Kragen platzt. Da bedient sich die ach so innovative Anhängerschaft der Vogerlfirma aber ganz schnell wieder den Klassikern des Adenauer-Barocks: “Das wird man doch in Deutschland wohl noch sagen dürfen”. Hierzu passt auch dieser Beitrag (zufällig von mir):

Juckt einen dieser Scheiß mit dem Lesen?

In diesen Tagen kam wohl eines der unwichtigsten Themen auf den Tisch, für den ein Politiker und die angehängte Wählerschaft nicht einmal das Licht im Klo anschalten würde. Die Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hat ergeben, dass 25 Prozent der Viertklässler in Deutschland nicht das Mindestniveau beim Lesen erreichen, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre. Bettina Stark-Watzinger sagt dazu: “Die Studie zeigt, dass wir dringend eine bildungspolitische Trendwende benötigen.” Die FDP-Bildungsministerin ist übrigens Diplom-Volkswirtin mit Banker-Hintergrund, war außerdem beim “Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE”. Eben eine echte Expertin in ihrem Ressort.

Aber was soll man da eigentlich noch sagen: Wir haben versagt und das Licht im Klo brennt übrigens immer noch. Selbstverständlich mit veganem Biostrom/in. Vielleicht einfach mal eine halbe Stunde das Dreckshandy weglegen und mit den Kindern gemeinsam ein sogenanntes Buch lesen – oder generell vorleben, dass Bildung etwas Saucooles ist? Träumer. Sozialromantiker. Spinner.

Das Ende vom Lied – wir sind so verdrossen und gehen einfach nicht mehr zur Wahl und schwadronieren über das brennende Licht im Klo. Das nenne ich doch mal zielorientiert oder subtil ausgedrückt: Um Iglu kümmert sich der Bofrostmann.

Das Fleisch in den Aussagen des ifo-Instituts

Aber wer glaubt schon einer Studie, bei der Singapur der Gewinner ist? Dem Ifo-Institut kann man trauen, da gibt es wenigstens tolle Experten, die einem bei Lanz wie einem dummen Schulkind erklären, warum die Prognose nun doch nicht eingetreten ist.

Also mal wieder passend zum Thema ein Blick auf die Seiten des Instituts. Hier lautet eine der Top-News: “Bessere Schüler in Naturwissenschaften durch bessere Lehrkräfte”. Viele sind klug, aber ifo ist weise. Und schon nach dem ersten Satz des Beitrags geht man dann auf die Knie: “Schüler*innen schneiden in den Naturwissenschaften besser ab, wenn ihre Lehrkräfte eine spezielle Ausbildung in dem betreffenden Unterrichtsfach besitzen.” Solche Erkenntnisse gibt es übrigens nicht zum Mindestlohn.

Sobald Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest spricht, sinken wir also in die Knie und lauschen wie einst als Zehnjährige der Weihnachtsgeschichte. Die Prognosen unserer Experten sind unser Credo, unsere Religion – mein Geschwätz Gott sei Dank nicht. Eine breit angelegt persönliche Studie zeigt übrigens, dass die Treffsicherheit des Mannes proportional zur Lux-Stärke im Klo ansteigt. Wäre diese These vom ifo-Institut, könnte man flächendeckend deutschlandweit nur noch mit Schweißerbrille in den Sanitärbereich.

Angst essen Seele auf

Ich bin wie anfangs schon angedeutet ziemlich abgeschweift beziehungsweise auf- und davonmäandert. Also wieder zurück zum Kern. Geben wir den Bürgern in Wut ein Snickers (für den völkischen Flügel einen Erdnussschokomelassekaltvollriegel), denn wenn sie hungrig sind, sind sie unerträglich, knallen wir den anderen Schwätzern auch mal einen vor den Latz und bringen immer wieder die wirklich wichtigen Themen aufs Tapet – soviel sollte uns unsere eigene Intelligenz wert sein.

Ansonsten ist alles wie immer – im Klo brennt weiterhin Licht und Bayern wird Meister… (sic! Geschrieben am 22.05.)

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