Bürgermeister und Landrat kämpfen um das Dialysezentrum: Doch es bleibt beim “Aus”

Tirschenreuth. Ende Februar gingen im Dialysezentrum Tirschenreuth die Lichter aus. In Briefen an Gesundheitsminister Klaus Holetschek machen sich der Bürgermeister der Kreisstadt und jetzt auch der Landrat für den Weiterbetrieb stark. Doch das "Aus" scheint tatsächlich besiegelt zu sein.

Krankenhaus Tirschenreuth Klinikum (5)
Im Krankenhaus Tirschenreuth war auch das Dialysezentrum untergebracht. Ende Februar hat es der Betreiber, das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation, geschlossen. Foto: Archiv/OberpfalzECHO

Ende Februar gingen im Dialysezentrum in Tirschenreuther Krankenhaus die Lichter aus. Der Betreiber, das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) sperrte die Einrichtung nach 22 Jahren zu. Doch die politisch Verantwortlichen der Stadt und im Landkreis wollen diesen Schritt nicht so einfach hinnehmen.

Bürgermeister Franz Stahl hatte Mitte März an Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek einen Brandbrief geschickt und auch Landrat Roland Grillmeier macht sich für den Weiterbetrieb des Zentrums stark. Er hatte sich schriftlich an den obersten Gesundheitshüter im Freistaat gewandt und um dessen Unterstützung gebeten. Doch wie OberpfalzECHO jetzt erfahren hat, wird es bei dem “Aus” bleiben.

Achtseitiger Brief

In seinem achtseitigen Papier hatte der Kreisstadt-Bürgermeister dargelegt, warum das Aus in seinen Augen nicht nachzuvollziehen ist. Der Rathauschef gibt gerne zu, dass ihn die Schließung auch emotional berührt. “Zu mir kamen Betroffene und sagten, dass sie Angst hätten, jetzt sterben zu müssen”, erzählt er. Denn alle 30 Patienten, die bislang in Tirschenreuth behandelt wurden, müssen jetzt nach Weiden. Mehr als 50 Kilometer einfache Fahrtstrecke wären das zum Beispiel von Bad Neualbenreuth aus.

“Die langen Anfahrtswege sind eine Riesenbelastung für die schwerkranken Menschen”, so Stahl. Das hat er in seinem Brief an Holetschek angemerkt. In dem Dialysezentrum wurden zudem Patienten behandelt, bei denen während ihres Krankenhausaufenthalts Nierenkomplikationen auftraten. “Die müssen jetzt auch mit dem Intensivkrankenwagen nach Weiden gebracht werden”, betont Stahl.

Viele Befürworter für einen Weiterbetrieb

Der Rathauschef versteht die Welt nicht mehr. Krankenkassen wie die AOK und die Kliniken Nordoberpfalz würden die Weiterführung der Einrichtung absolut befürworten, weiß er. Auch kein Wunder. Der Rückbau des Zentrums in eine normale Station würde, schätzt Stahl, wohl mehrere hunderttausend Euro kosten. Und mit der nephrologischen Praxis und DialyseCentrum Bayreuth würde außerdem schon ein kompetenter Betreiber Gewehr bei Fuß stehen. Die Nierenspezialisten unterhalten jetzt schon Praxen in der Richard-Wagner-Stadt, Kemnath, Bad Berneck, Hollfeld und Pegnitz.

Die Oberfranken haben bereits einen Zulassungsantrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) eingereicht. Denn die müsste grünes Licht dafür geben, damit die Türen des Zentrums wieder aufgehen. Doch Stahl ist skeptisch. Denn innerhalb eines zumutbaren 30-Kilometer-Kreises um Tirschenreuth liegt nicht nur das Zentrum in Weiden, sondern auch das in Marktredwitz. Beide Einrichtungen haben noch Kapazitäten frei und könnten die Tirschenreuth-Patienten versorgen.

Landrat bringt Sonderbedarf ins Spiel

Auch Landrat Roland Grillmeier macht sich in seinem Schreiben an den bayerischen Gesundheitsminister für einen Weiterbetrieb des Zentrums stark. Er schlägt vor, Tirschenreuth als Sonderbedarfs-Standort anzuerkennen. In seinen Augen “kann es nicht sein, dass ein funktionierendes und vor allem für die Dialysepatienten in unserem Raum dringend erforderliches Dialysezentrum geschlossen bleibt, zumal ja bereits eine mögliche Nachfolgeregelung gegeben wäre.”

Stirbt das Dialysezentrum, verliere der Landkreis ein weiteres Standbein der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum, ist er überzeugt. Und Grillmeier fragt sich: “Wo bleiben hier die gleichwertigen Lebens- und Versorgungsbedingungen zwischen Stadt und Land?”

Ministerium hat auf die Briefe reagiert

Das Gesundheitsministerium hat auf die Briefe aus Tirschenreuth zwischenzeitlich reagiert und bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) angeklopft. Die ist für die Sicherstellung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung zuständig. Dazu zählen auch die Dialysezentren. Die KVB hat dem Ministerium mitgeteilt, dass “sie entsprechend ihrem gesetzlichen Auftrag bestrebt sei, die wohnortnahe Versorgung der Patientinnen und Patienten auch für die Zukunft sicherzustellen”.

Eine Analyse habe dabei ergeben, dass diese durch umliegende Dialyseeinrichtungen in Weiden und Marktredwitz aufgrund dortiger freier Kapazitäten übernommen werden kann. “Nach den bundesrechtlichen Vorgaben ausreichend ist, wenn das Versorgungsangebot in angemessener Zeit und mit vertretbarem Aufwand erreichbar ist”, heißt es in der KVB-Stellungnahme weiter.

Darum schließt Tirschenreuth

Warum der Standort Tirschenreuth aufgegeben worden ist, macht die KfH in einer Pressemitteilung klar. Neben der erfolglosen Suche nach geeigneten Fachärzten sei auch “das wirtschaftliche Arbeiten insbesondere für kleine Einrichtungen wie in Tirschenreuth durch die hohen Vorhaltekosten für den laufenden Betrieb sowie die steigenden Kosten für Energie, Dialysematerialien und Personal zunehmend schwieriger geworden”, heißt es da.

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