Irrungen und Wirrungen um Bahnhofs-Versteigerung

Windischeschenbach. Die Stadt Windischeschenbach hat den Bahnhof ersteigert. Bis sie das wusste, vergingen aber einige Tage. Jetzt wollen die Stadtväter das Gelände in das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept aufnehmen und den Schandfleck zu neuem Leben erwecken.

Von Udo Fürst

Bahnhof Windischeschenbach
Nach einigen Irrungen gehört das Bahnhofsgebäude jetzt der Stadt Windischeschenbach, die es in das städtebauliche Entwicklungskonzept integrieren will. Fotos: Fürst

Mit “Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen” oder „Der fast missglückte Versuch, einen Bahnhof zu kaufen“ könnte man die fast schon humoreske Geschichte überschreiben, die sich vor einigen Tagen in Berlin abspielte. Dort nämlich, im Auktionshaus Karhausen, sollte der Bahnhof der Zoiglhochburg Windischeschenbach unter den Hammer kommen. Weil die Stadt das altehrwürdige Gebäude ersteigern wollte, reiste Zweiter Bürgermeister Erich Sperber auf Geheiß von Rathauschef Karlheinz Budnik und des Stadtrats in die Hauptstadt.

Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde vorher vereinbart, dass ein Vertreter des Auktionshauses bis zu einem bestimmten Betrag für die Stadt mitbieten sollte, falls Sperber aus verkehrstechnischen Gründen zu spät kommen sollte. Nun beginnt der humorvolle Teil der Geschichte: der Vertreter Windischeschenbachs schaffte es trotzdem rechtzeitig und teilte dies den Karhaus-Verantwortlichen auch mit. Dennoch bot ein Mitarbeiter des Hauses telefonisch mit – ohne Wissen Sperbers. Vereinbarungsgemäß stieg dieser bei der Summe von 38.000 Euro aus und der unbekannte Bieter bekam für 500 Euro mehr den Zuschlag.

Bahnhof Windischeschenbach Zug  Bahn Verkehr

Anrufer überbietet Stadt Windischeschenbach

71 Objekte, meist ehemalige Bahn-Immobilien, kamen an jenem Tag im Auktionshaus Karhausen unter den Hammer, darunter als “Nummer 22” auch der Bahnhof Windischeschenbach. Für ihn gab es neben zwei schriftlichen Angeboten auch im mit 120 Bietern besetzten Saal reges Interesse. Die Versteigerung startete mit dem Mindestgebot von 14.900 Euro. Diese Summe wurde von etwa einem halben Dutzend Bietern im Saal sowie einigen am Telefon schnell verdoppelt.

Nach nur etwa fünf Minuten gab Sperber mit 38.000 Euro bereits sein letztes Gebot ab. Der Mitarbeiter der Karhausen AG, der glaubte, im Namen der Stadt zu bieten, legte schließlich noch 500 Euro drauf. Da aber die Telefonbieter unbekannt bleiben, kam erst im Nachhinein Licht ins Dunkel. Nicht die Stadt Windischeschenbach, sondern ein unbekannter Bieter hatte am Ende das Areal ersteigert, hieß es zunächst. Nun durfte in der Stadt kräftig gerätselt werden, wer denn der große Unbekannte sein könnte.

Schnell machte auch die Befürchtung, dass die Stadt so um viel Geld gebracht worden sei, schnell die Runde. Das aber weisen das Auktionshaus und Bürgermeister Karlheinz Budnik weit von sich. „Da weitere Interessenten für den Bahnhof mit geboten haben, kann man hier von maximal 500 Euro Mehraufwand sprechen“, teilte ein Sprecher von Karhausen mit.

Was wird aus Bahnhof Windischeschenbach?

Die Mindestgebote für die 71 Objekte lagen bei 3,05 Millionen Euro. Die Verkäufe summieren sich auf insgesamt 4,6 Millionen Euro. Der Bahnhof Windischeschenbach lag mit dem Zuschlag bei 38.500 Euro zwar über dem Durchschnitt, aber nicht an der Spitze. Im Gegensatz zu früher sind Bahnimmobilien nicht mehr zum Schnäppchenpreis zu haben. So fand der ehemalige Bahnhof von Mühlhausen-Ehingen in Baden-Württemberg (Mindestgebot 18.000 Euro) erst für 100.000 Euro einen neuen Eigentümer.

Laut Bürgermeister Karlheinz Budnik will die Stadt jetzt das Bahnhofsgelände in das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept aufnehmen und den Schandfleck zu neuem Leben erwecken. „Vorstellbar ist vieles – vom Café über ein Infozentrum bis hin zum Vereinsheim“, sagt Budnik.

Bahnhof Windischeschenbach

Bilder: Udo Fürst 

* Diese Felder sind erforderlich.