Callcenter-Bande: Polizei nimmt “Polizisten” fest

Tirschenreuth. Ein Ermittlungserfolg für die Kriminalpolizei Weiden - ein Schlag gegen eine mutmaßliche Callcenter-Bande: Die Polizei hat einen Geldabholer "in flagranti" festgenommen, er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. 

Callcenter-Betrüger bringen auf besonders perfide Weise insbesondere ältere Menschen um ihre Ersparnisse. Mit verschiedenen Maschen gaukeln sie Notlagen von vermeintlichen Angehörigen vor oder geben sich als Amtspersonen, insbesondere Polizeibeamte aus. “Indem sie die Angerufenen unter Druck setzen, versuchen sie diese zur Herausgabe von Geld zu bewegen”, erklärt Polizeihauptkommissar Josef Weindl vom Polizeipräsidium Oberpfalz.

So etwas wäre Anfang März beinahe einer Tirschenreutherin (67) passiert. Die Täter waren manipulativ und organisiert: Mehrmals haben die selbsternannten “Polizeibeamten” die Frau angerufen, sie auf vermeintliche Einbrüche in der Nachbarschaft aufmerksam gemacht und sie in langen Gesprächen davon überzeugen wollen, ihr Bargeld und ihre Wertsachen in Sicherheit zu bringen. Am besten natürlich direkt in die Hände der “Polizisten”, die ihr Vermögen vor Einbrechern schützen wollen würden.

Um Bargeld und Wertsachen abzuholen, haben sie nach der Wohnadresse der Frau gefragt, ihr geraten alles bereitzuhalten und es vor ihrer Haustür zu deponieren. Die Frau soll laut Polizeiangaben Bargeld und Wertobjekte im fünfstelligen Wert von ihrer Bank geholt haben. Dank eines Hinweises ist es den Kriminalpolizisten aber gelungen, den falschen Kollegen festzunehmen, als er das Geld abholen wollte.

Haftbefehl und Anzeigen

Spezialkräfte hatten dem Mann schnell Handschellen angelegt, nachdem er bei der Adresse der Frau mit dem Auto vorgefahren war. “Bei dem Abholer handelt es sich um einen 39-jährigen Mann mit Wohnsitz in Unterfranken”, erklärt Weindl.

Ein Ermittlungsrichter der Staatsanwaltschaft Weiden hat gegen den Tatverdächtigen Haftbefehl erlassen. “Dieser befindet sich seitdem in einer Justizvollzugsanstalt in Untersuchungshaft. Der strafrechtliche Vorwurf lautet auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug, sowie auf Amtsanmaßung”, erklärt der Polizeisprecher. Zudem sei der Mann nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis.

Viele Warnungen: Wie schütze ich mich vor “falschen Polizeibeamten”? 

  • Setzen Sie bitte Familienangehörige und Nachbarn über diese Masche in Kenntnis!
  • Reden Sie offen in der Familie, insbesondere mit älteren, möglicherweise alleinstehenden Angehörigen, über dieses Phänomen!
  • Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über persönliche Verhältnisse!
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen zu einem Einbruch in der Nähe!
  • Übergeben Sie nie Geld an Unbekannte!
  • Staatliche Stellen fordern niemals auf diese Art und Weise Bargeld oder Wertgegenstände!
  • Deponieren Sie keine größeren Bargeldbestände zu Hause!
  • Finden Sie eine Vertrauensperson, mit der Sie jederzeit über Geld sprechen können.
  • Reden Sie vor Geldtransaktionen mit Ihrer Vertrauensperson.
  • Legen Sie bei derartigen Anrufen sofort auf! Verständigen Sie dann den Notruf 110 oder Ihre örtliche Polizei! Verwenden Sie hierfür niemals die im Display angezeigte Rufnummer, sondern die Ihnen bekannte.
  • Rufen Sie beim geringsten Zweifel den Polizeinotruf 110. Haben Sie keine Angst anzurufen!

“Lieber einmal zu oft den Notruf genutzt, als Opfer der Betrüger zu werden!”, sagt Polizeihauptkommissar Josef Weindl.

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