Bockboanig [ˈbɔkbaɪ̯nɪç]: Lasst uns doch bitte einfach in Ruhe!!!

Nordoberpfalz. An diesem Volksstamme magst tatsächlich zerschellen – was da inzwischen für eine geistige Blechdosenarmee durch unsere schöne Heimat und leider auch durch unsere Köpfe scheppert, das hält doch kein normales Hirn mehr aus. Eine ruhelose Glosse.

Foto: OberpfalzECHO

Augenblicklich beschleicht mich immer mehr das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Das wäre eigentlich eine gute Nachricht, würde sie ja bedeuten, dass der Zustand unserer Gesellschaft gar nicht so schlimm ist und das Ganze im Grunde nur mein persönliches Problem. Leider fühle ich mich kognitiv (noch) frisch genug, um zu wissen, dass es wahrscheinlich noch schlimmer ist, als es mein kleiner Horizont ahnen lässt.

Ein Mangel an Anstand, Solidarität, gesunde Herzensbildung? Es wäre wahrhaftig schön, wenn das alles lediglich substanzloses, frustriertes Gemoser von mir wäre. Ist es aber leider nicht, es ist der Zustand unserer Gesellschaft 2025.

Dabei gibt es doch an allen Ecken und Enden mutige, starke, hochanständige und rechtschaffende Leute. Aber der Zeitgeist lässt sie verstummen. SIE können einen nicht in Ruhe lassen.

Wer sind denn “SIE”?

Gscheidhaferln, Klugscheißer und jede Menge Zwiderwurzn hat es schon immer gegeben. Aber sie werden immer mehr. Zu viele. Das hat inzwischen eine Dimension erreicht, die leider den Verdacht bestätigt, dass wir inzwischen tatsächlich ein Volk der Gartenzwerge geworden sind.

Den einen würdest du am liebsten mit einer Zaunlatte etwas Anstand in die verbohrte Rübe prügeln, andere verkopfen die kleinste Flatulenz zu einer großen Debatte, wieder andere stellen täglich unter Beweis, dass das Rückenmark völlig ausreicht, um in dieser Welt zu bestehen – wenn man nur alles weglässt, wofür man sein Hirn länger als ein paar Sekunden benötigt.

Der Rieger – so ein Gscheidhaferl, aber echt! Montage: Ann-Marie Zell/OberpfalzECHO

SIE können uns stinklangweilig Normalos nicht einfach mal in Ruhe lassen. Damit bringen SIE gleichzeitig den theologischen Beweis, dass Gott nicht vollkommen sein kann, weil er diesen wahnsinnig dummen Fehler in die Schöpfung eingebaut hat, nämlich dass er nämlich unsere Augen schließbar gemacht hat, aber unsere Ohren nicht.

In unserer Gesellschaft und in der Wirtschaft gibt es genug Gestalterinnen und Gestalter (mein Gott, er gendert, die Wokeness wird uns töten), die mit viel Kraft, Mut und Herz den Laden am Laufen halten. Aber die haben halt irgendwann auch keinen Bock mehr. Verständlich.

Zeit für starke Worte

Was ärgert unsere Gartenzwerge mehr ein Appell zum positiven Denken? Wenn der dann auch noch von unseren Dichterfürsten ist, umso besser:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elisium,
Wir betreten feuertrunken
Himmlische, dein Heiligthum.
Deine Zauber binden wieder,
was der Mode Schwerd geteilt;
Bettler werden Fürstenbrüder,
wo dein sanfter Flügel weilt.

Tja, wir Deutschen und feuertrunken vor Freude? Schwer vorzustellen.

Vor 80 Jahren wurde der große Theologe Dietrich Bonhoeffer in Flossenbürg elendig erhängt. Und das von den Leuten, die schon in der Weimarer Republik mit demselben Geschwätz aufwarteten, wie er heute wieder durch den Reichstag schallt. Dagegenhalten!!!

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Schon wieder eine starke, positive Botschaft – vielleicht ist das der Weg, um den Mief mitsamt den Gartenzwergen wegzublasen. Noch glaube ich an unsere Gesellschaft – eben weil es jeden Tag, an dem man mit offenem Herzen durchs Leben geht, immer Begegnungen mit Menschen gibt, die es wert sind, sich das nicht gefallen zu lassen!

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

“Mei Ruah”? Nicht um diesen Preis

Ich will doch einfach nur wie so viele “mei Ruah” – und selbstverständlich auch für die Menschen, auf die es in unserer Gesellschaft ankommt. Und für die Schwachen. Und die Alten. Und vor allem die Kinder.

Spätestens jetzt gartenzwergt es wieder in meinen Ohrwascheln, das Hohelied des “Ja, aber…” erschallt, denn so kann man das selbstverständlich nicht stehen lassen. Doch, kann man, das sollte man sogar. Und SIE immer wieder auffordern, den Kopf zuzumachen.

In der altbayerischen Wirtshauskultur gibt es da einen klaren Ablauf, wenn einer blöd daherredet. Stufe 1 ist die höfliche Frage: “Passt da was net?” Und wenn der andere weitermacht als Stufe 2 die Aufforderung: “Dann geh ma aussi und i hau dir dei Heipl sulzig.” Wer davor zurückschreckt, dem stehen weitere Stilmittel zur Verfügung: Humor, einfach ignorieren oder mit breiter Brust zu seiner Überzeugung stehen. Das kann doch alles nicht so schwer sein …

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