Brigitte Scharfs Lob für die medbo: “Warum klappt das bei den Kliniken Nordoberpfalz nicht?”
Erbendorf. Wenn es um die Altersvorsorge geht, kommt man an Brigitte Scharf nicht vorbei. Die Rentenberaterin, SPD-Kreis- und Bezirksrätin nimmt sich aber auch beim Thema Kliniken Nordoberpfalz kein Blatt vor den Mund.
Vom Bezirkstag sei sie anderes gewohnt, sagt Brigitte Scharf im Gespräch mit OberpfalzECHO. “Da werden wir jedes Jahr von medbo (Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz, die Red.)-Chef Helmut Hausner umfassend aufgeklärt, wie es um die sechs Bezirkskliniken steht.” Im Kreistag Tirschenreuth dagegen werde man über die Situation der Kliniken Nordoberpfalz AG in nicht öffentlicher Sitzung nur kurz und bündig darüber informiert, dass die roten Zahlen wieder gestiegen und die Lage sehr kritisch sei. “Bei der medbo läuft es genau andersrum. Da wird offen gesprochen und da passt alles”, wundert sich die SPD-Bezirksrätin.
57 Millionen Euro Rücklagen
Die Medbo habe seit Jahren keinerlei finanzielle Probleme, weiß die Bezirksrätin. Heuer hätten sie ihren 4000 Beschäftigten in den sechs Kliniken zum Beispiel den Inflationsausgleich gezahlt und dennoch 57 Millionen Euro an Rücklagen angehäuft. “Und die medbo hat, oh Wunder, keine Personalprobleme”, frotzelt Scharf. Derzeit könnten die sechs Häuser – ein siebtes kommt mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Weiden derzeit hinzu – sogar mit 20 Leuten über dem Stellenplan gewisse Ausfälle kompensieren. “Trotzdem braucht die medbo keinen Euro Zuschuss vom Bezirk.” Im Hinblick auf das Personal habe sie dem medbo-Chef den Tipp gegeben, dass man auch Rentner, die das wollen, über eine bestimmte Zeit weiterbeschäftigen könne. “Herr Hausner war sehr dankbar für den Hinweis.”
Hohe Meinung vom medbo-Chef
Im Gegensatz zu den medbo-Häusern suchten die Kliniken Nordoberpfalz AG seit Jahren händeringend Personal. “Sie könnten 80 Mitarbeiter einstellen und finden niemand, heißt es. Warum bekommen die Bezirkskliniken dann ausreichend Leute?” Scharf, eher rhetorisch: “Könnte es vielleicht an der Leitung und der Betriebsstruktur liegen?” Von medbo-Chef Helmut Hausner halte sie sehr viel. Er sei ein absoluter Fachmann und habe seine Häuser top in Schuss. “Und die medbo zahlt keine Beraterhonorare. Vielleicht liegt es ja auch daran?” Sie ärgere sich über den mantraartigen Hinweis im Kreistag, ja nichts Negatives über die Kliniken Nordoberpfalz zu sagen, um sie nicht schlecht zu reden. “Das ist doch Quatsch. Wenn was katastrophal läuft, muss ich es auch ansprechen. Das ist sogar meine Pflicht als Kreisrätin. Wenn was gut funktioniert, sage ich es doch auch.”
“Mehr zu tun als zuvor”
Die 65 Jahre alte Bezirksrätin ist zwar längst in Rente, habe aber heute “mehr zu tun als je zuvor”. Neben ihren politischen Ämtern im Kreis- und Bezirkstag berät sie für die Deutsche Rentenversicherung ehrenamtlich Menschen in allen Fragen ihrer Altersbezüge. “Seit viele Kommunen keine Rentenberater mehr haben, kommen immer mehr Leute zu uns Ehrenamtlichen. Ich hatte schon Frauen und Männer bis aus Auerbach und Regenstauf bei mir. Viele Leute wissen überhaupt nicht, was ihnen zusteht oder wie sie was in Anspruch nehmen können.” Ein Beispiel dafür sei die Flexi-Rente, nach der es auch für vorzeitig in Rente gehende Menschen keine Hinzuverdienstgrenze mehr gebe. “Das wissen viele gar nicht. Und viele von denen, die es wissen, hüten es wie ein Geheimnis, weil sie Neid und Missgunst fürchten.”
Weiter als Rentenberaterin
“Renten-Brigitte”, wie sie in Erbendorf, Krummennaab und Umgebung scherzhaft genannt wird, hätte schon eine Idee, wie die Rente erhöht und auf Dauer gesichert werden könnte. “Es geht kein Weg dran vorbei, dass alle, also auch Beamte und Selbstständige, in die Rentenkasse einzahlen. Das funktioniert in Österreich schon seit 15 Jahren.”
Unabhängig von ihrer Wiederwahl in den Bezirkstag (“ich würde es schon gerne noch fünf weitere Jahre machen”) wird ihr der Beraterjob bei der Rentenversicherung bleiben. “Die Gewerkschaft Verdi hat mich gefragt, ob ich nochmal fünf Jahre dranhänge.” Brigitte Scharf: “Ich kann ja so schlecht nein sagen.”
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