Chorgesang beim Flosser Liederkranz verstummt

Floß. Seit 11 Jahren konnte der Liederkranz 1862 keine ordentliche Generalversammlung mehr abhalten. Und auch weiterhin wird es erstmal keine Auftritte der Chorgemeinschaft geben.

Einer der letzten großen Auftritte des gemischten Chores des Liederkranzes 1862 unter Leitung von Erwin Löw zum Anlass des 150- jährigen Gründungsfestes im Jahre 2012. Foto: Fred Lehner

Was in den vergangenen drei Jahren im Wesentlichen aus Coronagründen nicht mehr möglich war, einen aktiven Chorgesang wie seit mehr als 150 Jahren zu pflegen, wird aller Voraussicht nach auch für die nächste Zeit der Fall sein. Vielfältig sind aber andere Gründe, die ein aktives Singen (Chorprobe) erschweren.

Überraschende Todesfälle

Einmal ist es die Veralterung des Chores, zum anderen sind überraschende Todesfälle eingetreten. Schließlich spielt auch die Gesundheit bisher aktiver Sängerinnen und Sänger eine wesentliche Rolle. Und was besonders schwer wiegt ist die Tatsache, dass es an Nachwuchs fehlt. Selbst wenn Chorleiter Erwin Löw sich nochmals überreden ließe, trotz bisheriger Absagen weiter den Taktstock zu schwingen, wird es schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Chorgemeinschaft in nächster Zeit auf die Beine zu stellen.

Seit 11 Jahren keine Generalversammlung

Mit diesen Umständen hat die Vorstandschaft mit Alfons Lehner, Zweiten Vorsitzenden Gerhard Mayer, Schatzmeisterin Lucie Meißner und Schriftführerin Ingrid Höllerer zu kämpfen. Was außergewöhnlich sein mag, ist auch die Tatsache, dass seit 11 Jahren keine Generalversammlung mit Neuwahlen und Ehrungen mehr abgehalten wurde. Immerhin stünde ein Mitglied, das dem Liederkranz 1862 seit nahezu 75 Jahren die Treue hält, zur Ehrung an.

Die Gründe für die jährliche Hinausschiebung der Generalversammlung lagen auf der Hand. Keines der 94 Vereinsmitglieder fand sich bisher trotz intensiver Werbung bereit, ein Ehrenamt im Verein, sei es in der Vorstandschaft oder im Ausschuss, zu übernehmen. Die Chormitglieder, derzeit sind es 17 aktive Sängerinnen und Sänger, waren sich bei ihrem Zusammentreffen daher einig, erst dann eine Generalversammlung abzuhalten, wenn eine nach der Satzung gewählte Vorstandschaft und Mitglieder im Ausschuss auf die Beine gestellt oder bestätigt werden kann. Sie soll an einem Sonntagnachmittag abgehalten werden.

Fehlender Proberaum

Schwierig wurde es auch in den letzten drei Jahren mit der Unterbringung des Chores für die Abhaltung von Singstunden. Bis zur Coronazeit im Jahre 2019 war der Chorraum im „Alten Pflegschloss“, dort wo auch das Heimatmuseum eingerichtet ist, hatte der Liederkranz im sogenannten „Sängerzimmer“ sein festes Zuhause. Der seit über 160 Jahren herausragende Kulturträger im Markt war es wert, so behandelt zu werden. Doch auch das hat sich geändert. Durch Schaffung und Einrichtung eines „Gerstl-Zimmers“ musste das Sängerzimmer aufgelassen werden.

Als Ersatz für einen Chorraum hatte der Markt Floß dem Verein, den früheren Unterrichtsraum der Freiwilligen Feuerwehr im neuen Rathaus oder zwei Räume im Erdgeschoss des Pflegschosses, darunter das Trauungszimmer, angeboten. In der vor kurzem abgehaltenen Zusammenkunft der Chormitglieder im Pflegschloss berichtete Vorsitzender Alfons Lehner sehr eingehend über diese Sachverhalte. Zur Kenntnis wurde auch genommen, dass Schränke und Ordner sowie Notenmaterial des Vereins in einem Nebenraum im Pflegschloss untergebracht wurden.

Erstmal kein Chorgesang

All diese Umstände führten dazu, dass sich die Sängerinnen und Sänger einstimmig entschieden, den Chorgesang weiter ruhen zu lassen. Interesse besteht aber dennoch, das fortzusetzen. So soll die Gesellschaft durch Zusammenkünfte fortgesetzt werden. Auch kleinere Tagesausflüge soll es geben. Damit wird ein Teil des satzungsgemäßen Zwecks des Vereins, die Pflege der Geselligkeit, erfüllt. Wenn der Liederkranz 1862 – er ist zweitältester Verein im Markt Floß – zu Feierlichkeiten aus Anlass der 1075-Jahrfeier, verbunden mit dem fünften Heimatfest oder zu Vereinsjubiläen in diesem Jahr eingeladen wird, sollen die Vorstandsmitglieder diesen Einladungen nachkommen und den Verein vertreten.

Zusammenhalt bleibt

Einig waren sich die Chormitglieder auch darüber, demnächst eine ordentliche Generalversammlung abzuhalten. Über die Tagesordnung müsse noch beraten werden. Durch die Tatsache, dass derzeit eine Chorarbeit durch Überalterung, Krankheit und Todesfällen aktiver Mitglieder nicht mehr fortgesetzt werden kann, wurde festgelegt, ab 1. April 2023 die Mitgliedschaft beim Fränkischen Sängerbunde zu kündigen.

Schließlich fand Vorsitzender Alfons Lehner auch Zustimmung dafür, dass aus Anlass des 160-jährigen Bestehens im Jahre 2022 keine Festlichkeiten abgehalten wurden. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar, hieß es in den Reihen der Mitglieder. Der Abschluss des Treffens der Chormitglieder ließ den unverrückbaren Zusammenhalt erkennen und war zuversichtlich, als der Sängerspruch „Eintracht, Liebe, froher Mut machen alle Dinge gut“ angestimmt wurde.

Die verstorbenen Mitglieder

  • Mathilde Mädl
  • Edith Lowak
  • Regina Schönweitz
  • Willibald Wirth
  • Hans Höllerer
  • Karl Pausch

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