“Bundesweit einmalig”: Betriebsratswahl bei Bäckerei Brunner

Wahlen beim Traditionsbäcker mit 750 Beschäftigten

Nordoberpfalz. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der Bäckerei Brunner mit 750 Beschäftigten soll ein Betriebsrat gewählt werden. Die Versammlung findet aufgrund der Pandemie an einem ungewöhnlichen Ort statt.

Auf dem Hof des Firmensitzes der Bäckerei Brunner in Weiden findet die Betriebsversammlung statt. Die Organisatoren müssen gewährleisten, dass alle 750 Beschäftigten anreisen können. Fahrtkosten muss der Arbeitgeber übernehmen. Bild: David Trott

Auf dem Hof des Firmengeländes Bäckerei Brunner nahe des neuen Festplatzes in Weiden geht die Betriebsversammlung am 6. März über die Bühne. Es wird eine riesige Veranstaltung. Die Bäckerei Brunner mit Sitz in Weiden beschäftigt 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 38 Filialen in ganz Ostbayern. Die Firma wurde 1958 in Weiden gegründet, ist jetzt also 64 Jahre alt. Ein Betriebsrat ist ein Novum.

750 Mitarbeiter unter freiem Himmel

So eine große Betriebsversammlung in Zeiten der Pandemie zu organisieren, ist eine Mammutaufgabe. “Das ist bundesweit einmalig in dieser Form”, sagt Dirk Stockfisch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Oberpfalz. Nur draußen sei es möglich, genügend Sicherheitsabstand zu halten und die Wahl ordnungsgemäß durchzuführen.

Erschwert werde die Situation noch dadurch, dass die 750 Beschäftigten über ganz Ostbayern verteilt seien. “Das ist bei der Größe und Struktur extrem schwierig”, so Stockfisch. Die Betriebsversammlung wird am 6. März im Hof des Firmensitzes in Weiden nahe des neuen Festplatzes durchgeführt. Zu dem Termin wird jedoch noch kein Betriebsrat gewählt, sondern die Wahlvorstände. Die Hürde sei da bei Betrieben in dieser Größe gerade in Pandemiezeiten sehr hoch, sagt der Gewerkschafter. Die eigentliche Betriebsratswahl kann dann per Post stattfinden. Bis dann letztendlich ein Betriebsrat seine Arbeit aufnehmen kann, dauere es bei der Betriebsgröße etwa zehn bis zwölf Wochen.

Wohl der Kollegen und des Unternehmens im Sinn

Sechs Mitarbeiter der Bäckerei haben zur Betriebsversammlung eingeladen. Einer davon ist Sebastian Seidl. Seit zwölf Jahren arbeitet der Bäckermeister bei dem Unternehmen in Weiden, gerade in der Abteilung für Brotteige. Um 18 Uhr beginnt er seine Schicht. Bei der Idee, einen Betriebsrat zu gründen, hat er natürlich das Wohl seiner Kolleginnen und Kollegen im Sinn, aber auch das des Unternehmens, sagt er.

“Das ist etwas komplett Neues”

“Wir haben aktuell unsichere Zeiten”, sagt Seidl. Das Bäckerhandwerk sei zwar eine krisensichere Branche, trotzdem gebe es viele Nachwuchsprobleme. Mit dem Betriebsrat wolle er auch die Attraktivität des Berufs erhöhen. Seidl sagt, es gebe viel Zuspruch, einige hätten aber auch Bedenken. “Das ist etwas komplett Neues.” Doch er ist zuversichtlich: “Ein Betriebsrat ist für ein Unternehmen absolut modern. Da sind wir für die Zukunft gut aufgestellt.” Dieser Meinung ist auch Stockfisch: “Das kann gerade in der Region Weiden ein großer Standortvorteil für den Arbeitgeber sein.”

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2 Kommentare

Manfred Tessmann - 17.02.2022

Großartig! Ich weise nur darauf hin, dass eine reine Betriebsratswahl per Brief möglicherweise – trotz Corona – nicht zulässig sein dürfte. In entfernten Betriebsteilen kann, nach Beschluss des Wahlvorstandes, per Brief gewählt werden. Rein vorsorglich empfehle ich aber, im Hauptbetrieb die persönliche Stimmabgabe!

Ich drücke den Beschäftigten die Daumen!

Arno Wirnitzer - 17.02.2022

Sehr gute Entscheidung, da könnten sich einige Betriebe in der Region ein Beispiel dran nehmen. Leider wird gerade in Inhabergeführten Firmen ein Betriebsrat immer noch als “Übel” angesehen und als nicht notwendig erachtet. Man sollte aber immer daran denken, dass ein Betriebsrat ein Vermittler zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern ist und das Wohl beider Seiten im Auge hat.
Zufriedene, motivierte Mitarbeiter sind das wertvollste Kapital eines Unternehmens!