Brandkatastrophe in Nittendorf: Trotz mutiger Rettungsaktion gibt es ein Todesopfer
Nittendorf. Der verheerende Hausbrand in Nittendorf (Landkreis Regensburg) forderte ein Todesopfer. 13 Menschen wurden leicht verletzt – darunter drei Feuerwehrleute. Ein mutiger Hausmeister rettete ein Kind. Ein Gutachter des Landeskriminalamtes soll jetzt die Ursache klären.
Am Donnerstagmorgen gerät aus bisher noch ungeklärter Ursache laut Mitteilung des Polizeipräsidiums Oberpfalz ein Mehrparteienhaus im Ortskern von Nittendorf in Brand. Ein Passant wählt gegen 9.40 Uhr den Notruf, als das Haus bereits in Flammen steht.
Die Feuerwehr kämpft mit einem Großaufgebot gegen die Flammen. Eine Polizeisprecherin teilt gegen Mittag mit, dass aus dem betroffenen Haus eine Leiche geborgen wurde. 13 Menschen erleiden leichte Rauchgasvergiftungen, darunter drei Feuerwehrleute. Gegen Abend wird auch noch ein toter Hund entdeckt.
Helfer mit der Leiter
Einige Bewohner werden mit Leitern aus dem brennenden Haus gerettet. Der Sachschaden liegt im Millionenbereich, das gesamte Haus ist vorläufig nicht bewohnbar. In der kommenden Woche soll auch die Leiche obduziert werden, die aus dem Mehrfamilienhaus geborgen wurde, wie eine Polizeisprecherin ankündigt.
Noch vor den professionellen Kräften der Feuerwehr leistet auch Juri Kail, der geistesgegenwärtige Hausmeister eines nahe gelegenen Seniorenheims, beherzt Hilfe. Er habe, während er im Heim ein Zimmer renovierte, Brandgeruch wahrgenommen und daraufhin die Brandmeldeanlage der Einrichtung ohne Befund kontrolliert. „Ich bin deshalb rausgegangen und habe die große Rauchsäule über dem Haus gesehen“, sagt er einem TV-Sender.
Hausmeister Juri rettet ein Kind
Der Hausmeister sei zum Brandherd geeilt: „Da stand eine Frau am Fenster, die aussah, als ob sie gleich springen würde.“ Juri sei zum Heim zurückgelaufen, habe eine große Leiter geholt. Passanten hätten geholfen, die Leiter sicher aufzustellen und festzuhalten, sodass sich die Frau über die Leiter in Sicherheit bringen kann.
„Dann habe ich einen Mann bemerkt, der an einem anderen Fenster ein Kind an seine Brust drückt“, schildert er weiter. Die Ersthelfer positionieren die Leiter neu, der Hausmeister steigt jetzt selbst nach oben und bringt das Kind in Sicherheit. Anschließend kann auch der Mann über die Leiter das brennende Haus verlassen. Eine weitere ältere Frau wird schließlich von der Feuerwehr gerettet.
Obduktion der Leiche
Die Feuerwehr braucht anschließend mehrere Stunden, um den Brand über hohe Drehleitern in den Griff zu bekommen. Umliegende Gebäude wie auch das Rathaus werden evakuiert. Am Nachmittag sind die Löscharbeiten abgeschlossen. Die meisten Bewohner der anderen evakuierten Häuser können zurück in ihre Wohnungen. Das Mehrfamilienhaus, in dem es brannte, bleibt unbewohnbar.
Die Brandursache soll ein Gutachter des Landeskriminalamts klären. In der kommenden Woche wird auch die geborgene Leiche obduziert, wie eine Polizeisprecherin ankündigt. Der zum Nittendorfer Rathaus gewandte Teil des Gebäudes, in dem 15 Parteien lebten, ist weitestgehend zerstört. Die übrigen Wohnungen sind von der Rauchentwicklung schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bewohnbar sei der Wohnkomplex vorläufig nicht mehr. Der Sachschaden liegt im Millionenbereich.
Brandstiftung nicht ausgeschlossen
Das Gebäude wird noch am Donnerstag versiegelt. Das Technische Hilfswerk verschließt Fenster und Türen im Erdgeschoss mit Holz. Die Ruine gilt offiziell als Tatort. Die für Brandfälle zuständige Außenstelle der Regensburger Staatsanwaltschaft in Straubing hat die Federführung bei den Ermittlungen. „Zu den Hintergründen können wir nichts sagen“, betont Oberstaatsanwalt Stephan Brunner.
Das gelte auch für Spekulationen, dass das Feuer womöglich absichtlich gelegt worden sein könnte. Bestätigt hätten sich allerdings Hinweise, dass gegen eine Mietpartei Vollstreckungsmaßnahmen laufen. Ob Angst vor einer möglichen Räumung ein Motiv für eine Brandstiftung sein könnte, ist nicht mehr als eine vage Spekulation.
Bürgermeister organisiert Hilfe
Nittendorfs Bürgermeister Helmut Sammüller (Freie Wähler), der auf einem Termin gewesen sei, als ihn die Nachricht erreicht, dass es unmittelbar neben dem Rathaus brenne, zeigt sich geschockt. Nachdem er an den Unglücksort geeilt war, sei er Zeuge der Rettung eines Kindes geworden. „Die Angst war furchtbar“, sagte er zur MZ. Umso erleichterter sei er gewesen, als die Feuerwehr die erste Drehleiter in Anschlag bringt, um die Bewohner zu retten.
Für den großartigen Einsatz der Feuerwehrleute sei er dankbar: „Die Feuerwehrkameraden saßen erschöpft da. Zwei davon sind aber noch mal ins Haus gegangen. Es ist wirklich schlimm, so etwas von seinen Leuten zu verlangen.“
Im Rathaus organisiere man gerade Spenden und Hilfen für die betroffenen Familien. Nach der Evakuierung seien die obdachlosen Bewohner zunächst in der Turnhalle der Grundschule betreut worden, um schließlich privat untergekommen. Viele hätten keine Hausratsversicherung. „Sie stehen vor dem Nichts.“
Auf der Seite betterplace.me kursiert ein Spendenaufruf mit dem Titel Kinderhilfe nach Wohnhausbrand. Dort wird für eine Familie mit zwei Kindern gesammelt. In den sozialen Medien kursiert ein Spendenaufruf mit dem Titel „Hilfe für Nittendorfer Brand“. Dort können Menschen auf PayPal Geld senden.
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1 Kommentare
Wohnhausbrand in Nittendorf. Leider kommt in diesem Fall keine Hausratversicherung für den Schaden auf. Wäre schön, wenn Nittendorf versuchen würde, den Familien so schnell wie möglich bei der Wohnungssuche zu helfen. Es ist schon traurig, wenn man mit drei Kindern alles verloren hat und sich niemand darum kümmert, dass man wenigstens das Nötigste bekommt. MfG Meier